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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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üblen Thai-Imbiss und ich kann die Finger nicht von Max lassen. Ich sehne mich nach Nähe. Der Inhaber wirft uns böse Blicke zu, als wir am Ecktisch rumknutschen.
    Â»Kommst du nach der Arbeit zu mir?«
    Â»Andy holt mich ab und ich hab immer noch Hausarrest. Wie wär’s mit morgen, bevor du losfährst? Ich könnte sagen, ich hätte Frühschicht.«
    Â»Wir fahren schon ziemlich früh. Da gibt’s so einen Musikladen in L.A ., den wir uns ansehen wollen. Mach nicht so ein Gesicht, Lola-Girl«, sagt er, als ich unwillkürlich eine Schnute ziehe. Er schiebt seine Finger zwischen meine. »In ein paar Tagen sehen wir uns doch wieder.«
    Das Wochenende vergeht langsam ohne ihn. Außerdem vergeht es ohne Cricket. Nur ein Zeichen bekomme ich von ihm zu sehen – keines wie in einer Teetasse, sondern eines, das mit schwarzem Filzstift geschrieben und an seine Fensterscheibe geklebt worden ist: SKATE AMERICA. WIR SEHEN UNS NÄCHSTES WOCHENENDE . Warum hat er nicht schon früher gesagt, dass er nicht in der Stadt sein würde? Hat Calliope ihm von unserem Streit erzählt?
    Ich würde ihn gern anrufen, aber ich habe seine Nummer nicht. Ich könnte Lindsey darum bitten – sie hat sie sicher noch in ihrem Handy gespeichert –, aber es würde den falschen Eindruck wecken, wenn ich mich so darum bemühe. Calliope würde wahrscheinlich über mich herfallen, wenn sie es herausfände. Also mache ich stattdessen meine Hausaufgaben und starre sein Schild an.
    Inzwischen haben wir Mittwoch. Es ist immer noch da.
    Und je länger ich seine Handschrift betrachte – sehr klobig, sehr jungenhaft –, desto mehr will ich mir selbst beweisen, dass wir Freunde sein können. Ich mag Cricket. Er mag mich. Es kann doch nicht sein, dass wir uns von Calliope so sehr einschüchtern lassen, dass wir es nicht mal versuchen.
    Und deshalb bin ich irgendwie im Zug nach Berkeley gelandet. Neben der Sache mit der Freundschaft habe ich außerdem immer beunruhigendere Gedanken wegen meines Hefters mit den Anregungen für mein Kleid. Ich kann gar nicht glauben, dass ich Cricket den Hefter gegeben habe. DEN GANZEN ! Nicht »Hier sind die wichtigen fünf Seiten«. Sondern ein halbes Jahr Planung und Träumerei. Was er wohl denkt, wenn er ihn sich ansieht? Ich erinnere mich an jedes einzelne fluffige, rüschige, überkandidelte Bild, an meine dazugemalten Herzchen, Notizen und Kritzeleien und schäme mich ohne Ende. Er muss annehmen, mein Hirn ist eine Torte.
    Ich muss den Hefter zurückhaben.
    Davon abgesehen brauche ich diese Woche meine Notizen. Ich habe einen Haufen Arbeit an dem Kleid vor mir. Also sind es rein praktische Gründe, die mich gleich nach Schulschluss in den Zug steigen lassen. Die Züge, die in die umliegenden Städte fahren, sind schicker als diejenigen, die durch San Francisco rattern. Sie sausen mit durchdringendem Pfeifen durch die Bahnhöfe, doch ihre Fahrgäste sehen genauso müde und gelangweilt aus wie die anderen. Ich spiele mit meiner herzförmigen roten Sonnenbrille herum und sehe zu, wie die schmutzigen Industriegebiete von Oakland vorbeirasen.
    Eine ziemlich öde Fahrt ist das. Sie dauert nur zwanzig Minuten, aber wenn man die Wartezeit am Bahnhof und die Zeit im Nahverkehrszug hinzurechnet – den ich nehmen musste, um zum Bahnhof zu kommen –, bin ich seit über einer Stunde unterwegs. Unglaublich, dass St. Clair sich das jeden Tag antut. Zumindest weiß ich jetzt, wann er seine Hausaufgaben macht. Er fährt eine ganze Stunde – eigentlich zwei, denn er muss ja noch zurück! –, nur um Anna zu sehen. Und sie macht es jedes Wochenende, um ihn zu sehen.
    Was Cricket wohl sagt, wenn ich bei ihm auftauche? Er weiß, dass die Fahrt keine Sache von zehn Minuten ist. Vielleicht sollte ich ihm erzählen, ich hätte ganz in der Nähe nach Vintage-Klamotten gesucht und spontan gedacht, ich könnte ja mal vorbeikommen. Das machen doch Freunde so, oder? Dann kann ich beiläufig den Hefter erwähnen und ihn mit nach Hause nehmen. Ja, Freunde und dann der Hefter. Deshalb fahre ich schließlich hin.
    Warum habe ich dann Max nichts davon erzählt?
    Ich rutsche auf meinem Sitz herum und verdränge die Frage.
    Anscheinend gilt mein Hausarrest nur bei Dingen, die mit meinem Freund zu tun haben. Als ich Andy heute vorgeschwindelt habe, ich würde zu Lindsey gehen und mit ihr

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