SchmerzLust: Mein geheimes Leben als Domina (German Edition)
Deckung zu begeben, so wusste ich bereits, wie ich es ahnden würde. Zuerst sollte er jedoch seine Chance haben.
»Wir sehen uns, mein Sklave.«
Mit diesen Worten entfernte ich mich bereits von Mann und Geländer. Alexander, der immer noch damit beschäftigt gewesen war, eine halbwegs komfortable Masturbationstechnik zu entwickeln, sah mich ungläubig an. Fast dümmlich. Dabei war es immer seine Intelligenz, die mich an ihm beeindruckte. Sein Vermögen, Dinge zu erklären und auf den Punkt zu bringen. Seine unglaubliche Offenheit, seine ständige Gesprächsbereitschaft. Ach, wie ich ihn für all das liebte! Übereinstimmend standen Domina und Weibchen Arm in Arm da und schauten stolz auf ihr Produkt. Dann drehte ich mich noch einmal kurz um, winkte und rief euphorisch:
»Schau mal, da kommt der Bus!«
Perplex winkte Alex zurück, bevor er sich auf den Bus konzentrierte.
Ich setzte mich in mein Auto – und fuhr weg.
Da Alexander im Rahmen seines Streiks auch nicht eingekauft hatte, nutzte ich die Zeit und fuhr zum Einkaufszentrum, das circa einen Kilometer entfernt lag, um unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Außerdem schwebte mir für den Abschluss des Abends oder besser: der Nacht ein guter Rotwein vor. Wobei ich meinem Diener, der er dann hoffentlich wieder war, wohl besser Glühwein hätte besorgen sollen.
Beschwingt betrat ich den großen Supermarkt und achtete darauf, dass mein Mantel nicht aufschlug und mein bizarres Outfit preisgab. Meine Haut prickelte beim Gedanken an das Spiel, das ich gerade spielte, und ich fühlte mich herrlich lebendig. Der Mann an der Brottheke flirtete mit mir, ließ mich ein Stück Apfelkuchen probieren und wünschte mir einen schönen Abend. Sein Lächeln zum Abschied war fast ein bisschen wehmütig. Beinahe hätte ich laut gelacht! Wie er wohl reagiert hätte, wenn er gewusst hätte, dass ich meinen Lebensgefährten nackt am Schwimmbad angekettet hatte? Das war die Art Doppelleben, die ich seit Monaten so sehr liebte: Ahnungslose kreuzten den Weg der sadistischen Domina, nur für kurze Zeit, und behandelten sie wie die nette junge Frau von nebenan. Die ich übrigens auch immer war, bin und bleiben werde. Ich bin nicht weniger nett, freundlich und sozialverträglich, nur weil ich meiner wundervollen Neigung privat und beruflich nachgehe. Ich bin ein warmherziger Mensch – selbst dann, wenn ich eine Peitsche in der Hand habe oder jemanden in einen Käfig sperre. Ich bin es deshalb auch dann, weil mein »Opfer« letztendlich nur das von mir bekommt, was es möchte und erwartet. Zugegeben, mit der Vergabe von Strafen und Belohnungen gehe ich äußerst kreativ um: Zwar halte ich mich an die im Vorgespräch getroffenen Go’s und No Go’s und das vereinbarte Codewort, aber was wann passiert, das entscheide nur ich allein. Wo wäre denn sonst der Kick für meinen Gast? Und erst recht für mich?
Bei Alexander war es dagegen schon etwas anderes: Auch ihn zwang ich nicht zu Dingen, die er gar nicht ertragen wollte oder konnte, aber ihn, meinen Leibeigenen und Lebensgefährten, brachte ich ständig an den Rand seiner Grenzen und erweiterte sie stets ein wenig. So, wie man ein Gummiband mehr und mehr dehnen kann, wenn man es behutsam tut. Man muss nur aufpassen, dass es nicht reißt, dann ist das Spiel vorbei. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, dass ich an genau diesen Punkt mit Alex geraten würde. Ich wollte meine neue Welt in vollen Zügen auskosten, so viel wie möglich lernen und am liebsten alles ausprobieren, was mir begegnete, solange es mir und uns nur gefiel.
Ich spürte die Süße des Apfelkuchens noch auf der Zunge, als ich mit meinen Einkäufen wieder im Auto saß und den Rückweg zum Freibad einschlug. Ich muss sagen, dass mir vor Aufregung das Herz beinahe bis zum Hals klopfte. Was würde ich vorfinden? Einen Menschenauflauf? Geballte Entrüstung? Polizisten, die mich wegen Misshandlung, Nötigung, Freiheitsberaubung mitnehmen würden? Keinen Alex, weil er sich befreit hatte? Auch hier galt wie so oft: Im Kopfkino lief der beste Film!
Aufmerksam nahm ich meinen Rückweg wahr: Unter einer bereits brennenden Laterne zündete sich ein Mann mit einem dunkelbraunen Irish Setter an der Leine eine Zigarette an und inhalierte den Rauch. Nur wenige Autos und wieder der Bus, dieses Mal aus der anderen Richtung kommend.
Ich näherte mich dem kleinen Parkplatz. Ein Menschenauflauf war schon mal nicht zu sehen. Gut. Blieben noch einzelne Gesetzeshüter und
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