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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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Gespräch anzufangen, aber … seine Nähe weichte mein Gehirn auf und lähmte meine Zunge. Und ihm erging es nicht besser.
    Also winkten wir stattdessen.
    Wir hatten uns vorher nie durch unsere Fenster zugewunken, aber es war ja klar, dass jeder von uns wusste, dass der andere da war. Also waren wir gezwungen, uns ständig zu begrüßen, ohne etwas sagen zu können, obwohl wir uns in Wirklichkeit alles Mögliche sagen wollten.
    Erst nach ein paar Wochen änderte sich diese qualvolle Situation. Ich verließ gerade das Haus mit Betsy, als Cricket nach Hause schlenderte – in dieser Nadelstreifenhose, und seine Haare sahen aus, als versuchten sie, den Himmel zu berühren.
    Schüchtern blieben wir stehen.
    Â»Nett, dich zu sehen«, begann er. »Draußen. Statt drinnen. Du weißt schon.«
    Ich lächelte, damit er wusste, dass ich verstand, was er meinte. »Ich gehe eine Runde mit dem Hund. Du hättest nicht zufällig Lust …«
    Â»Doch.«
    Â»â€¦ mitzukommen?« Mein Herz pochte.
    Cricket wandte den Blick ab. »Klar, wir könnten uns auf den neusten Stand bringe. Das sollten wir.«
    Ich blickte ebenfalls weg und bemühte mich, nicht rot anzulaufen. »Willst du das da vorher loswerden?«
    Er hielt eine Papiertüte vom Eisenwarenladen in der Hand. » OH . Ja. Einen Moment.« Er raste die Treppe zum Haus hinauf, blieb aber auf halber Höhe stehen. »Rühr dich nicht vom Fleck«, fügte er hinzu. Dann flitzte er hinein und war Sekunden später wieder da, in der ausgestreckten Hand zwei knallfarbene Lutscher.
    Â»Nicht gerade aufregend«, sagte er. »Tut mir leid.«
    Â»Nein, ich liebe diese Dinger!« Dann wurde ich wirklich rot, weil ich das Wort »lieben« benutzt hatte.
    Unsere Zungen färbten sich apfelgrün, aber wir redeten so lange, dass sie wieder rosa waren, als wir zu Hause ankamen. Das Gefühl in mir wuchs. Wir fingen an, uns jeden Nachmittag um die gleiche Zeit über den Weg zu laufen. Er gab vor, gerade irgendetwas besorgt zu haben, ich gab vor, überrascht zu sein, und dann begleitete er Betsy und mich auf unserem Spaziergang.
    Eines Tages kam er nicht. Ich blieb enttäuscht vor seinem Haus stehen und blickte die Straße hinauf und hinunter. Betsy zog an der Leine. Dann sprang die Haustür der Bells auf, und Cricket stürmte so schnell herunter, dass er fast mit mir zusammenprallte.
    Ich grinste. »Du bist spät dran.«
    Â»Du hast gewartet.« Er rang die Hände.
    Wir hörten auf, uns etwas vorzumachen.
    Cricket bestimmte meinen Tagesablauf. Den Zeitpunkt, zu dem ich meine Vorhänge öffnete – zur selben Zeit wie er –, damit wir uns einen Guten Morgen wünschen konnten. Wann ich zu Mittag aß, damit ich ihm beim Essen zusehen konnte. Wann ich das Haus verließ, um mit ihm spazieren zu gehen. Wann ich Lindsey anrief, um ihr haarklein von unserem Spaziergang zu berichten. Und den Zeitpunkt nach dem Abendessen, zu dem Cricket und ich plauderten und schließlich unsere Vorhänge zuzogen.
    Nachts lag ich im Bett und stellte mir vor, wie er in seinem lag. Ob er wohl auch an mich dachte? Malte er sich aus, wie er in mein Zimmer schlich, so wie ich mir ausmalte, in seines zu schleichen? Wenn wir im Dunkeln anstatt bei Tag allein wären, würde er dann den Mut finden, mich zu küssen? Ich wollte, dass er mich küsste. Schließlich war er der Junge. Er sollte den ersten Schritt tun.
    Warum tat er bloß nicht den ersten Schritt? Wie lange würde ich noch warten müssen?
    Diese fieberhaften Gedanken hielten mich den ganzen Sommer über wach. Morgens wachte ich schweißgebadet auf, ohne mich erinnern zu können, wann ich endlich eingeschlafen war und was ich geträumt hatte. Nur drei Wörter schwirrten mir in seiner Stimme durch den Kopf: »Ich brauche dich.«
    Brauchen .
    Was für ein mächtiges, beängstigendes Wort. Es gab meine Gefühle für ihn wieder, aber meine Träume legten es ihm jede Nacht in den Mund.
    Ich brauchte es, dass er mich berührte. Ich war besessen von der Art, wie seine Hände stets in Bewegung waren. Wie er sie aneinanderrieb, wenn er aufgeregt war, oder wie er manchmal nicht anders konnte, als zu klatschen. Wie er geheime Botschaften auf dem linken Handrücken trug. Und von seinen Fingern: Lang, leidenschaftlich und stürmisch, aber da ich ihm häufig beim Bauen seiner Apparate zugesehen

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