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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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nicht darüber, aber ich merkte, dass sie ihm zu schaffen machte.
    An einem Freitag nach der Schule zeigte er mir ein Video des »Swiss Jolly Ball« – eines mechanischen Wunders, das er in einem Museum in Chicago gesehen hatte. Seit Calliopes eisigem Verhalten hatte ich sein Haus nicht mehr betreten. Ich hoffte, dass das mit dem Video eine Ausrede war, um mit mir in sein Zimmer zu gehen, aber sein Laptop stand im Wohnzimmer. Cricket setzte sich auf eine Seite des Zweiersofas, sodass der Platz neben ihm frei war. War das eine Einladung? Oder eine nette Geste, weil er mir die größere Couch im Zimmer überließ?
    WARUM WAR DAS ALLES BLOSS SO SCHWER?
    Ich ließ es drauf ankommen und setzte mich neben ihn. Cricket startete das Video, und ich rutschte näher an ihn heran, als würde ich dann besser sehen können. Ich konnte mich überhaupt nicht konzentrieren, aber als die silberne Kugel des Apparats durch mehrere Tunnel raste, Glöckchen klingeln ließ und über die Bahnen sauste, lachte ich trotzdem. Ich rückte immer näher heran, bis ich auf der Ritze zwischen den Kissen saß. So konnte ich den winzigsten Hauch seines Schweißes riechen, aber das war nicht schlecht. Es war alles andere als schlecht. Und dann streiften sich unsere Handrücken und mir blieb das Herz stehen.
    Er war ganz still.
    Ich räusperte mich. »Machst du morgen was Besonderes zu deinem Geburtstag?«
    Â»Nein.« Er legte nervös die Hand in den Schoß. »Nichts. Ich mache gar nichts.«
    Â»Okay …« Ich schaute auf seine Hand.
    Â»Calliope hat morgen irgend so ein Eislaufding. Was wieder ein Nachmittag mit miesem Essen an der Eisbahn, Schlittschuhverkäufern und kreischenden Mädchen bedeutet.«
    War das eine Ausrede, um mir aus dem Weg zu gehen? Hatte ich mich die ganze Zeit geirrt? Ich ging aufgewühlt nach Hause und rief Lindsey an. »Quatsch«, sagte sie. »Er mag dich.«
    Â»Du hast ihn nicht erlebt. Er benimmt sich in letzter Zeit so komisch und ist total verschlossen.«
    Trotzdem traf ich mich am nächsten Morgen mit Lindsey, um ein Geschenk für ihn zu besorgen. So leicht wollte ich nicht aufgeben. Ich konnte nicht aufgeben. Ich wusste, dass er für ein Projekt einen Schraubenschlüssel in einer unüblichen Größe brauchte und dass er Schwierigkeiten hatte, ihn im Internet zu finden. Den ganzen Tag grasten Lindsey und ich die Fachgeschäfte der Stadt ab, und als ich am Abend stolz nach Hause kam, weil ich einen gefunden hatte, keimte wieder etwas Hoffnung in mir auf. Und dann sah ich sie.
    Eine Party in vollem Gange.
    Im Haus der Bells war es laut und es wimmelte von Leuten. In den Erkerfenstern hingen Lichterketten mit kleinen bunten Lampions. Das war keine Party in letzter Sekunde, sondern eine geplante. Eine geplante Party, zu der ich nicht eingeladen worden war.
    Wie gelähmt blieb ich stehen, am Boden zerstört, den winzigen Schraubenschlüssel in der Hand, und ließ den Anblick auf mich wirken. Ein Haufen Mädchen eilte an mir vorbei und die Treppe hinauf. Wie hatten die Zwillinge in so kurzer Zeit so viele neue Freunde finden können? Die Mädchen klopften an, Calliope öffnete und begrüßte sie mit fröhlichem Gelächter. Und dann sah sie mich, wie ich vom Bürgersteig zu ihr aufsah.
    Sie hielt inne und verzog dann das Gesicht. »Was ist? Unsere Party ist dir wohl nicht gut genug?«
    Â»W-Was?«
    Â»Weißt du, nachdem du so viel Zeit mit meinem Bruder verbracht hast, hättest du wenigstens mal kurz reinschauen und ihm gratulieren können.«
    Mir schwirrte der Kopf. »Ich war nicht eingeladen.«
    Calliope machte ein überraschtes Gesicht. »Aber Cricket hat gesagt, du könntest nicht kommen.«
    Wumms. Autsch. »Ich … Er hat mich nicht gefragt. Nein.«
    Â»Hm.« Sie beäugte mich unsicher. »Na dann. Tschüs.«
    Die lavendelblaue Tür fiel ins Schloss. Verletzt und gedemütigt starrte ich sie an. Warum wollte er mich nicht dabeihaben? Ich stolperte ins Haus, riss die Vorhänge vors Fenster und begann bitterlich zu schluchzen. Was war passiert? Was stimmte nicht mit mir? Warum mochte er mich nicht mehr?
    Um Mitternacht ging sein Licht an. Er rief meinen Namen.
    Ich versuchte, mich auf die katastrophale Leere in meinem Innern zu konzentrieren. Er rief noch mal meinen Namen. Ich wollte es ignorieren, aber wie konnte ich das? Ich öffnete mein

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