Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Angie.« Er warf mir einen Blick zu. »Sind Sie Evan?«
Ich nickte. Mein Radar blinkte inzwischen wie verrückt.
Genau in diesem Moment ging mit einem lauten Klonk, das beim Umlegen eines Sicherungsschalters entsteht, das Licht aus.
34. Kapitel
Die Eingangshalle wurde dunkel, die Klimaanlage schaltete sich aus. Draußen auf dem Wilshire Boulevard blitzten die Scheinwerfer der Autos auf. Das Walkie-Talkie krächzte.
»Ich hab hier oben einen Stromausfall.«
»Ich auch.«
»Rufen Sie die Polizei«, sagte ich zu Archie. Dann zog ich meine Mutter am Arm. »Komm, wir gehen.«
Das Telefon auf Archies Schreibtisch klingelte erneut. Er nahm das Gespräch an. »Ja, Dr. Swayze.«
Ich zerrte meine Mutter zur Tür.
»He, Sie. Bleiben Sie stehen«, rief Archie.
Ich stemmte mich gegen die Tür, um den Seiteneingang zu öffnen, doch sie bewegte sich keinen Zentimeter. Archie hatte sie wieder verriegelt, nachdem wir drinnen waren. Im Halbdunkel beobachtete ich, dass er immer noch mit Swayze sprach und dabei eifrig nickte.
»Lassen Sie uns raus.«
Die Notbeleuchtung schaltete sich ein, und mehrere Strahler in den Ecken und Winkeln des Atriums blendeten uns mit ihrem kalten Licht. Irgendwo in den Eingeweiden des Gebäudes sprang ein Generator an. Die Monitore der Überwachungskameras zeigten wieder ein Bild. Archie, den das Licht der Monitore von unten her beleuchtete, erinnerte an einen verzauberten Frosch.
Er legte den Hörer auf. »Gehen Sie von der Tür weg.«
»Lassen Sie uns raus. Sofort.«
Er trat um den Schreibtisch herum. »Ich sagte, gehen Sie von der Tür weg.« Er kam auf uns zu.
»Neun eins eins. Drei Zahlen. Großer Gott, jetzt machen Sie schon.«
»Niemand verlässt das Gebäude. Sicherheitsvorschrift. Wir verriegeln sämtliche Türen, damit niemand mehr reinkommt.«
»Was hat Swayze zu Ihnen gesagt?«, fragte ich.
»Dass ich nicht auf Sie hören soll. Dass ich nicht auf Sie reinfallen soll, egal, was Sie mir erzählen. Gehen Sie von der Tür weg.«
»Ich versuche doch gar nicht, Coyote reinzulassen. Verstehen Sie denn nicht? Wir hatten gerade einen Stromausfall, und das bedeutet, dass Coyote schon drin ist.«
Er packte mich am Arm. Meine Mutter stürzte sich auf ihn.
»Nehmen Sie die Hände von meiner Tochter.«
Blitzschnell schnappte sie nach seiner Hand und zwickte ihn. Archie heulte auf und gab mich frei. Wir rannten los.
Die Tankstelle war hell erleuchtet, und vor dem Minimarkt stand eine Telefonzelle. Jesse stoppte direkt daneben.
Er hatte eine Handvoll Kleingeld im Getränkehalter, genug, wie er hoffte, um Evan in China Lake anzurufen. Der zweite Anruf sollte ans LAPD gehen. Er ging davon aus, dass er bis zum Hals in Schwierigkeiten steckte. Einen Tatort zu verlassen, der zudem noch das Versteck einer Serienmörderin war – die Cops waren sicher schon am Durchdrehen, und er hätte wetten können, dass Swayze es unterlassen hatte, anzurufen und alles zu erklären. Er wandte den Kopf und spähte zu dem Bürogebäude hinüber. Herauszufinden, was Swayze vorhatte, war Punkt Nummer drei auf der Liste.
Er erstarrte. Der Argent Tower war völlig dunkel.
Jesse ließ den Motor an, fuhr vor den Eingang und drückte auf die Hupe. Die Frau an der Kasse starrte zu ihm hinaus und runzelte die Stirn. Er winkte ihr zu, doch sie schüttelte den Kopf. Sie durfte nicht nach draußen gehen. Er griff sich seine Behindertenplakette und hielt sie so, dass die Frau sie sehen konnte. Endlich kam sie hinter der Kasse hervor und öffnete die Tür.
»Rufen Sie die Polizei«, rief er ihr zu.
Er war immer noch dabei, ihr zu erklären, was passiert war, als er schon halb aus der Tankstelle heraus war und sich mit quietschenden Reifen zwischen die Autos drängte, vor seinem geistigen Auge nur den großen, staubigen Pick-up mit dem Bullenfänger, der neben dem Wartungsraum in der Tiefgarage geparkt war. Um ihn herum hupte es. Er gab Gas und raste zum Argent Tower zurück.
Wir stürzten in das Halbdunkel hinein, am Empfang vorbei und auf die andere Seite der Eingangshalle.
»Es gibt hier eine Hintertür. Sie war auf dem Monitor einer Überwachungskamera zu erkennen.« Ich warf meiner Mutter einen Blick zu. »Wie hast du Archie eigentlich dazu gebracht, mich loszulassen?«
»Druckpunkt. Damit bringt man selbst randalierende Betrunkene zur Vernunft. Du solltest besser nie wieder über Flugbegleiterinnen schimpfen.«
Wir liefen einen Korridor hinunter, an dessen Ende wir auf eine verriegelte
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