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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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Fenster zurück, und Cricket sitzt in seinem, genauso wie damals, als ich ihn zum ersten Mal wiedergesehen habe. »Soll ich sie dir rüberwerfen?« Ich blicke skeptisch zu Andys Komposthaufen hinunter.
    Er denkt einen winzigen Moment lang nach und sagt dann: »Bin gleich wieder da.«
    Er verschwindet, und ich habe die Gelegenheit, mir sein Zimmer genauer anzusehen. Es ist immer noch kahl, aber allmählich erkennt man seine Spuren – eine wissenschaftliche Zeitschrift neben dem Bett, ein Haufen verhedderter Gummibänder auf der Kommode, ein halb volles Saftglas auf dem Schreibtisch, ein ungewöhnlicher Mantel über der Lehne des Schreibtischstuhls. Schließlich kommt Cricket mit einem Besen und einem Obstkorb aus Metall zurück. Er nimmt die Früchte einzeln heraus und legt sie auf die Kommode.
    Ich hoffe inständig, dass er keine Kirsche herauszieht.
    Und das tut er auch nicht.
    Cricket hängt den Korb über den hölzernen Besenstiel, hebt das Ende hoch und der Korb rutscht zu seiner Hand hinunter. Dann beugt er sich aus dem Fenster und hält den Stiel zu mir herüber. Er hat so lange Arme, dass dessen Ende locker bis zu meinem Fenster reicht.
    Â»Bereit?«
    Ich mache mich auf das Auffangen gefasst. »Aye, aye, Captain.«
    Cricket neigt den Besenstiel nach unten und der Korb rutscht den Stiel entlang und direkt in meine Arme. Ich muss lachen. »Ich hätte den Hefter auch einfach werfen können.«
    Â»Und wenn ich ihn nicht gefangen hätte? Lieber nichts riskieren.«
    Â»Du hast noch nie irgendwas nicht gefangen.« Ich lege den Hefter in den Korb. »Er ist ganz schön schwer.«
    Â»Ich hab ihn.« Cricket hält den Besen fest in den Händen und schräg nach oben. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, hänge den Korb über den Besenstiel und lasse los. Durch das Gewicht senkt sich der Besen, aber Cricket hebt ihn gerade rechtzeitig wieder an, sodass der Korb zu ihm zurückrutscht. » HA !« Seine Gürtelschnalle klackert gegen den Fensterrahmen, als er sich ins Zimmer zurücklehnt, und ich erkenne sie überrascht. Diesen Gürtel trägt er schon seit Jahren – aus schwarzem rissigem Leder. Er zupft an seinem Shirt, das ein Stück nach oben gerutscht ist. Sein Oberkörper ist so lang, dass ihm Shirts immer ein bisschen zu kurz sind. Noch so eine Kleinigkeit, die ich vergessen hatte.
    Ich schüttle den Kopf und versuche, alle Gedanken an seinen Bauch zu vertreiben. Aber ich grinse dabei. »Das war lächerlich einfach und zugleich viel komplizierter, als es hätte sein sollen.«
    Er grinst zurück. »Das ist mein Spezialgebiet.«

Kapitel neunzehn
    A l s ich am nächsten Morgen am Haus der Bells vorbeigehe, werde ich überfallen, aber leider nicht von meinem Lieblingszwilling.
    Â»Wir müssen reden.« Calliope hat die Arme verschränkt und trägt einen hellblauen Jogginganzug. Der Blauton ist der gleiche wie der ihrer Augen. Crickets Augen. Die Zwillinge haben auch beide das gleiche fast schwarze Haar, obwohl Calliopes ordentlich und adrett nach unten fällt. Aber ihr Lächeln ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Cricket lächelt, als könnte er nicht anders, als könnte er es einfach nicht zurückhalten, während Calliopes Lächeln einstudiert wirkt. Und mit Sicherheit ist es das auch. Ich weiß, wie engagiert sie Dinge einstudiert.
    Offensichtlich hat sie vor ihrer täglichen Runde darauf gewartet, dass ich auftauche. Zu behaupten, es würde mich runterziehen, wäre maßlos untertrieben. »Worüber?« Ich nehme meine heutige Schultasche – eine altmodische Henkeltasche aus Vinyl mit Glitzer drauf – vor die Brust.
    Â»Was zum Teufel machst du da eigentlich?«
    Ich blicke mich um. Ȁhm. Zur Schule gehen?«
    Â»Mit meinem Bruder.« Ihre Stimme wird noch härter. »Das hört jetzt auf. Ich bin es leid zuzusehen, wie du ihn ausnutzt.«
    Â»W… Wie bitte?«
    Â»Spiel nicht die Dumme. Du weißt genau, wovon ich rede. Er war immer schon verrückt nach dir, er würde alles tun, was du verlangst. Also, wie ist das? Hast du dich von deinem Freund getrennt, bevor du gestern Abend an Crickets Arm nach Hause gekommen bist?«
    Ich werde rot. »Er hat angeboten, mir zu helfen, weil meine Brille kaputt gegangen ist. Ich konnte nichts sehen.«
    Â»Und dass du mit ihm geflirtet und dich an ihn gedrückt hast? Hat das

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