Schmetterlingsgeschichten - Chronik I - Genug geschlafen (German Edition)
gesehen«, wollte Sebastians Freund
wissen. Garth überlegte kurz und sagte dann: »Ich bin im Grunde genommen nur
auf der Durchreise. Ich bin mit ein paar anderen hier, Erwachsenen, die aber
noch etwas, ääh, Geschäftliches zu erledigen haben.« »Na ja, halb so wild,
wollen wir eigentlich gar nicht so genau wissen. Hast du schon mal mit einem
Bogen geschossen? Wenn du willst, kannste es ja mal ausprobieren.« »Klar, gerne«,
freute sich Garth, nahm den Bogen auf und schoss direkt mal einen Pfeil mitten
in den Stamm – zum Staunen der Anwesenden.
«Ey,
boa! Ziemlich guter Treffer fürs erste Mal«, stellte Sebastian anerkennend fest.
»Wollt
ihr mal was richtig Gutes sehen? Wartet mal!«, sagte Garth und ging zu der
Couch. Er nahm seinen Rucksack ab, stellte ihn auf das Sofa und fing an, darin
rumzukramen. Dann zog er einen Gegenstand heraus, der wie eine Pistole aussah.
»Das
ist ein Fünf-Acht-Explorer. Der Beste, den es weit und breit gibt. Wollt ihr
ihn mal testen?«, lud Garth seine neuen Kumpel ein und hielt ihn Sebastian hin.
Der Strümper nahm den Phaser und fragte:
»Was
ist das? Ein Fünf-Acht-Explorer?« »Wie, du weißt das nicht? Der ist auf
Betäubung gestellt. Also, das ist eine Betäubungspistole!«
»Erzähl
keinen Quatsch, Mann!« »Ich kann es dir beweisen«, beteuerte Garth, nahm den
Phaser, hielt auf Dennis… und drückte ab.
Dennis
brach sofort zusammen und landete mit einem »Plumps« auf dem Boden.
»Uff«,
staunte Sebastian und nahm Garth den Explorer wieder ab. »Der ist ja cool.«
Bewundernd drehte er die Waffe und zielte immer mal hierhin und dann dorthin.
Dann guckte er zu Dennis, visierte seinen am Boden liegenden Freund an und
fragte: »Wann wacht der eigentlich wieder auf?« »Hmm, keine Ahnung! Hab noch
nie jemanden damit betäubt. Kann ja nicht so lange dauern, oder?«
»Schätze
ich auch. Zumindest kommen die im Fernsehen immer recht schnell wieder zur
Besinnung. Sollen wir den noch ein bisschen weiter testen? Da vorne ist eine
Kuh-Weide. Lass hingehen!»
******
19.
P harso
stand an einer Straßenlaterne und beobachtete die Menschen, die an ihm
vorbeigingen, miteinander sprachen oder einfach nur ein Eis aßen. Schnell hatte
er verstanden, dass der Alltag dem auf Orso sehr ähnlich war. Die Leute mussten
morgens das Haus verlassen, um ihrer täglichen Arbeit nachzukommen, damit die
Rechnungen bezahlt werden konnten. Auch hatte er schnell begriffen, dass nicht
nur die audio-visuelle Nachrichtenvermittlung, so, wie die Satelliten, die sie
angezapft hatten, hier der Informationsweitergabe dienten, sondern auch
gedruckte Worte auf handfestem Material. Er hatte einen Mann beobachtet, der
gerade jenes Zeug in einen orangenen Behälter neben einen Unterstand geworfen
hatte, der wohl Regen abwehren sollte, während die Menschen auf einen
länglichen Transporter mit Verbrennungsmotor warteten.
Diese
Art gebrauchte Gegenstände so offensichtlich für andere abzulegen, damit sie
weiter benutzt werden konnten, fand er sehr praktisch. Also ging er zu dem
Behälter und nahm es sich. Er konnte die Schrift sogar lesen, hatte er an Bord
doch die Zeichen gelernt und verstanden, welchen Sinn sie in den verschiedenen
Reihenfolgen ergaben. Wenn ein Ritter hier in der Gegend war, dann musste
irgendwas über ungewöhnliche Ereignisse in dieser „Zeitung“ stehen.
Es
war eigentlich nichts Besonderes in diesem Blatt – bis auf einen mysteriösen
Banküberfall in Köln.
Banken
gab es auch auf Tesla, Überfälle waren dort schon vorgekommen – in Orso gab es
sie natürlich nicht. Das eigentlich Interessante an dieser Geschichte war
jedoch, dass die Räuber mehrere Schüsse in die Menge abgegeben und dabei einer
Frau nur eine unverhältnismäßige leichte Verletzung zugefügt hatten. Zwei Überwachungskameras
waren zerstört worden. Und außerdem waren die Räuber alle mit gebrochenem
Genick ums Leben gekommen.
Niemand
wusste wie. Die Polizei war es nicht gewesen. Niemand hatte eine Erklärung. Nun
gut, wenn die Suche hier heute nichts ergab, würde er sich morgen nach Köln
beamen – das stand jetzt fest.
Irgendwie
überkam ihn plötzlich ein Gefühl, das er nur von Tesla her kannte.
Das
letzte Mal hatte er es vor seinem Abflug im Wald von Orso gespürt. Pharso
schaute sich um – nichts Besonderes.
Doch
das Gefühl verschwand nicht. Es war, als würde er von Eiseskälte durchbohrt
werden. Es war ein unbarmherziges,
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