Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
Vom Netzwerk:
St. Clairs Gespräche mit Anna viel ernsthafter sind als meine mit Max. Der Gedanke verursacht mir Unbehagen. Ich sehe St. Clair an. Er ist nicht viel älter als ich.
    Wie kann er sich so sicher sein?
    Â»Wenn es richtig ist, ist es ganz einfach«, antwortet er auf meine nicht gestellte Frage. »Anders als bei deinen Haaren.«

Kapitel zehn
    D e r Mond ist groß und rund, aber eine Hälfte fehlt. Eine wie mit dem Lineal gezogene Linie trennt die dunkle Seite von der hellen. Er steht tief über dem geschäftigen Castro-Viertel, merklich früher als am Abend zuvor. Der Herbst kommt. Solange ich denken kann, habe ich mit dem Mond gesprochen. Ihn um Rat gefragt. Sein blasser Schimmer, seine kraterübersäte Oberfläche und sein Ab- und Zunehmen haben etwas sehr Spirituelles an sich. Er sieht jeden Abend anders aus und bleibt doch immer derselbe.
    Und er ist immer da.
    Da ich heute Frühschicht hatte, fahre ich mit dem Bus und dem Zug nach Hause. Keine Ahnung, warum ich so erleichtert bin, wieder in meinem Viertel zu sein. Die Arbeit an sich war nicht so schwer. Aber die Vertrautheit der Castro Street tröstet mich – der Glitter im Bürgersteig, die Schokokeks- Wärme, die von der Hot-Cookie-Bäckerei ausgeht, die Grüp pchen plaudernder Männer, die frühere Halloween-Auslage im Schaufenster von Cliff’s Variety.
    Ich habe das Glück, an einem Ort zu wohnen, der nicht verbergen muss, was er ist. Geschäfte wie die Sausage Factory (ein Restaurant), Spunk (ein Friseursalon) und Hand Job (Maniküre) sind sich über die Einwohner im Klaren, aber es gibt auch ein aufrichtiges Gefühl von Liebe und Gemeinschaft. Es ist eine Familie. Und wie in einer Familie weiß jeder, was der andere tut, aber ich finde das nicht schlimm. Mir gefällt es, dass die Jungs von Spike’s Coffee winken, wenn ich vorbeigehe. Mir gefällt es, dass die Typen bei Jeffery’s wissen, dass Betsy den großen Becher mit frischem Lamm, Kartoffeln und Gemüse braucht. Mir gefällt, dass …
    Â» LOLA !«
    Ein Stich in meinen Bauch. Mit Grauen drehe ich mich um und sehe Cricket um ein älteres Pärchen herumwirbeln, das gerade den Lebensmittelladen Delano’s betritt, als er herauskommt. Er hält jeweils einen Karton mit Eiern aus Freilandhaltung in der rechten und linken Hand. »Gehst du nach Hause? Hast du einen Moment Zeit?«
    Ich kann ihm nicht in die Augen sehen. »Ja. Ja, sicher.«
    Während er rennt, um mich einzuholen, gehe ich weiter. Er trägt ein weißes Oberhemd, eine schwarze Weste und eine schwarze Krawatte. Ohne seine bunten Arm- und Gummibänder sähe er aus wie ein Kellner.
    Â»Lola, ich möchte mich entschuldigen.«
    Ich erstarre.
    Â»Ich komme mir echt blöd vor, total bescheuert, weil … weil ich dich letzte Woche in diese Situation gebracht habe. Es tut mir leid. Ich hätte dich vorher fragen sollen, ob du einen Freund hast, keine Ahnung, warum ich das nicht gemacht habe.« Seine Stimme klingt gequält. »War eigentlich klar, dass du einen Freund hast. Du warst einfach immer so ein cooles, tolles Mädchen, und als ich dich wiedergesehen habe, kam dieses ganze Gefühlschaos wieder hoch und … ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber ich hab’s vergeigt und es tut mir leid. Es kommt nie wieder vor.«
    Ich bin schockiert.
    Ich weiß nicht, womit ich gerechnet habe, aber sicherlich nicht damit. Cricket Bell hält mich für cool und toll. Cricket Bell fand mich immer schon cool und toll.
    Â»Und ich hoffe, ich mache es jetzt nicht noch komplizierter«, fährt er fort. »Ich wollte bloß reinen Tisch machen. Ich finde dich klasse, und den einen Sommer lang mit dir befreundet gewesen zu sein, das war der glücklichste Sommer meines Lebens, und … ich möchte einfach zu deinem Leben dazugehören. Wieder dazugehören.«
    Ich kann kaum klar denken. »Aha.«
    Â»Aber ich würde es verstehen, wenn du mich nicht mehr sehen …«
    Â»Nein«, sage ich schnell.
    Â»Nein?« Er ist nervös. Er versteht nicht, wie ich es meine.
    Â»Ich wollte sagen … wir können immer noch Zeit zusammen verbringen«, sage ich vorsichtig. »Das fände ich schön.«
    Cricket erschlafft vor Erleichterung. »Wirklich?«
    Â»Ja.« Ich bin überrascht, wie offensichtlich es ist. Natürlich möchte ich ihn wieder in meinem Leben haben. Er hat immer zu

Weitere Kostenlose Bücher