Schmetterlinge im Gepaeck
meinem Schreibtisch. Ich werfe sie gegen seine Scheibe. Pling! Pling! Pling! Pling! Sieben Haarklammern später öffnet Cricket sein Fenster.
»SüÃes oder Saures«, sage ich.
»Ist was passiert?« Er ist schlaftrunken und desorientiert. AuÃerdem trägt er Retropants und seine Arm- und Gummibänder.
LIEBER HIMMEL. ER HAT NUR EINE UNTERHOSE AN .
»Nein.«
Cricket reibt sich die Augen. »Nein?«
STARR SEINEN KÃRPER NICHT AN. STARR NICHT SEINEN KÃRPER AN .
»Hast du dich heute Abend irgendwo amüsiert? Ich war zu Hause und hab SüÃigkeiten verschenkt. Nathan hat gutes Zeug besorgt, Markenschokolade, nicht diese Billig-Mischung, die er sonst immer kauft, und Lutscher und Fruchtgummis und diese winzigen Bonbons, die nach Limette schmecken. Wahrscheinlich waren auch bei euch viele Kinder, oder?«
Er guckt mich verständnislos an. »Hast du mich geweckt ⦠um über SüÃigkeiten zu quatschen?«
»Es ist immer noch ganz schön warm drauÃen, was?«, platzt es aus mir heraus. UND DANN MÃCHTE ICH IM ERDBODEN VERSINKEN .
Denn Cricket ist zu Stein erstarrt, da er endlich begriffen hat, dass er mehr oder weniger nackt vor mir steht. Obwohl ich natürlich überhaupt nicht hingucke. So was von gar nicht.
»Lass uns spazieren gehen!«
Mein Ausruf löst ihn aus der Erstarrung. Er schleicht auÃer Sichtweite und versucht, es zu überspielen. »Jetzt?«, ruft er aus dem dunklen Zimmer zurück. »Es ist ⦠zwei Uhr zweiundvierzig.«
»Ich könnte jemanden zum Reden gebrauchen.«
Cricket taucht wieder am Fenster auf. Er hat seine Hose gefunden und angezogen.
Ich werde rot.
Er sieht mich einen Moment lang nachdenklich an, zieht sich ein T-Shirt über den Kopf und nickt. Ich schleiche nach unten, am Schlafzimmer meiner Eltern und an Norahs zeitweiligem Nachtquartier vorbei, und erreiche unentdeckt die StraÃe. Cricket ist schon da. Ich trage eine Pyjamahose mit Sushi-Druck und ein weiÃes Trägerhemd. Jetzt, wo er komplett angezogen vor mir steht, fühle ich mich aus gezogen, was sich noch verstärkt, als ich merke, wie er meine nackte Haut betrachtet. Wir spazieren den Hügel bis zur nächsten StraÃenecke hinauf. Irgendwie wissen wir beide, wo wir hinwollen.
Die Stadt ist still. Der lärmende Halloween-Geist hat sich schlafen gelegt.
Wir erreichen den noch gröÃeren Hügel, der uns vom Dolores Park trennt. Achtzig Stufen führen nach ganz oben. Ich habe sie gezählt. Nach etwa zwanzig Stufen bleibt Cricket stehen. »Verrätst du mir, was du auf dem Herzen hast, oder willst du etwa, dass ich rate? Ich bin nämlich nicht besonders gut im Raten. Man sollte sagen, was man zu sagen hat, anstatt andere herumeiern zu lassen.«
»Entschuldigung.«
Er lächelt zum ersten Mal seit einer Ewigkeit. »Hey. Keine Entschuldigungen mehr.«
Ich versuche auch zu lächeln, aber es fällt kläglich aus.
Seins verschwindet ebenfalls. »Geht es um Max?«
»Ja«, antworte ich leise.
Wir steigen langsam weiter die Treppe hinauf. »Er schien heute überrascht, mich zu sehen. Er weià nicht, dass wir befreundet sind, oder?«
Seine Stimme klingt so traurig, dass ich noch langsamer werde. Ich schlinge die Arme um mich selbst. »Nein. Er wuss te es nicht.«
Cricket bleibt stehen. »Bin ich dir vielleicht peinlich?«
»Warum solltest du mir peinlich sein?«
Er steckt die Hände in die Taschen. »Weil ich nicht cool bin.«
Das haut mich um. Cricket ist nicht im gleichen Sinne cool wie Max, aber er ist der interessanteste Mensch, den ich kenne. Er ist nett, intelligent und attraktiv. Und er kleidet sich gut. Cricket kleidet sich WIRKLICH gut. »Wie kommst du darauf?«
»Ach, komm. Er ist dieser sexy Rockgott und ich bin der Junge von nebenan. Der vertrottelte Wissenschaftsfreak, der sein ganzes Leben an der Bande von Eislaufbahnen verbracht hat. Bei seiner Schwester.«
»Du ⦠Du bist kein Freak, Cricket. Und selbst wenn du es wärst, was gibt es daran auszusetzen? Und seit wann ist jemand, der sich mit Wissenschaft beschäftigt, vertrottelt?«
Er macht einen ungewöhnlich aufgewühlten Eindruck.
»O nein«, sage ich. »Erzähl mir bloà nicht, es geht um deinen Urur-sonst-was-GroÃvater. Das hat nämlich gar nichts zu bedâ«
»Es bedeutet alles . Das Erbe, mit dem wir das Haus bezahlt haben,
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