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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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einfach so einen blöden Familienausflug aus dem Ärmel schütteln? Außerdem bin ich frustriert, weil seit der Rückkehr der Bells anscheinend alle wichtigen Ereignisse am Wochenende passieren. Die Zeit in der Schule verging immer schon fruchtbar langsam, aber das war nichts im Vergleich zu jetzt. Sie ist geradezu endlos.
    Und die Arbeit? Kann man vergessen. Ich kann schon nicht mehr zählen, wie viele falsche Tickets ich ausdrucke, falsche Softdrinks ich eingieße, falsche Kinosäle ich fege. Selbst meine überaus gutmütige Vorgesetzte Anna, die ich allmählich als neue Freundin betrachte, rastet am Samstag schließlich aus, als ich zwanzig Minuten zu spät von meiner Essenspause zurückkehre.
    Â»Wo hast du bloß gesteckt? Ich bin hier am Durchdrehen.« Sie deutet mit dem Kopf auf die rappelvolle Eingangshalle vor der Kasse, während sie einem Kunden das Wechselgeld reicht und die Kartenbestellung des nächsten entgegennimmt.
    Â»Entschuldigung, ich habe total die Zeit vergessen. Da ist diese Sache morgen …«
    Â»Das ist dir gestern auch schon passiert. Du hast mich hängen lassen. Da waren an die sechzig Leute in der Halle mit schreienden Kindern und schlechten Haaren und dann niest mir auch noch dieses wandelnde Projektil von einer Frau mit voller Absicht auf die Scheibe und …«
    Â»Es tut mir echt leid, Anna.«
    Sie hält voller Frust und Panik eine Hand nach oben, als wollte sie es nicht mehr hören, und ich fühle mich schrecklich. Ich bin für eine Stärkung in ein türkisches Café gegangen und dann völlig in meinen Gedanken versunken. Doch ich fühle mich kein bisschen gestärkt.
    Als meine Schicht zu Ende ist und ich mit Andy zu Hause ankomme, ist es im Hause Bell dunkel. Ist Cricket nach Hause gekommen? Seine Vorhänge haben sich nicht bewegt. Wenn er morgen nicht auftaucht, bin ich dann erleichtert? Oder enttäuscht?
    Ich plane mein Outfit. Wenn dieser Ausflug stattfindet, muss ich besser als beim letzten Mal aussehen, als ich ihn getroffen habe, aber ich darf auch nicht zu interessant aussehen. Ich möchte ihn nicht ermutigen. Ich entscheide mich für ein rot-weiß kariertes Oberteil (süß) zu einer Jeans (langweilig). Am nächsten Morgen finde ich beides allerdings schon wieder blöd und wechsle zweimal das Shirt und dreimal die Hose.
    Schließlich bleibe ich bei einem ähnlich karierten rot-weißen Neckholderkleid, das ich aus einer echten Picknickdecke für den letzten Unabhängigkeitstag geschneidert habe. Dazu kommen knallroter Lippenstift und winzige, thematisch passende Ameisenohrringe und meine dicken schwarzen Plateaustiefel, weil wir viel laufen werden. Das sind die sportlichsten Schuhe, die ich besitze. Ich streiche mein Kleid glatt, richte mich auf und stolziere nach unten.
    Niemand da.
    Â»Hallo?«
    Keine Antwort.
    Ich lasse die Schultern hängen. »Wozu ist eine offene Treppe gut, wenn niemand da ist, der meinen Auftritt sieht?«
    Hinter mir ertönt ein leicht atemloses »Hi.«
    Ich wirble herum, sehe Cricket in unserer Küche sitzen und bin aus irgendeinem Grund bei seinem Anblick selbst leicht atemlos. »Ich … ich wusste nicht, dass du da bist.«
    Cricket steht auf und wirft dabei in einem seltenen Moment von Ungeschicklichkeit fast den Stuhl um. »Ich hab einen Tee getrunken. Deine Eltern beladen gerade das Auto. Sie haben dir noch drei Minuten gegeben.« Er sieht flüchtig auf die Uhr. »Du hattest noch dreißig Sekunden übrig.«
    Â»Aha.«
    Â»Toller Auftritt«, stellt er fest.
    Nathan platzt ins Zimmer. »Da bist du ja! Und ganze zwanzig Sekunden zu früh.« Er umarmt mich stürmisch, lässt mich aber sofort wieder los und mustert mich von oben bis unten. »Ich dachte, du hättest mitbekommen, dass wir einen Ausflug in die Natur machen.«
    Â»Haha.«
    Â»Ein Kleid? Und diese Stiefel? Findest du nicht, du solltest dir etwas anziehen, das weniger …«
    Â»Das ist den Streit nicht wert.« Andy steckt den Kopf zur Tür rein. »Kommt schon. Auf geht’s.«
    Ich folge ihm nach draußen, um nicht weiter von Nathan zurechtgewiesen zu werden. Cricket geht wenige Schritte hinter mir. Ein mit Bedacht gewählter Abstand.
    Ob er mir wohl auf den Hintern starrt?
    WARUM HAB ICH DAS BLOSS GERADE GEDACHT? Jetzt fühlt sich mein Hintern riesig an. Vielleicht guckt er auf meine Beine. Ist das besser? Oder

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