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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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liebsten würde ich Cricket hinter den Hell’s Angel zurückschieben, und er selbst sieht auch aus, als hätte er nichts dagegen zu verschwinden. Max schleicht durch die Menge wie ein Wolf auf der Jagd. Ich hebe die Hand und winke schwach. Er nickt mir zu, starrt Cricket aber böse an.
    Max zieht mich in seine tätowierten Arme. »Wie waren wir?«
    Â»Phänomenal«, antworte ich wahrheitsgemäß. Sein Griff ist fest und zwingt mich, sein rotes Tuch direkt zu erwähnen. »Das hier ist mein Nachbar Cricket. Erinnerst du dich?« Als ob einer von uns die letzte Begegnung vergessen hätte.
    Â»Hi«, sagt Cricket und macht sich ganz klein.
    Â» Hey«, erwidert Max mit gelangweilter Stimme. Es ist nich t mal seine übliche gelangweilte Stimme, sondern nur eine vorgeschobene, die ausdrücken soll: Siehst du, wie egal du mir bist?
    Â»Und das ist seine Schwester, Calliope.«
    Â»Wir haben euren Auftritt gesehen«, sagt sie. »Ihr wart toll.«
    Max mustert sie von oben bis unten. »Danke«, antwortet er nach einem Moment – höflich, aber gleichgültig, und seine Ungerührtheit bringt sie aus der Fassung. Er dreht sich stirnrunzelnd zu mir um. »Was hast du denn da an?«
    So, wie er es fragt, möchte ich lieber keine Antwort darauf geben.
    Â»Sie ist ich«, erklärt Lindsey.
    Erst jetzt nimmt Max ihre Anwesenheit zur Kenntnis. »Dann musst du Lola sein. Na ja. Ich bin bestimmt nicht traurig, wenn dieser Feiertag vorbei ist.«
    Ich bin entsetzt. Crickets Anwesenheit hat ihn verwegen werden lassen.
    Â»Ich finde, die beiden sehen klasse aus.« Cricket richtet sich zu seiner vollen Größe auf. Er überragt meinen Freund deutlich. »Ich finde es cool, dass sie das jedes Jahr machen.«
    Max beugt sich zu mir herüber und spricht so leise, dass nur ich ihn hören kann. »Ich packe etwas Zeug in den Lieferwagen.« Er küsst mich, zuerst flüchtig, doch dann stimmt ihn irgendetwas um. Auf einmal lässt er sich Zeit und küsst mich RICHTIG . »Ich schreib dir eine SMS , wenn ich fertig bin.« Dann geht er, ohne sich von irgendjemandem sonst zu verabschieden.
    Das Ganze ist mir unendlich peinlich. »Er … fühlt sich in Gruppen nicht wohl.«
    Calliope sieht empört aus, und ich winde mich innerlich, weil ich weiß, was sie denkt: dass ich Cricket hinhalte, nur um weiter mit dem da zusammen zu sein. Aber der da war nicht mein Freund. Die Verachtung in Crickets Gesicht ist noch viel demütigender. Ich male mir Gespräche aus, in denen Calliope diese Szene eben als Beweis dafür anführt, dass ich oberflächlich und seiner Freundschaft nicht würdig bin.
    Ich wende mich an Lindsey. »Es tut mir leid. Ich bin sicher, er hat es nicht so gemeint.«
    Â»Mag sein.« Sie verdreht die Augen. »Du weißt doch, dass er mich hasst. Und ich bin auch nicht gerade verrückt nach ihm.«
    Ich senke die Stimme. »Max hasst dich doch nicht.«
    Sie zuckt die Schultern. Ich ertrage es nicht, dass die Zwillinge noch mehr davon mit anhören, also nehme ich Lindsey an die Hand und führe sie weg. »Tut mir leid, wir müssen gehen. Auf Bühne sechs spielt eine Band, die ich unbedingt sehen will.«
    Â»Gut, dann kommen wir mit«, sagt Calliope. »Du kennst die einheimischen Bands besser als wir.«
    Ich könnte schreien, als sie einer totenstillen Lindsey und mir über den Rasen und zwischen Skeletten, Gespenstern und Piraten hindurch zu Bühne sechs folgen, wo gerade eine mittel mäßige Punkband »Thriller« verhunzt. Ich spähe angestrengt zur Basstrommel hinüber. Meine farbigen Kontaktlinsen sind schon älter und haben deshalb nicht die richtige Stärke. »The Flaming Olives?«
    Â»The Evening Devils«, verbessert Lindsey genervt.
    Â»Blöder Name«, stelle ich fest.
    Â»Oliven wären noch blöder«, mischt sich Calliope ein. »Ich dachte, du willst sie unbedingt sehen.«
    Â»Ich dachte, hier spielt jemand anders«, murre ich.
    Â»Aha«, sagt Cricket.
    Es ist ein ungläubiges »Aha«, das meine Scham noch steigert. Ich lasse mich nicht unterkriegen und versuche, mich in die Musik zu vertiefen, aber ich kann einfach nicht glauben, dass mein Freund Lindsey gerade wie Dreck behandelt hat. Ich kann nicht glauben, dass Cricket dabei war, als er sie wie Dreck behandelt hat. Und ich bin froh, dass er sich eingemischt hat, bevor Max

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