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Schmerzverliebt

Schmerzverliebt

Titel: Schmerzverliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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nichts zu tun haben wollen …«
    Sebastian stöhnt. »Bitte nicht wieder dieses Thema, es kommt mir aus den Ohren raus!«
    »Gut, gut. Ich höre ja schon auf. Doch Pias Bruder wird ihr davon erzählen, das ist nur eine Frage der Zeit. Besser wär’s, sie würde es von dir erfahren.«
    »Mann, du tust ja selbst, als hätten wir was zu verbergen! Du machst doch nichts Schlimmes. Das sagst du mir zumindest jeden Tag! Und das stimmt doch auch, oder?«
    »Natürlich.« Er drückt die Zigarette aus. »Aber man kann jede Sache eben von zwei Seiten sehen.«

11 Pia
    Ich schaffe es gerade noch, die Tränen so lange zurückzuhalten, wie ich brauche, um die nasse Wäsche aufzuhängen, mich in meinem Zimmer einzuschließen und auf mein Bett zu werfen.
    Da klingelt mein Handy: Conny. Ich kann es auf dem Display sehen. Bestimmt will sie wissen, ob ich Benne schon wegen ihrer Nachhilfe-Verabredung gefragt habe. Soll sie ihn doch selbst ansprechen!
    Ich lasse es klingeln und nach einer Weile gibt sie auf.
    Wenig später klopft meine Mutter an und fordert mich durch die geschlossene Tür auf, doch zum Abendbrot zu kommen.
    »Keinen Hunger mehr«, sage ich.
    Sie geht wieder, ohne mich noch einmal zu bitten.
    Ich stehe auf, setze mich auf die Fensterbank und stecke mir eine Zigarette an. Mein Zimmer liegt zur Straßenseite, hier bekommen sie nicht mit, dass ich rauche, wenn sie auf der Terrasse sitzen. Das ist das Gute an meinem Zimmer. Ansonsten mag ich es nicht besonders, es ist kleiner als Bennes und hat keine Schrägen, wodurch es auch nicht so gemütlich ist. Aber es ist mein Zimmer. Trotz allem fühle ich mich hier wohl, jedenfalls glaube ich, dass ich es vermissen würde, wenn ich mal nicht mehr hier wäre.
    Als kleines Kind habe ich einmal meine ganzen Sachen in zwei Plastiktaschen gepackt und beschlossen auszuziehen. Meine Eltern haben mir die Haustür aufgehalten und »Tschüss« gesagt. Dann stand ich draußen. Es war kalt und dunkel, und oben in meinem erleuchteten Fenster lehnte Benne und rief: »Dein Zimmer gehört jetzt auch noch mir!« Ich hab furchtbar geheult, und irgendwann haben sie mich wohl wieder reingelassen, erinnern kann ich mich daran nicht mehr. Vermutlich haben sie mich in die Arme genommen und ganz fest an sich gedrückt. Sie haben bestimmt gesagt, dass sie sich freuen, weil ich doch bei ihnen bleiben wolle, und dass sie mich ganz lieb hätten, weil ich ja ihre Tochter sei, ihre einzige, liebste und beste.
    »Das haben sie ganz bestimmt gesagt«, murmele ich und wiege mich dabei auf dem Fensterbrett hin und her. Dennoch geht mein Puls hoch, mein Hals fühlt sich wie zugeschnürt an, ich spüre, dass ich schwitze. Um mich zu beruhigen, greife ich nach Teddy Fritz, erzähle auch ihm, dass sie mich ganz bestimmt getröstet haben, drücke ihn an mich. Es nützt nichts. Mein Blick fällt auf die brennende Zigarette. Man kann sie sich auf die Haut drücken. Sich ein Brandzeichen setzen. Wie bei einer Kuh. Es wird eine ganz neue Schmerzerfahrung sein. Ich schließe die linke Hand zur Faust und fasse die Zigarette wie einen Stempel. Meine Finger zittern dabei, aber es gelingt mir, den glühenden Stab bis auf wenige Millimeter an meinen Handrücken heranzuführen. Ich senke den Kopf, will genau hinsehen, würde am liebsten eine Lupe nehmen, um genau verfolgen zu können, wie die ersten Härchen versengt werden, die helle Haut sich rot verfärbt und der Schmerz in meinen Körper eindringt. Der Abstand zwischen Hand und Zigarette wird geringer. Tu es, Püppi!
    Aber es wird eine Narbe entstehen, die ich kaum werde verbergen können. Man wird sie lange sehen und als Brandwunde identifizieren, niemand wird mir eine wegoperierte Warze oder einen entzündeten Mückenstich abnehmen.
    Es ist die Angst vor Entdeckung, die mich zögern lässt. Plötzlich ist der Augenblick, in dem ich es hätte tun können, vorbei. Asche fällt auf meine Hand, und in einem natürlichen Reflex schüttele ich sie ab, ziehe die Hand weg und werfe die Zigarette aus dem Fenster.
    Sekunden vergehen, in denen ich einfach nur dasitze und auf meinen Atem horche. Ich kann es also auch lassen.
    Doch statt Erleichterung zu verspüren, wird meine Wut auf mich selbst noch stärker. Ich beginne mich selbst zu beschimpfen: zu feige, zu blöd, unfähig. Außerdem habe ich nicht mal einen richtigen Grund, es zu tun, ich tue es nur, weil ich mich nicht ausstehen kann, und ich kann mich nicht ausstehen, weil ich mir das antue!
    Ich hole aus und gebe mir eine

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