SchmerzLust: Mein geheimes Leben als Domina (German Edition)
speziellen Gelüsten saßen – wenn vielleicht auch nicht ganz so speziell wie die unsrigen. Die beiden begannen sofort mit einer heftigen Knutscherei und hektischem Gefummel und verschwendeten überhaupt keinen Gedanken an ihre Umgebung. Vielleicht fühlten sie sich auch einfach nur gänzlich sicher und waren völlig von ihrer Geilheit beherrscht. Alex sah ihnen eine Zeit lang bei ihrem Treiben zu und massierte sich genüsslich. Als ihm einfiel, dass er ja die Order hatte, mit aufrechter Standarte zu Hause einzulaufen, spazierte er einfach unbemerkt an dem Auto vorbei und machte sich daran, im Schutz der Bäume die Straße hinunterzulaufen. Kurz darauf kam ihm ein Auto von unten entgegen, und er hechtete ein Stück den Hang hinauf, obwohl das seinen Fußsohlen nicht gut bekam. Clever, wie er war, wartete er dort zwei weitere Autos ab, bis sich seine Füße wieder beruhigt hatten, dann kehrte er auf den Asphalt zurück und joggte unbehelligt bis zu unserer Haustür. Der Rest ist Geschichte.
Ich hielt Alexander in dieser Nacht im Arm – selbst, als er schon längst eingeschlafen war. Auch heute denke ich noch oft an diesen Abend und die vielen privaten Sessions, die danach kamen, zurück.
MIT NADEL
UND FADEN
Anfangs saß ich in meinem ersten SM-Studio viel herum.
Nein. Das stimmt so auch nicht. Ich will damit sagen, dass ich zunächst einmal nur wenig zahlende Gäste hatte, was sehr frustrierend war, denn ich wollte ja nicht nur meiner neuen Obsession folgen, sondern musste auch Geld verdienen. Dennoch wurde mir die Zeit am Anfang nie langweilig. Es gab so viel zu lernen, zu sehen und mit den Kolleginnen im Austausch zu besprechen, dass jeder Tag sich letztendlich lohnte. Ich war entzündet von der Idee, mich mit Gleichgesinnten über eine Philosophie, eine Lebenseinstellung auszutauschen – es war derselbe Motor, der mich zuvor auch im Internet und bei SM-Stammtischen den Kontakt hatte suchen lassen. Zu meiner großen Enttäuschung stellte ich bald fest, dass nur sehr selten eine Kollegin so tickte wie ich. Viele, eigentlich die meisten, sahen ausschließlich die guten Verdienstmöglichkeiten und lebten privat SM-frei. Sie waren also nicht wirklich neigungsbetont. Sie folgten damit keinem Lebenskonzept und machten, was verlangt wurde – natürlich innerhalb ihres individuellen Rahmens – und Geld einbrachte. Auch ich lebe davon, Sehnsüchte zu erfüllen, aber ich habe schon sehr früh persönliche Tabus entwickelt, die ich aus Stolz oder Überzeugung oder aus beidem einfach nicht anbiete, selbst wenn ich das Geld gut gebrauchen könnte. Und damit meine ich nicht nur den Geschlechtsverkehr, sondern zum Beispiel auch die Praktik des Beschimpfens, die in einigen Rollenspielen weitverbreitet und häufig auch erwünscht ist. Ich beschimpfe oder erniedrige niemanden verbal. Ich spreche hier von Sätzen wie »Hast du mal in den Spiegel geschaut?« oder »Was willst du denn mit dem kleinen Schwanz anstellen?«. Es gibt einige Gäste, die darauf stehen, aber ich folge ihrem Wunsch auch dann nicht, wenn sie mich ausdrücklich darum bitten. Ich bin der Meinung, dass es andere Formen der Erniedrigung gibt, die im Augenblick nicht minder effektiv, aber auf Dauer psychisch nicht nachhaltig verletzend sind.
Na, jedenfalls suchte ich also Schwestern im Geiste . Das meine ich mit Gleichgesinnten. Ich war voller Ideale. Und bin es noch, aber gerade in der Anfangszeit kam noch die frische Euphorie dazu. Ich saugte alles auf, was sich mir bot, und erhielt allmählich ein immer deutlicheres Bild vom kommerziellen Sadomasochismus. Im Guten wie im Bösen.
Ich sprach häufig mit der bereits erwähnten Lady Dunya, weil wir meist zu denselben Zeiten anwesend waren. Ich habe ihr diesen Namen gegeben und verwende bewusst nicht ihren damaligen Künstlernamen, weil ich seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihr habe und nicht weiß, ob sie überhaupt noch in dem Job tätig ist.
Dunya war ausgebildete Krankenschwester und allein damit ein absoluter Reingewinn für jedes SM-Studio. Sie konnte auf eine langjährige Erfahrung im medizinischen Bereich zurückblicken und nutzte diese nicht nur für sich und ihre Gäste, sondern ließ auch Frauen daran teilhaben, die ihr sympathisch waren. Ich gehörte dazu. Sie war die ungekrönte Königin des weißen Bereichs, der Klinik. Ich wollte mich in dieser Sektion von Anfang an niemals etablieren – war aber an zwei medizinischen Handlungen äußerst interessiert: dem Nadeln und dem
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