Schmetterlingsgeschichten - Chronik I - Genug geschlafen (German Edition)
die sich um ihre Ritter kümmerten, die gerade – oder noch
nicht – aufgewacht waren.
Warum
sie überhaupt geschlafen hatten, war ihm völlig unbekannt… und die Erwachten
konnten ihm ja schlecht Auskunft geben.
So
existierte für ihn eine schöne heile Welt, die einfach und leicht zu verstehen
war.
Und
dann das – es glich einer geplatzten Blase.
»Das
ist zu viel für Sebastian, das können wir ihm nicht antun«, war seine erste
Reaktion.
A ls Dennis
wieder aufwachte, saßen Sebastian und Garth auf der verbrannten Couch. Sie
hatten ihn mit ein wenig Wasser bespritzt, um ihn zu wecken. Der Phaser war
schon wieder im Rucksack von Garth verstaut worden, und die beiden Jungen
grinsten bis über beide Ohren.
»Seid
ihr wahnsinnig? Das könnt ihr mit mir doch nicht machen«, beschwerte Dennis
sich lautstark.
»Was
hast du denn?«, tat Sebastian ganz unschuldig. »Es ist doch alles in Ordnung
mit dir, oder? Komm, wir müssen jetzt gehen. Es ist schon spät geworden. Wir
treffen Garth morgen wieder hier. Stimmt doch, oder?« »Ja klar, aber morgen
etwas früher, damit wir mehr Zeit haben«, bestimmte Garth, der mittlerweile
aufgestanden war.
»Und
was ist mit mir? Wann darf ich mal mit dem Dingsbums rumschießen und mal einen
von euch betäuben?«, wollte Dennis rachgierig wissen. »Das kannste morgen
machen. Ich bring den Phaser wieder mit«, sagte Garth, drehte sich um, ging los
und rief noch im Gehen: »Tschüüss!«
»Tschüüsss,
bis morgen«, kam es von Sebastian und Dennis im Chor, die sich ebenfalls
umdrehten und gingen.
Aus
dem Gebüsch kam ein Schmetterling eiligst hinterhergeflogen und tanzte um
Sebastian rum.
******
20.
N achdem
Sarah im Hotel angekommen war, hatte sie erst einmal eine Dusche genommen. Mit
dem umgebundenen Handtuch ging sie zur Zimmerbar, nahm ein leeres Glas und
füllte es mit Eiswürfeln. Sie war fest entschlossen, die Ereignisse
wegzuspülen. Sarah nahm eine Flasche Havanna Club und goss sich das halbe Glas
voll – er sollte stark sein.
Dann
öffnete sie eine Mini-Flasche Cola und mischte es mit dem Rum, so dass der
Inhalt des Glases hellbraun wurde. Zum Abschluss warf sie noch zwei Scheiben
Zitrone in den Drink.
Während
sie zu ihrem Bett schlenderte, schaltete sie den Fernseher ein, wählte einen
Musiksender und warf die Fernbedienung auf den Sessel. Das Licht war gedimmt,
von draußen fiel auch kein Licht mehr hinein. Die Sonne war bereits
untergegangen.
Sarah
saß nun auf der Bettkante und nahm einen kräftigen Schluck. Als die Flüssigkeit
die Kehle runterlief, ließ sie sich langsam nach hinten fallen und schaute an
die Decke.
Was
war heute alles passiert?
Sie
erinnerte sich an seine Augen und an seine warmen Hände. Das war so wunderbar –
aber auch erschreckend zugleich gewesen. Sie war eine starke, unabhängige Frau,
die in ihrem Leben schon Dinge gemacht hatte, für die andere Menschen im
Gefängnis gelandet wären.
Sie
machte einen der härtesten Jobs der Welt. Dabei hatte sie schon oft genug bewiesen,
dass sie kräftiger und willensstärker war als so manch einer ihrer Mitstreiter.
Gerade in Stresssituationen hatte sie absolute Konzentration bewiesen. Keine
Ablenkung der Welt konnte sie von dem abbringen, was sie vorhatte. Sie wusste,
dass sie sich nur auf sich selbst verlassen konnte.
Wenn
sie mit anderen Menschen arbeitete, brachte sie gerade nur so viel Vertrauen
auf, wie es der Job erforderte…nie mehr. Danach ging man immer getrennte Wege
und sah sich nicht wieder.
Durch
einen erledigten Job entstand eine Gemeinsamkeit, die einen verband. Und das
bedeutete eine Schwäche, die zur Gefahr werden konnte.
Sarah
leerte mit einem weiteren kräftigen Schluck das Glas und schlenderte zurück zur
Bar. Sie merkte bereits, wie das warme Gefühl aus dem Bauch ihren Körper hochlief
und fast in ihrem Kopf angekommen war.
Der
Musiksender spielte die ganze Zeit über Balladen.
Mit
derselben starken Mischung wie vorher ging sie ins Bad zurück und stellte sich
vor den Spiegel. Er war noch beschlagen. Sie wischte ihn frei, nahm noch einen
kräftigen Schluck und schaute sich an.
Sie
war nicht wie andere Frauen – sie war stark!
In
ihrem Kopf wiederholten sich Szenen aus Einsätzen, die sie in ihrer Laufbahn
erlebt hatte: Die Elite-Soldatin war alleine aus Flugzeugen gesprungen und
hatte danach tagelang in schneebedeckten Gebirgszügen ausgeharrt, nur, um für
drei Sekunden topfit
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