Schmetterlinge im Gepaeck
räumen. Ich klettere auf den Rücksitz, um sie festzuhalten. Cricket folgt mir, und obwohl er ja eigentlich schon genug geholfen hat, kommt es mir ganz selbstverständlich vor, dass er bei der Auslieferung dabei ist. Der Verkehr in unserer Gegend ist wie zu erwarten zäh, aber den Rest des Weges nach Russian Hill rast Andy an einem Ausblick auf Alcatraz und Cable Cars vorbei und hinein in ein Gebiet mit ein paar der teuersten Anwesen der Stadt.
Wir finden einen Parkplatz am Fuà der Lombard Street, des steilen Serpentinenhügels, der als kurvenreichste StraÃe Amerikas gilt. Die schmale, zickzackförmige StraÃe ist rot gepflastert und strotzt vor leuchtend bunten Blumen. Wir schnappen uns die Kuchen â ich staune, dass Andy die meisten davon vertrauensvoll auf Crickets Arme schichtet â und laufen los, um sie zwei Blöcke weiter auszuliefern.
»Sie kommen zehn Minuten zu spät, Pie Guy.« Eine barsche Frau mit angeklatschten Haaren öffnet uns die Tür. »Stellt sie da ab. FüÃe abputzen«, ermahnt sie Cricket, als er mit dem Turm aus Kuchenschachteln über die Schwelle tritt.
Er macht einen Schritt zurück, putzt sich die FüÃe ab und geht wieder ins Haus.
»Schmutzig«, sagt sie. »Immer noch.«
Ich betrachte ihren Teppich. Cricket hat keinen Schmutz hereingebracht. Er wiederholt die Prozedur noch einmal und dann stellen wir die Schachteln neben einer Reihe von Kristallkaraffen in ihrem Esszimmer ab. Die Frau funkelt Cricket und mich böse an, als würde ihr nicht gefallen, was sie sieht. Dass Jugendliche irgendwas mit ihrer Party zu tun haben. Wir warten in betretenem Schweigen, während sie Andy einen Scheck ausstellt. Er faltet ihn einmal und steckt ihn sich in die GesäÃtasche.
»Vielen Dank.« Er wirft einen Blick in unsere Richtung, bevor er weiterspricht. »Und rufen Sie mich nie wieder an. Sie sind als Kunde nicht willkommen.«
Damit schreitet er davon.
Die Frau ist vor Empörung sprachlos. Crickets Augenbrauen schieÃen nach oben, und ich kann mir ein Lachen kaum verkneifen, als wir an ihr vorbei- und zur Tür hinausmarschieren.
»So eine Hexe«, sagt Andy, als wir bei ihm sind. »Und für die habt ihr euch so reingehängt.«
Cricket schaut an sich hinunter. »Ich hätte meine Gang-Tattoos verstecken sollen.«
»Also ich würde dich nicht in mein Haus lassen«, sagt Andy.
Ich halte mir vor Lachen den Bauch.
»Wo wir gerade beim Aussehen sind.« Cricket dreht sich zu mir um. »Ich hatte fast vergessen, wie du in echt aussiehst.«
Das Lachen bleibt mir im Halse stecken. Als Andy mich heute Morgen geweckt hat, war keine Zeit für irgendwas Ausgefallenes, also bin ich einfach in eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt geschlüpft. Das T-Shirt ist eines von Max. Ich bin nicht geschminkt und meine Haare hängen offen herunter. Ich war davon ausgegangen, dass ich auÃer meinen Eltern heute niemanden sehe.
»Ach so.« Ich verschränke die Arme. »Ãhm, ja. So sehe ich aus.«
»Kommt wirklich selten vor, dass man Lola in natura antrifft«, stellt Andy fest.
»Kann man wohl sagen«, antwortet Cricket. »Ich hab die echte Lola seit dem ersten Abend nach meiner Rückkehr nicht mehr gesehen.«
»Ich mag es eben, anders zu sein.«
»Und das mag ich auch an dir«, sagt Cricket. »Aber in echt gefällst du mir am besten.«
Ich bin zu befangen, um zu antworten. Die Fahrt nach Hause ist unerträglich. Andy und Cricket übernehmen das Reden, während ich aus dem Fenster starre und versuche, nicht über den Jungen neben mir nachzudenken. Sein Körper nimmt so viel Platz ein. Seine langen Arme, die spindeldürren Beine. Er muss den Kopf einziehen, um nicht ans Dach zu stoÃen, wobei seine Haare es trotzdem berühren.
Ich rutsche näher ans Fenster.
Zu Hause werden wir von einer schwanzwedelnden Heavens to Betsy und der zuckrigen Wärme von Gebackenem begrüÃt. Ich schlinge die Arme um Betsy und atme ihren Hundegeruch ein. Es ist sicherer, sich auf Betsy zu konzentrieren. Cricket bietet an, beim Geschirrspülen zu helfen, aber Andy winkt ab und zieht seine Brieftasche hervor. »Du hast heute schon mehr als genug geholfen.«
Cricket ist überrascht. »Aber ich will doch nichts dafür haben.«
Andy hält ihm ein paar Zwanziger hin. »Bitte, nimm es.«
Aber Cricket steckt die Hände in die
Weitere Kostenlose Bücher