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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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Trinkgläsern und nimmt eine rosa Teetasse heraus. Ich kenne sie nicht, also muss sie ihr gehören. Mein Blut kocht wieder hoch. »Du stellst deine Tassen in unsere Schränke?«
    Â»Nur zwei.« Sie nimmt noch eine andere, jadegrüne heraus. »Die ist für mich.«
    Â»Und wo ist die Kristallkugel? Neben dem Fernseher? Und deinen Turban finde ich in der Waschküche?«
    Die leeren Tassen klirren auf den Untertassen, als Norah sie auf den Tisch stellt. »Du weißt, dass ich diesen Mist nicht ausstehen kann. Ein Kostüm bedeutet nicht, dass jemand Ahnung oder Erfahrung hat. Es ist eine Lüge.«
    Â»Und was du tust, ist keine Lüge?«
    Â»Setz dich hin«, fordert sie mich ruhig auf.
    Â»Ich hab dich noch nie in meinem Tee lesen lassen, warum sollte ich also jetzt damit anfangen?«
    Norah denkt kurz nach. »Bist du denn nicht ein kleines bisschen neugierig?«
    Â»Nein.« Aber ich sage es zu schnell. Sie bemerkt ein Zaudern, als würde ich insgeheim doch mit Ja antworten. Wer ist schon nicht ein kleines bisschen neugierig? Ich weiß, dass die Wahrsagerei Betrug ist, aber mein Leben ist so ein Krampf geworden, dass ich gegen meinen Willen trotzdem irgendwie auf eine Antwort hoffe. Vielleicht kann mir das Schicksal etwas über Cricket verraten. Vielleicht weiß es Dinge, die ich nicht weiß, oder bringt mich auf etwas, das mir sonst nicht eingefallen wäre.
    Norah schürzt selbstgefällig die Lippen. Ich setze mich wieder, wende aber den Blick ab, um zu zeigen, wie sehr es mir missfällt, hier zu sein. Der Kessel pfeift und Norah schaufelt einen Löffel Tee direkt hinein. Das Haus knarrt leise, während der Oolong zieht. Je länger wir warten, desto gereizter werde ich. Ein Dutzend Mal stehe ich fast auf und will gehen, aber die Neugierde hat mich fest in der Hand.
    Â»Trink«, sagt Norah schließlich. »Lass ungefähr einen halben Teelöffel Flüssigkeit drin.«
    Ich nippe nur am Tee, weil er so heiß ist. Er schmeckt dezent nach Pfirsich, aber mit etwas Geheimnisvollerem kombiniert, das darin verborgen ist. Wie Rauch. Norah scheint die Temperatur des Tees nichts auszumachen. Sie stürzt ihren hastig hinunter und gießt sich eine zweite Tasse ein. Endlich erreiche ich den Grund. Ich halte mir die rosa Tasse dicht vors Gesicht, betrachte stirnrunzelnd die braungrünen Blätter und halte nach irgendwelchen Zeichen Ausschau. Sie kleben alle zusammen.
    Â»Und jetzt?«
    Â»Nimm die Tasse in die linke Hand.«
    Â»Ist das meine Zauberhand?«
    Sie ignoriert auch diesen Kommentar. »Jetzt drehe sie dreimal gegen den Uhrzeigersinn – schneller. Ja, gut. Und jetzt kipp sie auf der Untertasse um.«
    Â»Fallen dann nicht alle Blätter raus?«
    Â»Schhhh. Behalte die Hand am Boden der Tasse. Schließ die Augen und denk einen Moment lang darüber nach, was du gern wissen möchtest.«
    Ich komme mir blöd vor. DARAN denke ich. Und ich denke an … Cricket Bell.
    Â»Jetzt kipp sie zurück. Vorsichtig«, fügt sie hinzu. Ich werde langsamer und richte meine Tasse wieder auf. Die Blätter haben die letzten paar Tropfen Flüssigkeit verbraucht, um an den Seiten festzukleben. »Jetzt übernehme ich.« Norah schweigt eine ganze Weile. Mit ihren knochigen Händen neigt sie die Tasse in alle möglichen Richtungen, um sie aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten oder vielleicht auch nur um die Formen im gedämpften Küchenlicht besser erkennen zu können. »Also.« Norah stellt die Tasse ab und winkt mich zu sich. Ich gehorche. »Siehst du diese Wolke in der Nähe des Griffs?«
    Â»Irgendwie schon. Ja.«
    Â»Sie bedeutet, du bist in einer Phase der Verwirrung oder Unruhe. Aber da ich zurzeit hier wohne, ist das kein Wunder, das brauchen wir uns nicht erst von Blättern sagen zu lassen. Dieses Dreieck hier unten zeigt, dass du eine natürliche Begabung zur Kreativität hast. Aber auch das wussten wir schon.«
    Ich staune über ihre Offenheit und das seltene Kompliment. Ich rücke näher heran.
    Â»Aber siehst du diese Punkte hier, die um den Rand der Tasse wandern?«
    Ich nicke.
    Â»Ein Pfad aus Punkten bedeutet eine Reise. Diese hier wird mehrere Monate andauern. Wenn der Pfad einmal ganz herum bis zurück zum Anfang geführt hätte, hätte die Reise mindestens ein Jahr gedauert«, erklärt sie. »Aber sie endet hier bei dieser Form. Was

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