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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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hatte, wusste ich, dass sie auch grazil, vorsichtig und präzise sein konnten. Ich hatte Fantasien von diesen Fingern.
    Außerdem war ich hin und weg davon, dass seine Augen, wann immer er sprach, funkelten, als wäre es der beste Tag seines Lebens. Und davon, dass er sich mit dem ganzen Körper zu mir herüberbeugte, wenn ich etwas sagte, eine Geste, die zeigte, dass er interessiert zuhörte. Niemand hatte sich mir je auf diese Weise mit dem ganzen Körper zugewandt.
    Der Sommer zog sich dahin und jeder Tag war qualvoller un d wundervoller als der vorige. Cricket fing an, Zeit mit mir, Lindsey, meinen Eltern und sogar mit Norah zu verbringen, wenn sie gerade da war. Er betrat meine Welt. Aber wann immer ich versuchte, seine zu betreten, reagierte Calliope feindselig. Kalt. Manchmal tat sie so, als wäre ich nicht im Zimmer oder ging sogar, während ich etwas sagte. Zum ersten Mal zog ihr Bruder ihr jemanden vor, und das nahm sie mir übel. Ich raubte ihr den besten Freund. Ich war eine Bedrohung.
    Anstatt sie damit zu konfrontieren, zogen wir uns in die Sicherheit meines Hauses zurück.
    Nur … er unternahm immer noch nichts. Lindsey vermutete, dass er auf den richtigen Moment wartete, auf etwas Bedeutendes. Zum Beispiel meinen Geburtstag. Seiner ist genau einen Monat nach meinem, auch der zwanzigste des Monats, deshalb hatte er ihn sich immer merken können. An jenem Morgen sah ich voller Zuversicht ein Schild, das er an seine Scheibe geklebt hatte: HAPPY LOLA-DAY! JETZT SIND WIR WIEDER GLEICH ALT!
    Ich beugte mich aus dem Fenster. »Einen Monat lang!«
    Er erschien mit einem Lächeln und rieb die Hände aneinander. »Aber es ist ein guter Monat.«
    Â»Du wirst mich vergessen, wenn du sechzehn bist«, neckte ich ihn.
    Â»Kann gar nicht sein.« Seine Stimme schnappte über und brachte mein Herz ins Wanken.
    Andy übernahm Betsys Nachmittagsausgang, sodass wir machen konnten, was wir wollten. Cricket begrüßte mich zur üblichen Zeit und hob zwei Pizzaschachteln über den Kopf. Ich wollte gerade sagen, dass ich noch ganz satt vom Mittagessen war, als mir ein anderer Gedanke kam. »Sind die leer oder voll?«, fragte ich listig. Ich hatte so eine Ahnung, dass es hier nicht um Pizza ging.
    Er öffnete eine Schachtel und grinste. »Leer.«
    Â»Ich war schon Jahre nicht mehr da!«
    Â»Geht mir genauso. Das letzte Mal wahrscheinlich mit dir und Calliope.«
    Wir rannten den Hügel hinunter, auf den Park am anderen Ende unserer Straße zu – den, der eigentlich gar nicht zählte, weil er winzig und zwischen zwei Häuser gequetscht war –, einen weiteren Hügel hinauf, an dem Schild mit der Warnung ERWACHSENE NUR IN BEGLEITUNG VON KINDERN vorbei und ans obere Ende der Seward-Street-Slides.
    Â»Ach herrje.« Ich war ein wenig erschrocken. »Waren die immer schon so steil?«
    Cricket klappte die Schachteln auseinander und legte sie – längs und mit der schmutzigen Seite nach unten – je auf eine der beiden Betonrutschbahnen. »Ich nehme die linke.«
    Ich setzte mich auf meine Schachtel. »Tja, Pech für dich. Die rechte ist schneller.«
    Â»Quatsch. Die linke gewinnt immer.«
    Â»Sagt der, der mit sechs Jahren das letzte Mal hier war. Behalt die Arme am Körper.«
    Er grinste. »Diese Kratzer und Abschürfungen habe ich wohl kaum vergessen.«
    Wir zählten bis drei und legten los. Die Rutschen sind kurz und schnell. Wir rasten nach unten und bemühten uns dabei, nicht zu schreien, um die Seward-Hexe nicht zu stören – die gemeine alte Frau, die Leuten Schimpfwörter an den Kopf warf, wenn sie sich zu laut amüsierten, weshalb das Rutschen nur umso mehr Spaß machte. Crickets Füße flogen als Erstes von der Rutsche, dann sein Hinterteil. Er kam mit einem dumpfen Knall am Boden auf und wir bogen uns vor Lachen.
    Â»Ich glaube, mir qualmt der Hintern«, sagte er.
    Ich verkniff mir den naheliegenden Kommentar, dass seine Hose diese Tatsache schon im Juni mehr als deutlich gemacht hatte.
    Wir blieben eine halbe Stunde und teilten uns die Rutsche mit zwei bekifften Typen Mitte zwanzig und einer Spielgruppe aus Müttern und Vorschulkindern. Wir warteten gerade hinter den Müttern, um ein letztes Mal zu rutschen, als ich ein Kichern hinter mir hörte. Ich warf einen Blick über die Schulter und stellte fest, dass drei Mädchen aus meiner Schule dazugekommen waren. Mein

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