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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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verschafft, reicht mir vollkommen aus.
    Max setzt mich gegen zwei Uhr morgens zu Hause ab. Meine Perücke vergesse ich im Lieferwagen. Wieder plagen mich Schuldgefühle, Wut und Verwirrung. Ich schleppe mich ins Haus, und meine Eltern sind da, als hätten sie seit meinem Verschwinden an der Tür gewartet. Wahrscheinlich haben sie das. Ich mache mich auf ein Donnerwetter gefasst.
    Es kommt nicht.
    Â»Gott sei Dank.« Andy sinkt auf unsere Chaiselongue.
    Meine Eltern sind beide den Tränen nah, und bei ihrem Anblick muss ich zum hundertsten Mal an diesem Tag weinen – dicke, peinliche Schluckauf-Schluchzer. »Es tut mir leid.«
    Nathan umarmt mich so fest, dass mir fast die Luft wegbleibt. »Mach das ja nie wieder.«
    Ich zittere. »Bestimmt nicht. Es tut mir leid.«
    Â»Wir reden morgen darüber, Dolores.« Nathan führt mich nach oben und Andy folgt uns. Ich will gerade meine Zimmertür zumachen, als Nathan sagt: »Du riechst nach Hasch. Auch darüber reden wir morgen.«
    Ich öffne mein Fenster und blicke in den Nachthimmel. »Ich brauche deine Hilfe.«
    Der Mond ist dünn, eine schmale abnehmende Sichel. Trotzdem hört er mir zu.
    Es ist vier Uhr morgens. Ich kann nicht schlafen, also erzähle ich ihm von meinen letzten vierundzwanzig Stunden. »Und ich weiß nicht, was ich tun soll«, sage ich. »Alles passiert auf einmal, aber was ich auch mache, es scheint falsch zu sein. Was soll ich bloß tun ?«
    Cricket schiebt sein Fenster auf. Schnell schnappe ich mir die am nächsten bei mir liegende Brille, damit ich ihn sehen kann. Seine Haare stehen vom Schlafen zu Berge, noch höher als sonst, und die Augen sind halb geschlossen. »Redest du immer noch mit dem Mond?« Seine Frage klingt nicht herablassend, sondern neugierig.
    Â»Ziemlich blöd, was?«
    Â»Ãœberhaupt nicht.«
    Â»Hab ich dich geweckt? Hast du mich gehört?«
    Â»Ich hab dich sprechen gehört, aber nicht verstanden, was du gesagt hast.«
    Ich atme langsam und erleichtert auf. Ich muss vorsichtiger sein. Doch meiner Aufmerksamkeit entgeht nicht, dass es schön ist, zu wissen, dass jemand die Wahrheit sagt. »Was machst du hier?«, frage ich. »Es ist Sonntagnacht, da müsstest du doch in deinem Wohnheim sein.«
    Cricket schweigt. Er überlegt, wie er antworten soll. Ein Auto mit stampfender Clubmusik fährt langsam unsere Straße entlang, auf der Suche nach einem Parkplatz. Als der Bass leiser wird, sagt Cricket: »Ich wollte sichergehen, dass mit dir alles in Ordnung ist. Ich hab darauf gewartet, dass das Licht bei dir angeht. Dabei bin ich eingeschlafen.« Er klingt schuldbewusst.
    Â»Oh.«
    Â»Ich fahre ganz frühmorgens.« Er wirft einen Blick auf eine Uhr auf der anderen Seite des Zimmers. »In zwei Stunden, besser gesagt.«
    Â»Na, jetzt bin ich ja da. Ich hab’s geschafft. Mehr oder weniger.«
    Er sieht mich an. So intensiv, dass es fast wie ein Eindringen ist. Ich blicke in die Gasse zwischen unseren Häusern hinunter, wo gerade eine streunende Katze durch Andys Komposthaufen wandert. »Das hättest du nicht tun müssen«, sage ich.
    Â»Wahrscheinlich hätte ich es besser nicht getan. Zum Reden bin ich nicht der Richtige für dich.«
    Â»Hast du deshalb Lindsey angerufen?«
    Er zuckt verlegen die Achseln. »Hast du mit ihr gesprochen? Bevor du gegangen bist?«
    Â»Ja.« Die Katze springt auf unsere Wertstofftonne, schaut nach oben und blitzt mich mit ihren gehetzten Augen durch die Dunkelheit an. Ich schaudere.
    Â»Du frierst ja«, sagt Cricket. »Du solltest ins Bett gehen.«
    Â»Ich kann nicht schlafen.«
    Â»Geht es dir jetzt besser?«, platzt es aus ihm heraus. »Hat Max geholfen?«
    Ich bin erfüllt von Scham. »Ich weiß nicht«, flüstere ich.
    Wir schweigen mehrere Minuten. Ich drehe den Kopf und betrachte die Straße, den Mond, die Straße. Ich spüre, wie er mich ansieht, die Sterne, mich. Der Wind ist schneidend. Ich will reingehen, habe aber Angst, Crickets Gesellschaft zu verlieren. Unsere Freundschaft steht wieder kurz vor dem Untergang. Ich weiß nicht, was ich will, aber ich weiß, dass ich ihn nicht verlieren will.
    Â»Cricket?«
    Â»Ja?«
    Ich wende mich langsam vom Himmel ab, um Cricket in die Augen zu sehen. »Kommst du nächstes Wochenende nach Hause?«
    Er schließt die Augen. Ich habe das seltsame Gefühl, dass

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