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Schmerzspuren

Titel: Schmerzspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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daran geglaubt, dass es funktioniert.
    »Kann ich nicht hierbleiben? Oma redet doch eh kaum mit mir. Und wenn, dann nur über meine zu langen Haare. Außerdem glaube ich, dass sie sich vor ihren Mitinsassen für mich schämt.«
    »Das sind keine Insassen. Das ist schließlich keine Haftanstalt«, mahnt meine Mutter.
    »Irgendwie schon. Die haben da doch alle lebenslänglich. Auch wenn das vielleicht nicht mehr so lang ist,.«
    Ich sehe aus den Augenwinkeln, dass meine Mutter leicht grinsen muss. Ihr entrüstetes »Ben!« klingt nicht wirklich glaubwürdig. Und auf einmal sagt sie tatsächlich: »Okay, dann bleib hier. Ich kann verstehen, dass das für dich nicht ganz so prickelnd ist. Vielleicht hast du ja Spaß dran, das ganze Laub aus dem Pool zu fischen.«
    Sie fahren tatsächlich ohne mich.
    Ich kraule ein paar Bahnen durchs Wasser, fische dabei ein paar Blätter raus, die mir entgegenkommen. Anschließend lasse ich mich - in T-Shirt und Badehose - auf der Wiese trocknen. Wenn ich jetzt Lea anrufen könnte, wär das die Chance, unsere geilen T-Shirts fertig zu machen und morgen zur Probe mitzubringen. Oder ich könnte mit ihr zusammen den Pool entlauben. Oder Musik hören. Oder weiter an dem Song texten. So viel Zeit und nur eine blöde Nummer fehlt mir.
    Ehe ich zu lange drüber nachdenke, schnappe ich mir mein Handy und simse Max an.
    Gib mir mal die Nummer von Lea.

    Ewige zwanzig Minuten später kommt ein blödes Warum?
    Ich habe eine super Idee.
    Weil die gestern hier ihre Sonnenbrille vergessen hat.
    So! Soll Max sich doch wund denken, was Lea hier gemacht hat.
    Prompt kommt die Nummer.
    Und dann traue ich mich nicht. Ich habe nämlich null Bock, dass Lea sich irgendwas Falsches denkt, wenn ich mich jetzt melde. Das wär mir peinlich. Je länger ich die Gedanken hin- und herschiebe, umso sicherer bin ich: Lea wird nichts falsch verstehen. Sie gehört nicht zu den Zicken, die kichern, weil man sie im Bus zufällig anrempelt. Die man höchstens drei Sekunden angucken darf, weil sie bei Sekunde vier gleich mit zwei Freundinnen tuschelnd auf dem Klo verschwinden.
    Sie meldet sich sofort.
    Ich habe mir den Text schon zurechtgelegt.
    »Ich wollte mit den Shirts anfangen. Hast du Lust, mir zu helfen?«
    Sie überlegt kurz. Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig.
    »Alles klar, bin in einer halben Stunde da.«
    So einfach ist das manchmal.
     
    Sie hat ganz gute Ideen. Wir zerschneiden die T-Shirts unterschiedlich. Mal quer, mal längs, mal nur am Oberarm, mal machen wir nur einen Schnitt längs. Sie bremst mich immer wieder. Ich bin richtig in Fahrt. Aber wahrscheinlich hat sie recht, dass weniger mehr ist und wir
sonst völlig abgerissen aussehen. Als ihr Handy piept, guckt sie noch nicht mal drauf.
    »Ich muss weg. Bis zur nächsten Probe. Die andern werden bestimmt stauen.«
    Sie rafft ihre Sachen zusammen und ist raus, ehe ich Tschüs buchstabieren kann.
     
    Es ist eine »2 +«. In fetter roter Tinte steht das unter meiner Mathearbeit. Mir fällt ein Stein vom Herzen, mit dem man einen Tsunami auslösen könnte. Ich bin echt happy. Das hätte gerade noch gefehlt, dass ich die auch wieder versemmel. Obwohl - ich gucke mir die angestrichenen Fehler an. Super ärgerlich. Absolute Flüchtigkeitsdinger. Wenn ich mir vor Aufregung nicht fast in die Hose gemacht hätte, wär locker eine 1 drin gewesen. Wie blöd. Vielleicht das nächste Mal.
     
    Die Jungs sind von unserem neuen Outfit natürlich total hingerissen. Benny zieht gleich sein Hemd aus und das neue Shirt an. Lea guckt absichtlich weg. Ich gucke absichtlich hin. Der hat echt eine Wampe. Und es scheint ihm völlig schnurz zu sein. Max zieht sein Modell übers Shirt. Schade. Die Hühnerbrust hätte Lea sich auch mal angucken können. Lea hat ihres schon an. Mit einer weißen Hose dazu. Echt cool. Dazu diese dunkle Stimme. Perfekt. Die andern sind völlig baff, als sie unsern neuen Text hören. Wir sind wirklich super fleißig. Ich sehe überhaupt keine Probleme mehr, wenn ich an den Contest denke. Das wird einfach hammerhart. Während wir eine Melodie zu dem neuen Lied suchen, muss ich immer wieder
zu Tom gucken. Er ist ganz konzentriert bei der Sache und lässt die Basssaiten nur so flattern. Wie Schüsse peitschen die Töne durch den Raum. Bennys Gitarre kreischt dazu. Er ist echt nicht der Schnellste. Aber er kann die Töne superlang halten, kostet sie bis zur letzten Sekunde aus. Ich kann gar nicht genug bekommen von unserem Sound. Max hat sich

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