Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Hochhäusern draußen schimmerte das Licht, und der Wilshire Boulevard schlängelte sich hinunter zum Meer. Ich spürte, wie meine Koordinationsfähigkeit zurückkehrte. Wenn ich mich zusammenkrümmte, konnte ich mich vielleicht ein Stück weit rollen. Ich hatte keine Ahnung, ob ich aufstehen konnte, aber vielleicht reichte es, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ich holte tief Luft und bewegte die Arme.
»Oh nein«, zischte sie.
Und dann drückte sie ein zweites Mal ab.
Als ich wieder zu mir kam, spürte ich, dass mir aus beiden Mundwinkeln Blut und Speichel gelaufen waren. Die Lichter draußen funkelten wie Sterne. Ich stöhnte. Außerdem hatte ich mich angepinkelt.
Ich hörte ein lautes, reißendes Geräusch, das mir in den Ohren wehtat. Als sich der Nebel vor meinen Augen lichtete, wurde mir klar, dass Swayze dabei war, meine Hände mit Klebeband an einen Stahlpfeiler zu fesseln. Sie machte einen sehr zielstrebigen Eindruck.
»Ob Sie es mir nun glauben oder nicht, aber ich bin auch nicht so ganz zufrieden damit, wie die Sache sich entwickelt hat.«
Ich bewegte die Beine, konnte aber keinen Halt finden, da ich auf dem Rücken lag und meine Hände über dem Kopf ausgestreckt waren. Swayze wickelte das Klebeband um meine Handgelenke und den Pfeiler. Meine Hände schmerzten und wurden allmählich taub.
»Ich wünschte, ich könnte Sie am Leben lassen.«
Dann hören Sie einfach auf. Ich versuchte, es laut zu sagen, doch meine Zunge und meine Lippen wollten mir nicht gehorchen.
»Aber diese Sache ist viel, viel größer als Sie oder ich. Ihr Vater würde das verstehen.«
Nein, stöhnte ich stumm.
Sie arbeitete konzentriert weiter. In dem schwachen Licht, das durch die Fenster hereinkam, konnte ich Schweißtropfen auf ihrer Stirn ausmachen.
»Sie haben großartige Gene. Vorausgesetzt, der Serum-Test auf das Prion ist negativ, könnten Sie und Jesse ein halbes Dutzend hochintelligenter Kinder haben.«
Ich schluckte und schmeckte Blut.
Swayze ließ jetzt das Klebeband fallen und riss an meinen Fesseln, um festzustellen, ob sie fest genug saßen. Sie hatte das Band fast einen halben Zentimeter dick gewickelt. Ich zerrte daran und spürte, wie es mir in die Handgelenke schnitt. Ich konnte mich nicht einen Zentimeter von dem Pfeiler wegbewegen.
Sie stand auf und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Sie wären nicht die Erste. Einige Ihrer Klassenkameraden haben hochintelligente Kinder geboren. Vor allem Abbie Hankins.«
Als sie Abbies Namen erwähnte, stiegen mir Tränen in die Augen.
»Ihre Tochter Dulcie hat einen IQ von 152 auf der Stanford-Bine-Skala, und das Kind im Vorschulalter zeigt Anzeichen für eine Savant-Begabung.«
Ich öffnete die Augen. Sie stand vor einem wackligen Tisch und legte ein paar Sachen darauf, darunter auch Jesses Glock. Ich musste an Tim Norths Ratschläge denken.
Regel Nummer eins für einen Kampf mit Pistolen: Bring eine Pistole mit.
Regel Nummer eins für einen Kampf mit Messern: Bring ein Messer mit.
Sie sah mich an. »Kennen Sie die Herkunft des Wortes Teratogenese? Die übliche Übersetzung ist Monstergeburt. In der Medizin bezeichnet man damit Stoffe, die Missbildungen beim Fötus verursachen.« Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und trat auf mich zu. »Aber die griechische Vorsilbe terato bedeutet nicht nur Monster.« Sie kauerte sich neben mich. Ihre Augen glänzten. »Sie bedeutet auch Wunder.«
Ihr Blick glitt über meinen Körper. Ich versuchte, die Knie anzuwinkeln.
»Sie haben das Ganze für eine Vertuschungsaktion gehalten, stimmt’s? Sie haben gedacht, Coyote bringt die Frauen um, weil sie dem Prion ausgesetzt waren. Die große böse Regierung versucht, ihren Dreck unter den Teppich zu kehren.« Sie lachte höhnisch. »Wie fantasielos.«
Swayze zog meine Bluse hoch. Ich versuchte, mich zu wehren, doch meine Beine wollten mir nicht gehorchen. Der Taser hatte mein Nervensystem lahmgelegt.
»Wenn es möglich wäre, ein Zuchtprogramm unter kontrollierten Bedingungen zu realisieren, wäre das eine aufregende Sache. Echte Teratogenesis. Wunderkinder.«
Sie legte ihre Hand auf meinen Bauch. Sie war warm.
»Doch meine Aufgabe ist es, die Situation zu korrigieren. Weibliche Personen, die sich damals bei der Explosion infiziert haben, sind ein Risiko für die Genome. Nachdem klar war, dass es eine Epidemie war, gab es keine andere Möglichkeit.«
Swayze strich über meinen Bauch. »Sie waren verseucht, verstehen Sie? Und sie
Weitere Kostenlose Bücher