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Schmerzspuren

Titel: Schmerzspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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wurden.«
    Ich bin lauter, als ich will. Deshalb schalte ich einen Gang zurück.
    »Kann ja sein. Natürlich war es netter mit Philipp. Aber ich könnte durchaus ohne ihn spielen, wenn ich wollte. Will ich aber nicht mehr. Schule und Band, das ist schon genug.«
    »Sport ist aber nicht ganz unwichtig.«
    »Ich fahre Skateboard. Das ist auch Sport.«
    »Pass auf, wahrscheinlich müssen wir eh noch bis Ende des Jahres bezahlen, selbst wenn wir jetzt kündigen. Bis dahin kannst du es dir ja noch überlegen. Und solange wir bezahlen, gehst du auch hin, klar?«
    Sie dreht sich wieder dem Spülbecken zu. Ihre letzte Frage klang nicht so, als ob sie wirklich eine Antwort will.
     
    Am Nachmittag trifft sich wieder die T-Shirt-Truppe. Die Mädchen waren schon fleißig. Sie haben wie wild gebatikt und Perlen gestickt. Johanna hat auf ein Shirt ganz viele
Knöpfe genäht. Sieht eigentlich gut aus. Eigentlich. Zwei Knöpfe sind direkt auf Brustwarzenhöhe. Voll fies. Ich kann da kaum hingucken. Schnell nehme ich mir ein eigenes Shirt vor. Aus meiner Tasche krame ich den Plastikschlüssel mit der Klinge. Ich stülpe den Stoff über ein Brett und ziehe über das Rückenteil feine Linien. Sofort klafft der Stoff auseinander. Ganz glatt trennt die Klinge die Fasern. Geräuschlos fressen sich die Schnitte durch das Material. Am Ende habe ich 15 waagerechte Schnitte. Das sieht endgeil aus. Vorn mache ich nur in der Mitte drei senkrechte Narben. Ich frage die kleine Carla, ob sie das Shirt mal anziehen will. Sie tut mir den Gefallen und ich bin total begeistert. Sie ist es auch.
    »Schenk ich dir«, sage ich großzügig.
    Sie guckt mich mit großen Augen an, die mich an Frolic erinnern.
    »Echt?«
    »Ich mache doch die Musik zu der Aufführung. Außerdem interessiert mich so ein Modemist nicht. Wollte nur mal was ausprobieren.«
    Sie freut sich riesig und ich ärgere mich. Eigentlich doof von mir.Wenn ich das Teil auch nicht selber anziehen kann, hätte ich es doch wenigstens behalten können. Ich hätte es ja rahmen und in mein Zimmer hängen sollen.
    Als ich am Abend noch so ein T-Shirt machen will, reißt natürlich der Stoff. Ich habe die Schnitte zu eng nebeneinander gesetzt. Vielleicht ist die Klinge auch schon ein bisschen stumpf. Als ich das Shirt vom Tisch nehme und in die Ecke feuere, sehe ich, dass ich leider meinen Schreibtisch auch geritzt hab. Er sieht verwundet aus. Scheißdreck.
Ich hole mir Schmirgelpapier aus dem Keller. Wie wild rubbel ich auf der Stelle rum. Die Platte sieht danach erst richtig wund aus. Ganz stumpf und matt. Irgendwie tot. Ich ärgere mich. Und ich kann mir schon diese ganze Fragerei vorstellen, die deswegen auf mich zukommt.
    Ben, was hast du denn gemacht? Was sollte das denn? Der Schreibtisch war teuer. Immer gehst du so liederlich mit deinen Sachen um. Wir haben doch keine Geldmaschine im Keller. Am besten holen wir die Möbel für dich vom Sperrmüll, dann ist es nicht schade drum.
    Immer wieder streiche ich mit der Hand über die Fläche. Bis meine Haut dünn wird.
     
    Meine Mutter ist bereits beim Tischabräumen. Ich habe schon die ganze Zeit gewartet.
    »Du hast wohl deinen Schreibtisch zur Werkbank umfunktioniert, oder? Ich hatte aber noch so eine Schreibtischunterlage im Keller. Die hab ich draufgelegt. Kannst du dir ja mal angucken. Ich finde die ganz gut.«
    Sprachlos gehe ich hoch. Auf meinem Tisch liegt eine schwarze Lederunterlage. Oder Lederimitatunterlage. Es sieht echt gut aus. Außerdem steht noch eine schwarze Lederschale für Stifte da. Ich lege meinen weißen Plastikschlüssel rein. Perfekt.
     
    Das Plakat springt mich an. Ich mache die Tür zum Jugendhaus auf und es leuchtet mir entgegen.
    Band-Contest.
    In acht Wochen steigt hier ein großes Konzert. Gesucht wird die beste Newcomerband. In zwei Wochen ist Anmeldeschluss.
Irgendwas gibt es auch zu gewinnen. Aber das interessiert mich nicht. Wir könnten endlich vor Publikum spielen. Unsere eigenen Songs. Das wär der Hammer.
    Benny, Tom, Max und Lea kommen wie immer zu spät.
    Lea simst schon wieder. Wen textet die eigentlich ständig so voll?
    »Wo bleibt ihr denn? Ich warte schon ewig. Habt ihr das Plakat gesehen? Das ist unsere Chance.«
    Die andern haben das Plakat natürlich nicht gesehen. Ich erkläre ihnen schnell, um was es geht.
    »Du willst auftreten? Jetzt schon? Das ist doch total bescheuert. Mit unserem Rumgeschrammel blamieren wir uns total«, ätzt Tom rum.
    »Dann hör doch mal auf zu schrammeln und lern

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