Schmetterlingsgeschichten - Chronik I - Genug geschlafen (German Edition)
Waschbecken. Sie zog sich die Kapuze
vom Kopf und schaute in den Spiegel. Dabei fiel ihr wieder der Mann ein, bei
dem sie dachte, ihn gesehen zu haben.
Und
da wieder! Sie dachte an ihn. Grrrrr.
Warum
nur musste sie an ihn denken, das war ja schrecklich.
Und
dann noch die Situation in der Drogerie. Wie hatte der Verkäufer ihre Frage
hören können, die sie nur gedacht hatte.
Wirklich
nur gedacht, da war sie sich sicher. Wie war das möglich gewesen?
Jetzt
erinnerte sie sich an ihre letzte Mission. Da hatte sie auch gewollt, dass ihr
Ziel sie anschaute – und er hatte es gemacht.
Ihre
Augen waren immer noch blau.
Jetzt
schaute sie mit welchem Mittelchen sie als erstes anfangen sollte.
Sie
kannte das eigentlich nur von ihren Freundinnen und hatte es nie richtig geübt.
Sie nahm sich den Kajalstift und legte los. Während sie in ihrem Gesicht
herumhantierte, überlegte sie, ob das mit ihrem Gedanken schon mal früher
gewesen ist. Aber nein, da fiel ihr so jetzt nichts ein. Erst seitdem sie
dieses komische Jucken gehabt hatte. Das war ja aber wieder glücklicherweise
weg. Genau wie ihre Wunde. Die war ja auch weg.
Irgendwie
entwickelten sich die Dinge in letzter Zeit ein wenig eigenartig.
Sie
reflektierte. Die Sache während der Mission, der Überfall, der Mann, die Wunde
und die Sache mit dem Verkäufer. Das waren ein bisschen viele Zufälle. Ihr kam
der Gedanke… aber nein. Das würden sie mit ihr nicht machen, oder?
Sie
hatte schon von militärischen Experimenten gehört, bei denen Menschen
manipuliert wurden. War sie verändert worden? Irgendwie genetische Tests? Oder
ein Computerchip-Implantat?
Nein,
nicht mit ihr. Biologische Veränderungen?
Nein,
sie hatte noch nie gehört, dass eine Frau in den Wechseljahren so etwas konnte.
Außerdem war sie dafür viel zu jung. Viel zu jung.
Eher
unwahrscheinlich. Was war dann mit ihr los?
Als
sie als letztes den Lidschatten benutzte, konzentrierte sie sich wieder auf
das, was sie gerade machte und schaute wieder in den Spiegel. Sie sah aus wie
ein Freak…aber ihre Augen fielen nicht mehr so auf, dafür aber der
Schmetterling, der hinter ihr flog.
»Eigentlich
brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Die blauen Augen gehen wieder weg. Das
ist nur anfangs so. Jedes Mal, wenn du aber deine Kräfte einsetzt, kommen die
für einen gewissen Zeitraum wieder.«
Sarah
öffnete den Mund und ließ den Lidschatten fallen.
******
27.
» D u…du…du«,
stammelte Sebastian.
»Ne, du, du, du«, würgte Garth. Mehr
bekamen die beiden nicht raus.
»Sagt mal, wie lange wollt ihr beiden denn noch so da rumstehen?«, fragte Lukas.
»Du, du bist ein Ritter? Aber du bist ja gar nicht groß und kräftig! Und du
siehst nicht so aus, als ob du gut kämpfen könntest!«, rutschte es jetzt Garth
raus.
»Hey,
wer sagt das denn? Du hast mich ja noch nie kämpfen sehen. Außerdem hat es den
Anschein, dass ich erst seit ganz kurzer Zeit ein Ritter bin. Und du? Du siehst
ja jetzt auch nicht so atemberaubend aus, für einen Ritter, meine ich. Du
kannst wahrscheinlich sogar noch weniger als ich!! Rotlocke! He?«, konterte
Sebastian und zog dabei seine Sonnenbrille runter. »He, und was sagst du jetzt.
Da biste platt, was? Ich hab sogar schon blaue Augen, und DU nicht!« »Peöö, ich
brauch gar nicht so hässliche blaue Augen! Ich bin nämlich nicht so ein dämlicher
Ritter. Ich bin was viel Besseres: Ich bin ein Adept! Der erste seit Hunderten
von Jahren. Und du bist nur ein Ritter von vielen.
Das
ist dann nämlich gar nichts Besonderes mehr!!«
Die
Schmetterlinge, denen sonst immer so viel über die Lippen kam, wussten gerade
nicht, was sie sagen sollten. Eigentlich, so dachten sie, war das eine freudige
Sache, und nicht etwas, worüber man sich streitet. Judith war die erste von
ihnen, die reagierte. Sie flog genau zwischen beide und brüllte sauer: »Stoooopp!!
Aufhören!! Das ist ja nicht mit anzusehen. Ihr beiden seid so was von blöd,
dass es ja schon weh tut. Und gerade du, Garth. Von dir hab ich das als letztes
erwartet. Weißt du denn nicht, dass du gerade dem »ersten« Ritter gegenüber
stehst? Was das für eine Ehre ist? Und du fängst an, ihn zu beleidigen.
Ehrlich, ich dachte, du wärst anders! Schämst du dich nicht??«, motzte sie als
erstes wütend, und dann schluchzend. Dann sagte sie ganz leise: »Du hast mir ja
überhaupt nicht zugehört«, und verschwand, während ihr
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