SchmerzLust: Mein geheimes Leben als Domina (German Edition)
einen Anhaltspunkt für den Einstich der Nadel zu finden. Ich nahm das chirurgische Nähmaterial aus der Verpackung, stach die Nadel durch das sensible Fleisch und erntete ein wohliges Stöhnen als Belohnung. So ging es auch bei jedem weiteren Stich, den ich sicher durch die Vorhaut führte. Bald war alles perfekt zugenäht. Ich schnitt den Faden durch und verknotete die losen Enden. Reno wand sich stöhnend auf der Bank. Ich brauchte nur noch ein paarmal an der unter der Vorhaut liegenden Eichel zu spielen, ein bisschen darüberzureiben, und schon kam mein Gast laut und heftig.
Danach habe ich das Kunstwerk natürlich wieder entfernt.
IM FREIEN.
ANGEKETTET.
In der Zeit, die unmittelbar auf Alexanders nächtlichen Spaziergang und mein »Disziplinarverfahren« folgte, war er der perfekte Femdom-Mann, wie frau ihn sich wünscht: In meiner Abwesenheit erledigte er alle ihm aufgetragenen Arbeiten zu meiner Zufriedenheit – das liest sich wie ein Zeugnis, ich weiß –, und wenn ich aus dem Studio nach Hause kam, empfing er mich so, wie ein Sklave seine Herrin zu begrüßen hatte:
Alex saß nackt in unserem Wohnzimmer auf dem Boden. Den Hintern auf den Fersen, die Handflächen nach oben auf den weit geöffneten Oberschenkeln, sodass ich freie Sicht und freien Zugriff auf seine besten Stücke hatte. Wenn ich wollte. Rund um ihn herum herrschten Ordnung und Sauberkeit, auf dem Esstisch stand ein kleiner Snack, und ein heißer Tee wartete nur darauf, von mir getrunken zu werden. Kurz: Mein Freund war gehorsam, aufmerksam und anschmiegsam. Ich wusste auch, warum: Ich hatte ihn dominiert – eigentlich zum ersten Mal so richtig kompromisslos –, und das war genau das, wonach er immer gesucht hatte. Trotzdem gärte in mir noch immer sein Ungehorsam an jenem Abend, und ich wollte keine zu große Zeitspanne bis zur nächsten Übung verstreichen lassen. Außerdem wusste und spürte ich, dass Alexanders häuslicher Gehorsam mehr zu meinem Wohlbefinden als zu seinem beitrug und ihn das auf Dauer unzufrieden machen würde. Seine größte Motivation war die sexuelle Komponente unserer Spiele, unseres Zusammenlebens. Ich dagegen ging mehr und mehr in der Lebensphilosophie des Femdom auf und war begierig, so viel wie möglich darüber zu erfahren und mich mit Gleichgesinnten auszutauschen: im Internet, im Studio und bei Stammtischen in unserer Umgebung. Dabei nahm mich das Mentale so gefangen, dass ich die körperliche Seite manchmal gänzlich vergaß. Bis Alex mich daran erinnerte. Wahlweise in einem unserer zahllosen offenen Gespräche oder durch gezielte Provokation und Ungehorsam.
So war es für mich nur logisch, dass seine Aufmerksamkeit und Umsicht bald wieder nachließen. An einem Tag, an dem er weder aufgeräumt noch eingekauft hatte, weil ihn bloße Erledigungen schnell frustrierten, kam es dann wieder zum Eklat.
Es war ein Samstagnachmittag Mitte Oktober, also circa zwei Wochen nach der Aktion »Zu Fuß nach Hause – nackt!«, und ich fuhr vom Düsseldorfer Studio heim. Die Fahrt dauerte eine knappe Stunde, und ich nutzte sie wie immer sehr gern zum Nachdenken, Träumen und Planen. An diesem Tag war ich etwas genervt, weil ich völlig umsonst im Studio gehockt hatte, ohne dass ein Gast sich hatte blicken lassen. Wochenende – Familienzeit. Ein solch verlorener Tag war weder gut für die Psyche noch für die Haushaltskasse, und zum Abbau meiner Schulden taugte er schon gar nicht. Altersvorsorge? Zu diesem Zeitpunkt Fehlanzeige. Meine Zukunftsängste schlugen Purzelbaum. Ich brauchte dringend Ablenkung, ein Ventil. Bei diesem Gedanken fiel mein Blick auf ein Freibad am Straßenrand, das ich bereits seit vielen Jahren kannte. Direkt am Straßenrand. Meine Laune besserte sich augenblicklich, denn nun war es meine blühende Phantasie, die Purzelbäume schlug. Ich gab Gas, um schneller nach Hause zu kommen. Alexander lag auf der Couch und zappte sich durch gefühlte einhundert Kanäle, während ringsum das Chaos regierte: Das Bügelbrett stand mitten im Wohnzimmer, die zugehörige Wäsche lag – ungebügelt – auf sämtliche Möbelstücke verteilt. Auch der Staubsauger war nur als Dekoration, nicht aber als Arbeitsgerät aufgebaut worden. Klarer Fall: Alex hatte die Nase voll vom Haussklavendasein und sich für die Revolte entschieden. Ich sprach ihn direkt darauf an.
»Was soll das hier bedeuten? Du hattest Zeit genug, während ich weg war.«
»Ja, schon«, maulte Alex und fläzte weiterhin auf
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