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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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meinem Leben gehört. Selbst als er weg war, ist ein kleiner Teil von ihm dageblieben. Ich habe ihn in der Lücke zwischen unseren Fenstern gespürt.
    Â»Du musst wissen, dass ich mich verändert habe«, sagt er. »Ich bin nicht mehr der Typ von früher.«
    Er dreht sich schwungvoll zu mir um und ich erschrecke mich. Ich stolpere auf ihn zu, pralle mit ihm zusammen und einer der Eierkartons fällt ihm aus der Hand. Cricket fängt ihn blitzschnell auf, bevor er auf dem Boden landet.
    Â»Entschuldigung! Tut mir leid!«, sage ich.
    Die Stelle, an der seine Brust meine berührt hat, brennt. Jede einzelne Stelle, an der sein Körper meinen berührt hat, fühlt sich lebendig an. Was glaubt er denn, was für ein Typ er war und was für einer er jetzt ist?
    Â»Schon okay.« Er wirft einen Blick in den Karton. »Nichts passiert. Alle Eier heil.«
    Â»Lass mich den doch nehmen.« Ich greife nach einem Karton, doch er hält ihn sich über den Kopf. Viel zu hoch für mich.
    Â»Schon okay.« Er lächelt sanft. »Ich habe die Dinge jetzt besser im Griff.«
    Ich greife nach dem anderen Karton. »Lass mich wenigstens einen tragen.«
    Cricket beginnt den anderen auch hochzuheben, doch dann trübt ein ernster Blick seine Augen. Er senkt sie und gibt mir einen. Auf seinem Handrücken steht EIER . »Danke«, sagt er.
    Ich blicke zu Boden. Jemand hat mit rosa Kreide ein Himmel-und-Hölle-Spiel auf den Bürgersteig gemalt. »Keine Ursache.«
    Â»Ich brauche sie aber zurück. Meine Mom hatte Heißhunger auf russische Eier, also sollte ich schnell ein paar holen. Sehr wichtiger Auftrag.«
    Schweigen.
    Das ist der Moment. In dem ich entweder dafür sorge, dass zwischen uns ewig alles schwierig bleibt, oder in dem ich es ernsthaft mit unserer Freundschaft versuche. Ich blicke auf – und noch weiter hinauf, bis zu seinem Gesicht – und frage: »Wie läuft’s an der Uni?«
    Cricket schließt die Augen. Zwar nur einen Moment, einen Atemzug lang, aber er reicht aus, um mir zu zeigen, wie dankbar er für meine Frage ist. Er will zu meinem Leben gehören.
    Â»Gut«, antwortet er. »Es läuft … gut.«
    Â»Klingt nach einem Aber.«
    Er grinst. »Aber es ist eine Weile her, dass ich auf diese Weise von anderen Schülern umgeben war. Wahrscheinlich muss ich mich erst wieder daran gewöhnen.«
    Â»Du hast erzählt, ihr hattet Hausunterricht? Nachdem ihr weggezogen seid?«
    Â»Na ja, wir sind so oft umgezogen, dass das einfacher war, als immer wieder die Schule zu wechseln und die gleichen Kurse zu wiederholen. Immer der Neue in der Klasse zu sein. Das hatten wir ja schon und wollten es nicht noch mal durchmachen. Außerdem konnten wir uns auf diese Weise besser nach Cals Zeitplan richten.«
    Der letzte Satz stößt mir unangenehm auf. »Was ist mit deinem Zeitplan?«
    Â»Ach, das ist nicht so schlimm, wie es sich anhört. Sie hat ja nur eine begrenzte Zeit dafür zur Verfügung. Sie muss die Gelegenheit nutzen, solange sie sich bietet.« Anscheinend sehe ich nicht besonders überzeugt aus, denn er fügt hinzu: »Noch fünf Jahre, dann bin ich an der Reihe, im Rampenlicht der Familie zu stehen.«
    Â»Aber warum kannst du nicht jetzt auch an der Reihe sein? Vielleicht bin ich ja egoistisch, weil ich ein Einzelkind bin, aber …«
    Â»Nein. Du hast recht.« Ich erhasche den ersten Anflug von Ermüdung zwischen seinen Augen. »Aber bei uns sind die Umstände anders. Sie hat eine Begabung. Es wäre nicht fair, wenn ich nicht alles tun würde, was ich kann, um sie zu unterstützen.«
    Â»Und was tut sie, um dich zu unterstützen?«, frage ich, bevor ich mich zurückhalten kann.
    Cricket macht ein verschmitztes Gesicht. »Sie macht den Abwasch. Bringt den Müll raus. Lässt am Wochenende die Cornflakesschachtel für mich stehen.«
    Â»Entschuldigung.« Ich wende den Blick ab. »Ich bin neugierig.«
    Â»Schon okay, ich hab nichts dagegen.« Trotzdem beantwortet er meine Frage nicht.
    Wir gehen eine Weile schweigend weiter, als mir etwas einfällt. »Heute. Du hast heute Geburtstag!«
    Er dreht reflexartig das Gesicht von mir weg.
    Â»Warum hast du denn nichts gesagt?« Aber ich kenne die Antwort schon, bevor ich die Frage ganz ausgesprochen habe. Erinnerungen an den letzten Geburtstag, an dem ich ihn gesehen habe, werden in mir

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