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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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mir überdimensionale rote Broschen geheftet, die wie Schusswunden aussehen, und blutrote Bänder schmücken meine Arme und meine natürlichen Haare. Ich protestiere damit gegen die Großwildjagd in Afrika.
    Â»Du klingst niemals blöd«, versichere ich ihr. »Außerdem trage ich nicht seine Turnschuhe.«
    Â»Ich hab dir schon mal gesagt, ich will mit niemandem zusammen sein.« Aber sie klingt jetzt nicht mehr so überzeugt.
    Â»Ich unterstütze dich immer, egal, wofür du dich entscheidest. Das weißt du doch, oder?«
    Lindsey vergräbt ihre Nase in einem knallharten Krimi und unsere Unterhaltung ist vorbei. Aber sie liest nicht. Sie sieht durch die Seiten hindurch. Mit einem Schrecken erkenne ich diesen Blick – Crickets Gesicht, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Er ist letztes Wochenende nicht mehr nach Hause gekommen. Seine Vorhänge sind immer noch geöffnet und seine Taschen stehen noch genauso auf dem Boden, wie er sie zurückgelassen hat. Die Umhängetasche fasziniert mich irgendwie. Es ist eine alte braune Ledertasche, wie sie normalerweise ein Uniprofessor oder ein Dschungelforscher tragen würde. Was wohl darin ist? Bestimmt nur eine Zahnbürste und Unterwäsche zum Wechseln.
    Trotzdem sieht sie verlassen aus. Selbst der halb volle Netzbeutel mit Wäsche wirkt traurig.
    Mein Handy vibriert einmal kurz an meinem Bein, durch den Rucksack zu meinen Füßen hindurch – das Signal für eine Nachricht. Ups. Eigentlich sollen wir Handys in der Schule ausschalten. Aber wer würde mir schon um diese Uhrzeit eine Nachricht schicken? Ich bücke mich, um danach zu greifen, und meine Brille – ein altes Gestell, das nicht besonders gut passt – fällt klackernd auf den Zementboden. Sie muss genau neben mir gelandet sein, aber ich sehe sie nicht. Ich sehe überhaupt nichts. Dann höre ich das laute Geplapper einer Horde von Mädchen, die in unsere Richtung kommt.
    Â»O Mist, Mist, Mist …«
    Lindsey hebt die Brille gerade noch rechtzeitig mit einer schwungvollen Bewegung auf, bevor uns die Mädchen erreicht haben. Sie schwirren vorbei, ein Schwarm aus Parfüm und Gelächter. »Sind deine Augen wieder schlechter geworden?«
    Ich setze sie auf und die Welt wird wieder scharf. Ich mache ein finsteres Gesicht. »O bitte. Es wird jedes Jahr schlimmer. Wenn das in dem Tempo weitergeht, bin ich mit zwanzig blind.«
    Sie deutet mit dem Kinn auf die Brille. »Und wie viele Brillen besitzt du jetzt?«
    Â»Nur drei.« Wenn sie bloß nicht so teuer wären. Ich bestelle sie im Internet zu einem günstigeren Preis und trotzdem geht jedes Mal ein ganzes Gehalt dafür drauf. Meine Eltern bezahlen meine Kontaktlinsen, aber ich mag Abwechslung. Am liebsten wäre mir noch mehr Abwechslung. Ich sehe flüchtig auf mein Handy und stelle freudig fest, dass die Nachricht von Max ist:
    hab zwei heruntergefallene zweige in herzform gesehen. musste dabei an dich denken.
    Ich grinse wie ein Honigkuchenpferd.
    Â»Von wem war sie?«, fragt Lindsey.
    Â»Max!« Doch dann sehe ich ihr Gesicht. Achselzuckend schalte ich das Handy aus. »Nichts Wichtiges. Er hat nur … was gesehen.«
    Sie klappt ihren Krimi wieder auf. »Aha.«
    Und da komme ich drauf: auf die perfekte Lösung für ihr Problem. Charlie steht total auf sie, sie braucht nur jemanden, der sie durch diese schwierigen ersten Schritte geleitet. Sie braucht mich dafür. Ein Treffen zu viert! ICH BIN EIN GENIE ! Ich … bin mit Max zusammen. Wer hätte zu so was keine Lust? Ich blicke zu meiner besten Freundin hinüber, die wieder durch ihren Krimi hindurchstarrt. Und versucht, ihren eigenen Fall zu lösen. Ich umklammere mein Handy und halte den Mund.
    Und habe das Gefühl, als würde ich sie betrügen.
    Am Samstag habe ich Frühschicht. Gestern Abend habe ich abgeschlossen. Es ist, als würde ich niemals gehen, als sollte ich es einfach meinen alten Disney-Princess-Schlafsack hinter die Imbisstheke im sechsten Stock legen. Als ich am Kino ankomme, stelle ich überrascht fest, dass St. Clair an der Kasse sitzt. Anna muss heute doch gar nicht arbeiten. Noch überraschter bin ich, als ich sehe, wie er gekleidet ist.
    Â»Wozu die Uniform?«, will ich wissen.
    Er zuckt mit den Schultern. Es ist ein langsames, gewichtiges Schulterzucken, durch das er … europäischer wirkt. »Einer der Chefs meint, ich hab

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