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Schmerzverliebt

Schmerzverliebt

Titel: Schmerzverliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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sie bei mir eingezogen war, eine Party für das Wochenende angekündigt und alle Mitschüler eingeladen. Obwohl sie mich sonst nicht besuchten, wollten sie sich das natürlich nicht entgehen lassen. Auch Lukas wollte kommen, in den ich damals so verschossen war. Und nun schien er sich, was ich nie zu träumen gewagt hätte, tatsächlich für mich zu interessieren. Wahnsinn, wie er mir an dem Tag, an dem die Party stattfinden sollte, von der Wiese, auf der die Jungs im Freibad lagerten, zugrinste! Ich erinnere mich genau, wie ich vor Leichtigkeit mehrmals am Beckenrand entlangtanzte und mich dann übermütig nach hinten ins Wasser fallen ließ. Wenn ich jetzt daran denke, kann ich die glatten Fliesen unter meinen Füßen spüren, ich schmecke den Chlorgeschmack des Wassers und fühle den kühlen Luftzug, der oben auf dem Fünfer wehte. Conny saß unten und traute sich nicht. X-beinig auf den rot bemalten Betonklötzen hockend, kaute sie Kaugummi mit offenem Mund und knibbelte sich die sonnenverbrannte Haut von der Nase. Ich fühlte mich leicht wie ein Vogel, träumte zum ersten Mal von vielen Freunden und einer Musikerkarriere. Als ich an jenem Abend heimfuhr, war ich so glücklich, dass ich lauthals alle möglichen Popsongs sang, mein Fahrrad im Slalom über die Straße lenkte und die letzten Meter freihändig fuhr, bereit, die ganze Welt zu umarmen.
    Unsere Katzen erwarteten mich schon. Pablo war ein großer, dicker Tigerkater mit rotbraunem, fast angoraweichem Fell und einer wunderbaren Zeichnung, Mohrle dagegen eine schlanke Dame, tiefschwarz, hochbeinig mit weißen Pfötchen und ebensolcher Schwanzspitze. Pablo saß oben auf der Mülltonne und streckte mir zur Begrüßung schnurrend seinen Kopf entgegen, Mohrle zwängte sich maunzend durch die Ritzen im Gartentor und strich mir um die Beine.
    Ehrlich gesagt, hatte ich die Tiere in dem ganzen Trubel ein wenig vernachlässigt, hatte das Futter zu unregelmäßig und die Streicheleinheiten fast gar nicht verteilt. Ich bückte mich, um wenigstens die Zärtlichkeiten nachzuholen, als auch schon Lukas und André die Straße herunterkamen. Sie hatten einen Ghettobluster bei sich, aus dem laute Musik schallte, und kaum hatten sie sich zu mir gestellt, nahmen meine Katzen Reißaus. Mir war das in dem Moment egal, denn ich freute mich über Lukas’ Anwesenheit.
    Die Katzen vermisste ich erst am Abend nach der Party. Conny hatte mir tagsüber beim Aufräumen geholfen und war anschließend mit Kopfschmerzen nach Hause gegangen. Lukas und ich hatten die Nacht zusammen verbracht, aber trotz seines Versprechens, sich auf jeden Fall zu melden, hatte er sich weder blicken lassen noch angerufen. Die ungute Ahnung, dass es ihm nur um schnellen Sex mit mir gegangen war, machte sich breit und in unserem großen Haus fühlte ich mich plötzlich sehr allein. Mir war danach, meine Nase in Pablos weiches Fell zu drücken oder mich von Mohrles Schnurren in den Schlaf wiegen zu lassen. Also begann ich sie zu suchen: im Schlafzimmer, im Keller, im Wäschekorb, in den Schränken, unter der Couch, im Garten, in der Hütte, auf dem Dach, im Komposthaufen, im Wäldchen hinterm Haus, im alten Bahnhof, auf dem Kornfeld, auf der Straße und nochmals in allen Zimmern, in den Kellerräumen, der Waschmaschine, den anderen Schränken, dem Garten, der Hütte, dem Wäldchen hinterm Haus …
    Keine Spur von ihnen. Ich beschloss, die Nacht abzuwarten, setzte darauf, sie am nächsten Morgen miauend vor der Haustür sitzen zu sehen. Hundemüde und überdreht konnte ich nicht schlafen, dachte an Lukas, wechselte zwischen Freude und Leid, zappte mich bis drei Uhr durch die Fernsehprogramme, kontrollierte halbstündlich die Haus-und Terrassentür in der Hoffnung, die beiden Tiere dort sitzen zu sehen, und schlief schließlich irgendwann erschöpft auf der Couch ein. Am nächsten Morgen tat mir der Nacken weh, trotzdem sprang ich sofort auf und rannte zur Tür. Nein. Keine Katzen. Wenn wenigstens eine wiedergekommen wäre! Eine! Wieder begann meine Suche. Schließlich schellte ich bei Conny. Meine Freundin beruhigte mich: »Die kommen schon wieder. Die hatten keine Lust auf Party, Krach und viele Leute. Die machen einen Ausflug oder fangen Mäuse. Hey, Püppi, Kopf hoch! Katzen, die frei rumlaufen, die bleiben schon mal länger weg. Es ist schließlich Sommer!«
    Sie überredete mich, mit ihr in den Ort zu radeln, Eis zu essen und anschließend Leckerchen für die zwei Vermissten zu kaufen. »Du wirst sehen,

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