Schmetterball
wackelte Michael auf seinem Stuhl hin und her. Jabali kraulte sich im Nacken, wie er es meistens tat, wenn er angestrengt
nachdachte.
Noch dreieinhalb Minuten, dann war es entschieden! Und zack! Überboten!
»Mist!«, fluchte Michael und wollte sofort höher bieten.
Doch Ilka hielt ihn zurück. »Warte noch!«
Michael gehorchte, auch wenn es ihm schwerfiel. Es juckte ihm in den Fingern, das Angebot zu erhöhen. Schon einige Male war
es ihm passiert, dass er zu spät geboten hatte. Er wollte sich das Angebot auf keinen Fall entgehen lassen. Nicht, dass es
ihm letztendlich jemand wegschnappte, der nur 50 Cent mehr bot oder so.
Michael wartete. »Jetzt?«, fragte er.
Ilka schüttelte den Kopf. »Nerven behalten!«
»Oh Mann«, stöhnte Jabali.
»Aber jetzt!« Michael hielt es nicht mehr aus.
»Ich sag dir, wann«, bestimmte Ilka. Kühl sah sie auf den Monitor und wandte den Blick nicht von derUhr, die die Sekunden zählte und anzeigte, dass es nur noch 35 Sekunden bis zum Auktionsende waren.
21 Sekunden vor Auktionsschluss rief Ilka: »Jetzt!«
Den Höchstbetrag, der für sie infrage kam, hatte Michael schon vorher eingetippt. Jetzt musste er nur noch klicken. Das Bild
auf dem Monitor baute sich neu auf und zeigte an: »Auktion beendet. Herzlichen Glückwunsch. Sie haben den Artikel ersteigert!«
»Jippiee!«, schrie Michael.
Jabali war so begeistert, dass er dem Monitor vor lauter Glück sogar einen Kuss gab!
»Den machst du aber gleich wieder sauber, ja?« Michael drückte ihm augenblicklich ein Spezial-Reinigungstuch in die Hand.
Jabali nahm das Tuch, klopfte aber erst mal Ilka anerkennend auf die Schulter. »Voll das Pokerface, ey!«
Ilka schmunzelte und merkte, wie die Anspannung von ihr abfiel.
Auch Michael lobte sie: »Toll gemacht, Ilka!«
»Ich weiß gar nicht, was ihr alle habt«, grinste Ilka. »So steigere ich immer!«
Aber sie wussten auch, dass sie damit nur den ersten Schritt geschafft hatten.
Noch war ungewiss, wie lange es dauern würde, bis das Geld per Überweisung beim Verkäufer ankam und wie schnell der den Artikel
dann per Post versenden würde. Ob der Speedball tatsächlich rechtzeitig zum Turnierbeginn in Lennarts Hand liegen würde, war
also alles andere als klar.
Michael bat den Verkäufer per E-Mail sofort um dessen Kontodaten und teilte ihm sicherheitshalber sogar noch seine Handynummer mit.
»Notfalls laufe ich persönlich zum Verkäufer und hole den Schläger dort ab«, bot Jabali sich an.
»Na klar!«, lachte Michael. »Der Verkäufer wohnt ja nur 550 Kilometer von hier entfernt. Am besten, du rennst schon mal los!«
Das Turnier beginnt
Michael saß zwischen Linh und Jabali in der ersten Reihe der Zuschauertribüne in der Stadthalle. Er legte sein Handy nicht
aus der Hand und schaute alle paar Minuten aufs Display, als ob es dadurch endlich klingeln würde. Er wartete nun schon seit
vier Tagen vergeblich auf eine Nachricht des Verkäufers, der ihm die Kontodaten mitteilen sollte, damit Michael den Schläger
bezahlen und der Verkäufer ihn versenden konnte. Aber der hatte sich bislang weder per Handy noch per E-Mail gemeldet. Zweimal schon hatte Michael ihn per Mail angemahnt, auf die Dringlichkeit hingewiesen. Vergeblich. Es herrschte
nichts als Funkstille.
»Immer noch nichts?«, fragte Jabali.
Michael schüttelte den Kopf.
»Was ist denn das für ein Typ?«, fragte sich Jabali. »Erst bietet er etwas zum Verkauf und dann meldet er sich nicht.«
»Wenigstens hast du noch nichts bezahlt«, tröstete Linh.
Aber Michael fand, das war ein schwacher Trost. Er wollte seinen Fehler wiedergutmachen und Lennart helfen. Und nun machte
die lahme Tröte von Verkäufer ihm einen Strich durch die Rechnung.
»Ihr habt Lennart doch nichts erzählt, oder?«, vergewisserte er sich noch mal. Es sollte schließlich eine Überraschung werden.
Und schon gar nicht wollte er bei Lennart falsche Hoffnungen wecken.
Das Turnier war gut besucht. Nur noch vereinzelt gab es freie Plätze. Gleich würde Lennarts erstes Spiel beginnen. Mit seinem
Ersatzschläger hatte er noch intensiver trainiert, trotzdem war es fraglich, ob die Zeit genügt hatte, sich an den neuen,
alten Schläger zu gewöhnen.
Seine Freunde wussten, wie wichtig dieses Turnier für Lennart war. Und sie ahnten, wie viel schwieriger ein erneuter Turniersieg
ohne seinen Speedball werden würde. Jetzt verfolgten sie gespannt seinen ersten Auftritt. Für die Fünf Asse war es
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