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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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würdest mich dann aufgeben. Und ich hoffte, der Umzug würde vielleicht nicht wahr werden, aber an jenem Abend erhielt ich Gewissheit.«
    Er wartet darauf, dass ich ihn ansehe. Und irgendwie schaffe ich das auch. Doch ich bin überwältigt von Trauer und Verwirrung. Ich kann nicht mehr und will, dass er aufhört, aber er spricht weiter. »Ich sag es nur noch dieses eine Mal. Ganz deutlich, damit du es nicht missverstehen kannst.« Er sieht mich durchdringend an. »Ich mag dich. Ich habe dich immer gemocht. Es käme mir falsch vor, wenn ich jetzt in dein Leben zurückkehren und so tun würde, als wäre es nicht so.«
    Jetzt weine ich. »Cricket … Ich habe einen Freund.«
    Â»Ich weiß. Und das ist echt übel.«
    Diese Äußerung überrascht mich und ich lache erstickt. Cricket schiebt eine Serviette zu mir herüber, damit ich mir die Nase putzen kann. »Tut mir leid«, sagt er. »War es falsch von mir, das zu sagen?«
    Â»Nein.«
    Â»Bist du sicher?«
    Â»Nein.«
    Wir lachen beide, während ich mir die mascara-verschmierten Tränen abwische, doch dann essen wir in quälendem Schweigen weiter. Der Abstand zwischen uns fühlt sich zu klein, zu groß, zu klein an. Unter diesem grünen Dach ist es wärmer, als es sein sollte. Meine Gedanken rasen. Ich habe dich immer gemocht . Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich das ohne jeden Zweifel gewusst hätte?
    Dann wäre er trotzdem weggezogen.
    Ich habe dich immer gemocht, ich habe dich immer gemocht, ich habe dich immer gemocht .
    Aber vielleicht wären wir in Kontakt geblieben. Vielleicht wären wir jetzt sogar zusammen. Oder vielleicht hätte ich das Interesse verloren. Bin ich nur wegen unserer traumatischen Vergangenheit auf Cricket fixiert? Weil er meine erste große Liebe war? Oder geht irgendetwas an ihm darüber hinaus?
    Er reibt einen goldgelben Apfel an seinem Arm blank. Elfen. Verlockung.
    Â»Erinnerst du dich an den Tag, als ich dir den Aufzug gebaut habe?«, fragt er plötzlich.
    Ich lächle schwach. »Wie könnte ich den vergessen?«
    Â»An dem Tag hatte ich meinen ersten Kuss.«
    Mein Lächeln erlischt.
    Â»Ich bin jetzt besser darin.« Er legt den Apfel neben mir ab. »Im Küssen. Nur damit du das weißt.«
    Â»Cricket …«
    Er sieht mich fest an. Sein Lächeln wirkt traurig. »Ich tu’s nicht. Du kannst mir vertrauen.«
    Ich bemühe mich, nicht wieder zu weinen. »Ich weiß.«
    Trotz dieser verworrenen Lage – zu wissen, dass er mich damals mochte, dass er mich jetzt mag und dass er mir nie mit Absicht wehgetan hat – lichtet sich der rauchige Dunst zwischen uns, während wir durch den Wald wandern. Die Luft ist zart, aber klar. Bin ich so selbstsüchtig? Brauchte ich es nur, begehrt zu werden? Doch als ich ihn auf dem Nachhauseweg mustere … muss ich einfach seine Augen bemerken.
    Blaue Augen haben so etwas an sich.
    Die Art von Blau, das dich erschreckt, wann immer die Augen in deine Richtung blicken. Das Blau, das in dir die Sehnsucht weckt, dass sie dich noch mal ansehen mögen. Kein Blaugrün oder Blaugrau, sondern das Blau, das einfach nur blau ist.
    Cricket hat solche Augen.
    Und sein Lachen. Ich habe ganz vergessen, wie unbeschwert es klingt. Wir vier lachen über irgendwas Blödes, auf diese alberne Art, die man an sich hat, wenn man k.o. ist. Cricket erzählt einen Witz und dreht sich zu mir, um zu sehen, ob ich lache, ob ich ihn witzig finde, und ich möchte ihn wissen lassen, dass ich das tue und dass ich froh über unsere Freundschaft bin und er der warmherzigste Mensch ist, den ich kenne. Und ich möchte meine Hand an seine Brust legen, um sein Herz schlagen zu hören, um sicher zu wissen, dass er wirklich hier ist.
    Aber wir können uns nicht berühren.
    Alle lachen wieder, und ich weiß nicht genau, warum. Cricket wartet wieder auf meine Reaktion, und ich kann gar nicht anders, als zu lachen. Seine Augen leuchten auf. Ich muss nach unten sehen, weil ich so doll zurücklächle. Ich erhasche den Blick meiner Eltern im Rückspiegel. Sie lächeln auf eine andere Art, als würden sie ein Geheimnis kennen, das uns verborgen bleibt.
    Aber sie irren sich. Ich kenne das Geheimnis.
    Ich schließe meine schweren Augen. Ich träume davon, über den Rücksitz zu greifen und Crickets Hand zu berühren. Nur eine Hand. Sie schließt sich langsam

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