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Schmerzspuren

Titel: Schmerzspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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im Mund? Hier ist Lea.«
    Das Brötchen in meinem Mund quillt auf. Ich weiß nicht wohin mit dem matschigen Monster.
    »Bist du jetzt an der Wolldecke erstickt?«
    Ich spucke den klebrigen Bissen in meine Hand und räusper mich.
    »Nein, nein, ich lebe noch. Musste nur kurz mit meinem Frühstück kämpfen.«
    »Ich hoffe, du hast gewonnen. Was machst du heute?«
    Die Frage irritiert mich. Meine Zunge imitiert jetzt das Brötchen und scheint aufzuquellen.
    »Weiß noch nicht«, bringe ich raus.
    »Das trifft sich. Ich habe mir überlegt, dass wir vielleicht an einem neuen Song schreiben könnten. Wenn wir wirklich bei diesem Wettbewerb mitmachen wollen, müssen wir aus dem Quark kommen,.«

    »Gute Idee«, sage ich ganz kühl.
    »Perfekt. Ich ruf noch die andern an, dann können wir uns ja in einer Stunde bei dir treffen, oder?«
    Keine gute Idee.
    Ich habe unbemerkt einen großen Fetzen Nagelhaut mit den Zähnen abgerissen. Es tut höllisch weh.
    »Vielleicht sollten wir erst mal allein anfangen und gucken, ob uns was einfällt. Wenn wir hier alle durcheinanderquatschen, kommt bestimmt nicht viel raus,.«
    »Okay«, antwortet Lea sofort.
     
    Als sie eine Stunde später in meinem Zimmer sitzt, bin ich nervös. Ich sehe, wie ihre Blicke alles abtasten. Ich hole schnell einen Block und einen Stift raus.
    »Dann schieß mal los.«
    Sie lässt sich auf den Boden fallen. Ich setze mich neben sie. Nach einer Stunde haben wir noch nicht sehr viel. Lea hat auf ihrem Blatt stehen:
    Glaub nicht, was du siehst,
wenn du in meinen Augen liest.
    Sei mal kurz still,
weil ich jetzt Tschüs sagen will.
    Wenn die Katzen fauchen,
muss ich untertauchen,
muss endlich neue Wege finden,
mich nicht mehr an dich binden.
Der neue Tag beginnt schon in der Nacht.
    Lass mich gehn,
weil ein Traum in mir lacht.
Ich finde das nicht so gut. Ich finde das gar nicht gut. Was soll das mit »Tschüs sagen« und mit den neuen Wegen? Soll das so ein Abschieds-Herz-Schmerz-Scheiß sein?
    »Find ich, ehrlich gesagt, etwas kitschig«, sage ich vorsichtig.
    »Das Leben ist kitschig«, sagt Lea ernst. Dann schweigen wir beide ungefähr fünf Stunden. Bis sie lacht.
    »Ben, sei doch nicht so ernst. Das ist nur ein Text. Reimt sich nicht schlecht, oder? Außerdem ist das auch ein Song, den man bei Gelegenheit ganz gut seinen Eltern vorsingen kann.«
    So habe ich das noch gar nicht gesehen. Ich stehe schnell auf und drehe mich weg, räume Bücher vom Schreibtisch ins Regal.
    »Musst du jetzt dein Zimmer aufräumen?«
    »Quatsch.«
    »Super, dann können wir vielleicht noch ein Eis essen gehen.«
    »Können wir machen. Wir müssen eh noch in die Stadt. Unser Bühnen-Outfit kaufen.«
    Sie guckt mich fragend an und ich erzähle ihr von der T-Shirt-Aktion in unserer Schule. Lea ist sofort begeistert.
    »Ich kaufe zwar nicht gern neue Klamotten, aber fünf weiße T-Shirts sollten wir kriegen.«
    Im Flur treffen wir auf meine Mutter.
    »Ist der nächste Hit schon fertig?«
    Als hätte ich ihr erzählt, dass wir einen Hit nach dem andern schreiben. Wie blöd.

    »Der Song steht fast, jetzt kümmern wir uns um unsere Optik. Ben hatte eine tolle Idee.«
    Meine Mutter guckt erstaunt.
    »Für tolle Ideen ist in diesem Haus sonst ausschließlich meine Mutter verantwortlich«, ätze ich.
    Meine Mutter ignoriert das.
    »Klingt, als bräuchtet ihr eine kleine Finanzspritze«, sagt sie zu Lea.
    Die nickt vorsichtig. Meine Mutter drückt mir tatsächlich 20 Euro in die Hand.
    »Könnt ihr ja von der ersten Gage zurückzahlen.«
    Immerhin kriegt Lea ein »Danke« raus.
     
    Fast eine Stunde muss ich Lea bequatschen, dass wir langärmelige Shirts nehmen. Sie findet die kacke.
    »Die werden total schnell labberig. Außerdem schwitzt man da total drin«, mault sie rum.
    »Deswegen machen wir ja Lüftungsschlitze rein.«
    »Dann werden sie noch labberiger.«
    »Lea, das war meine Idee und wir machen das jetzt so. Ende der Diskussion.«
    Ich hätte nicht übel Lust, ihr mal kurz meinen linken Unterarm zu zeigen. Aber sie fügt sich auch so. Als wir uns bei H&M endlich durch die Samstagskassenschlange gewühlt haben, muss Lea nach Hause. Oder zumindest weg. So genau sagt sie das nicht. Ich bringe sie noch zur Bushaltestelle. Als sie einsteigt, fällt mir auf, dass ich sie immer noch nicht nach ihrer Telefonnummer gefragt habe. Aber morgen muss ich eh mit meinen Eltern Oma besuchen und am Montag haben wir schon Probe.

    Es ist nur ein kurzer Versuch von mir. Ich habe überhaupt nicht

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