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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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mit dem wir Calliopes Ausbildung und mein Studium finanzieren und mit dem wir alles bezahlt haben, was mir jemals gehört hat … Es stand uns nicht zu. Hast du eine Ahnung, was aus Alexander Graham Bell geworden ist, nachdem er berühmt wurde? Er hat sich den Rest seines Lebens in einer abgeschiedenen Gegend in Kanada versteckt. Aus Scham für das, was er getan hat.«
    Â»Warum hat er es dann getan?«
    Cricket fährt sich mit der Hand durchs Haar. »Warum machen alle anderen Menschen Fehler? Er hat sich verliebt.«
    Â»Oh.« Das tut weh. Ich bin nicht mal sicher, warum, aber es tut weh.
    Â»Der Vater seiner Angebeteten war reich und mächtig. Alexander nicht. Er hatte zwar Ideen für ein Telefon, konnte sie aber nicht umsetzen. Ihr Vater hatte herausgefunden, dass jemand – Elisha Gray – im Begriff war, es sich patentieren zu lassen, also gingen sie am selben Tag zum Patentamt wie Elisha, klauten seine Idee, reichten sie ein und behaupteten, sie seien die Ersten gewesen. Alexander wurde einer der reichsten Männer Amerikas und durfte meine Urururgroßmutter heiraten. Als Elisha begriff, dass man ihn gelinkt hatte, war es schon zu spät.«
    Ich bin erstaunt. »Das ist ja furchtbar.«
    Â»Die Geschichtsbücher sind voll von Lügen. Wer den Krieg gewinnt, schreibt Geschichte.«
    Â»Aber Alexander war trotzdem ein kluger Mann. Er war trotzdem ein Erfinder. Das hast du immerhin auf ehrliche Weise errungen. Im Leben spielt es keine Rolle, was du bekommst, sondern was du damit anstellst.«
    Â»Ich baue Sachen, für die es keine Verwendung gibt.« Er klingt nüchtern. »Das ist genauso schlecht, wie gar nichts zu erfinden. Ich sollte etwas erschaffen, das von Bedeutung ist. Etwas, mit dem ich … die Vergangenheit wiedergutmachen kann.«
    Langsam werde ich wütend. »Was, glaubst du, würde passieren, wenn ich der Meinung wäre, die Gene würden so eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen? Wenn ich glauben würde, nur weil meine leiblichen Eltern bestimmte Entscheidungen getroffen haben, wären auch mein Leben und meine Träume verpfuscht? Weißt du, welche Wirkung das auf mich hätte? Hast du auch nur die leiseste Ahnung, welche Wirkung das schon auf mich HATTE ?«
    Cricket ist erschüttert. »Ich hab nicht nachgedacht, es tut mir leid …«
    Â»Das sollte es auch. Du hast eine Gabe und stellst sie infrage.« Ich schüttle den Kopf, um klar denken zu können. »Du solltest dir nicht von dieser Schande vorschreiben lassen, wer du bist. Du bist nicht dein Name. Deine Entscheidungen triffst allein du selbst.«
    Er starrt mich an.
    Ich starre zurück und alle meine Sinne sind hellwach. Die Energie zwischen uns wogt so heftig hin und her, dass es mir Angst macht.
    Ich unterbreche unser Starren.
    Wir steigen die restlichen Stufen bis nach oben und die ganze Stadt liegt vor uns. Die aufragenden Häuser, die goldenen Hügel, die Hochhäuser, die glitzernde Bucht. Es ist überwältigend. Wir setzen uns auf ein freies Stück Asphalt mit Blick auf das Panorama. Wir befinden uns auf einem privaten Zufahrtsweg, aber niemand wird uns sehen. Der Eukalyptusbaum, dessen Äste über uns hängen, verströmt seinen wohltuenden Duft in die Nachtluft.
    Cricket atmet tief und langsam ein und dann seufzend wieder aus. »Das hab ich vermisst. Eukalyptus erinnert mich immer an zu Hause.«
    Mir wird ganz warm ums Herz, weil er das hier trotz seines zweiten Lebens in Berkeley noch immer als sein Zuhause ansieht. »Weißt du«, erzähle ich, »als ich klein war, war es meinen Eltern peinlich, wie ich mich angezogen habe.«
    Â»Wirklich? Das überrascht mich.«
    Â»Sie hatten schreckliche Angst, dass die Leute glauben könnten, SIE würden mich so anziehen. Dass mich DIE SCHWULEN mit falschen Wimpern und Glitter verderben.«
    Er lacht.
    Â»Aber irgendwann haben sie begriffen, dass ich einfach so bin, und es akzeptiert. Und ihre Unterstützung hat mich selbstbewusster werden lassen. Und dann, in jenem Sommer, hast du mir beigebracht, es selbst zu akzeptieren. Mir keine Gedanken darüber zu machen, was andere Leute sagen könnten. Und da … war alles plötzlich gar nicht so schlimm.«
    Â» Ich ?«
    Â»Ja, du. Deshalb erzähle ich es dir jetzt. Ich werde niemals den mechanischen Vogel vergessen, den du gebaut hast. Der nur gesungen hat, wenn man die Käfigtür

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