Schmetterlinge im Gepaeck
geholfen?«
Ich bin zu verblüfft, um zu antworten.
»Mein Bruder ist nicht wie du«, fährt sie fort. »Er hat nicht viel Erfahrung. Er hatte erst eine Freundin, und das hielt auch nicht lange, falls man sie überhaupt Freundin nennen kann. Ich bezweifle, dass er übers Küssen hinausgekommen ist.«
Mein Gesicht wird immer röter. Sie deutet damit an, dass ich sehr wohl übers Küssen hinausgekommen bin, was sie überhaupt nichts angeht.
»Anders ausgedrückt, mein Bruder hat absolut keine Ahnung, wenn es um Mädchen geht, und merkt es nicht, wenn er an der Nase herumgeführt wird. Aber ich merke es, deshalb sag ich dir, LASS IHN IN RUHE .«
Alles verschwimmt vor meinen Augen. Ich finde immer noch nicht meine Stimme wieder.
Calliope macht einen Schritt auf mich zu. »Ständig kommt er extra nach Hause, nur um dich zu sehen, ständig ist er am Boden zerstört, wenn er herausfindet, dass du mit Max unterwegs bist. Hör auf, ihn zum Narren zu halten.«
GENUG .
»Du irrst dich.« Ich richte mich auf, Wirbel für Wirbel. »Cricket und ich sind Freunde. Hast du schon mal was von Freunden gehört?« Ich mache eine Pause und schüttle dann den Kopf. »Nein, vermutlich nicht.«
»Ich habe eine beste Freundin. Und du spielst mit ihm.«
» Ich ⦠spiele mit ihm? Was hast du denn gemacht, als du ihn vor zwei Jahren angelogen hast? Als du ihm gesagt hast, ich würde nicht zu seiner Party kommen wollen?«
Diesmal ist sie es, die rot anläuft.
»Du hast doch bloà Angst, dass du ihn wieder verlierst. Jetzt, wo er studiert, muss dein Leben ja furchtbar einsam sein.« Ich dränge mich an ihr vorbei. »Ist vermutlich echt hart, dass dein Cheerleader-Captain endlich was anderes macht und sich um sein eigenes Leben kümmert.«
Sie hält mich am Mantel fest, um mich aufzuhalten. »Hier geht es nicht um mich.«
»Es geht immer um dich.« Ich schüttle sie wütend ab. »Aber nur, damit du es weiÃt, dein Bruder hat auch ein eigenes Leben. Er spielt vielleicht nicht für die Massen, aber er ist ebenso talentiert. Aber das wirst du niemals merken, weil deine ganze Familie in der Welt der selbstsüchtigen Calliope festsitzt.«
»Eigentlich«, sie sagt das Wort langsam und giftig, »habe ich zwei talentierte Brüder. Und Cricket weiÃ, dass wir uns für ihn interessieren.«
»Ach ja? Bist du dir da sicher?«
»Sonst würde er etwas sagen.« Trotzdem sieht sie plötzlich besorgt aus.
»Tut er auch«, sage ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Zu mir und meiner Familie. Und jetzt würde ich gern zur Schule gehen, wenn du nichts dagegen hast, sonst komme ich zu spät.«
Calliopes Anschuldigungen hängen über meinem Kopf wie dunkle Wolken. Wie du ihn ausnutzt . Ich mache nichts mit Absicht â ich würde Cricket niemals absichtlich wehtun â, aber mir war schon bewusst, dass ich ihm keinen Gefallen tue. Es mir von ihr sagen lassen zu müssen war furchtbar, und ich zucke jedes Mal innerlich zusammen, wenn ich daran denke, wie sie vom Flirten gesprochen hat.
Noch unangenehmer ist es zu wissen, dass Cricket eine Freundin hatte. Selbst wenn er unerfahren ist â zu wissen, dass er mal mit jemandem zusammen war, sollte in mir nicht dieses Gefühl wecken. Als würde sich alles in mir winden. Ich habe Max, und auch Cricket sollte es erlaubt sein, mit jemandem zusammen gewesen zu sein. Jetzt mit jemandem zusammen zu sein.
O Gott. Die Vorstellung, Cricket könnte eine neue Freundin haben, macht mich ganz krank. Bitte, bitte, bitte, lass ihn keine Freundin haben, bis ich mit diesem ganzen Freundschafts-Ding klarkomme.
Und dann fühle ich mich noch schlechter, denn, meine Güte, was für ein egoistischer Wunsch.
Max ruft mich nach der Schule an, um mir noch einen Sams tagabend in Santa Monica anzukündigen. Ich wusste, dass die Band dort weitere Termine angesetzt hatte. Da er es aber nicht schon früher in der Woche erwähnt hat, habe ich das paranoide Gefühl, hier geht es noch um etwas anderes, nämlich darum, nicht zum sonntäglichen Brunch kommen zu müssen. Seit unserem grauenvollen Abendessen habe ich Max nicht gese hen. Ich würde mich so gern in seinen Armen verkriechen un d vergewissern, dass noch alles in Ordnung ist zwischen uns.
Er bietet an, mit mir in meiner Arbeitspause essen zu gehen. Wir treffen uns in einem
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