Schmetterlingsgeschichten - Chronik I - Genug geschlafen (German Edition)
ihre Flügel nach vorne geknickt, um ihren Kopf darauf abzulegen.
»Ich
will nicht darüber sprechen, hörst du?«, sagte sie mit leiser Stimme.
»Es
ist Garth, nicht wahr? Komm, der ist halt nur ein Junge, einer von vielen, die
sind alle so. Nimm das nicht so ernst.« »Das ist es ja.
Er
ist nicht so, wie die anderen. Er ist so… anders.«
Ihr
liefen die Tränen wie ein Wasserfall herunter. »Ich bin doch etwas vor dir
geboren. Und als ich so alleine war, bevor ich mich Garth gezeigt hab, hatte
ich ihn schon eine Zeit lang beobachtet. Er ist wirklich anders. Wenn der immer
so den Harten macht, dann, dann tut der nur so. Weißt du, da war so ein
Fußballspiel. Er hat im Spiel einen Barskie verletzt, und vor den anderen tat
er dann so richtig hart. Er wurde auch von seiner Lehrerin dann vor den ganzen
Jungs abgeführt.
Aber
nachdem er seinen Strafunterricht abgesessen hatte, ist er zu dem Barskie
hingegangen, natürlich so, dass niemand es mitbekommen hat, und hat sich bei
ihm entschuldigt. Es tat ihm wirklich leid, verstehst du? Er ist dann mit ihm
noch raus im Wald spielen gewesen. Die anderen haben davon nichts mitgekriegt.
Oder ich bin ihm mal durch die Straßen von Orso gefolgt. Da traf er ein paar
Jungs, und die haben ihn dann so angestachelt, einen Kürbis auf dem Marktplatz
zu klauen, dass er es auch gemacht hat. Er ist nachher zu dem Stand zurück
geschlichen und hat heimlich das Geld neben die Kasse gelegt. Die Verkäuferin
hat davon auch nichts mitbekommen.
Er
ist einfach so anders.« Sie weinte. Das Gespräch gefiel Oskar jetzt gar nicht
mehr. »Ach, komm, unser Job ist es, für Garth da zu sein. Mehr nicht. Lass uns
das alles nicht überbewerten. Und dass er nicht anders ist, hast du ja heute
gesehen. Kommst du jetzt? Wir haben noch einiges zu erledigen.« »Ja, ich komm
gleich. Geh schon mal zurück.«
Oskar
verschwand und Judith atmete tief ein.
»Doch,
er ist anders. Er ist wundervoll.«
S ebastian
und Garth waren schnell in sein Zimmer gegangen. Seine Mutter und Julia waren
nicht da, aber das hatten sie schon gemerkt, als der Wagen nicht in der
Einfahrt stand.
Als
sie durch die Haustüre durch waren, konnten sie seinen Vater im Wohnzimmer
sehen, der anscheinend mit seinem Handy rumhantierte. Er hatte die beiden nicht
bemerkt. Jetzt saß Garth auf Sebastians Schreibtischstuhl und ließ sich von
Lukas alles erklären. Oskar und Judith waren noch nicht zurückgekehrt. Er hatte
auch noch nicht versucht, sie zu rufen.
Irgendwie
sagte ihm sein Bauch, das wäre jetzt nicht so der richtige Zeitpunkt.
Sebastian
ging dabei durch sein Zimmer und hörte aufmerksam zu. »Und du hast also die
Schwebeeigenschaft und Schutzfähigkeit? Ziemlich cool.« In dem Moment tauchte
Oskar wieder auf.
»Judith
kommt gleich.« »Was hatte sie denn?«, wollte Garth wissen. »Ach, nichts
Besonderes. Mädchen-Sachen halt. Hat aber nichts mit dir zu tun. Mach dir mal
keine Gedanken.« Puuh, na gut, dachte Garth. Irgendwie hatte er dann doch schon
vermutet, dass das mit ihm zusammenhing, aber wenn Oskar ihm das jetzt sagte,
brauchte er sich ja keine Sorgen mehr machen.
»Gut«,
sagte Garth. »Jetzt sollte ich dann wohl mal langsam Pharso…«
In
diesem Augenblick konnten sie Sebastians Mutter und Julia zur Türe reinkommen
hören und sein Vater rief sofort: »Alle mal zusammenkommen!!«
Frau
Feuerstiel und Julia hatten gerade mal die Einkaufstüten abgestellt, als Garth
und er die Treppe herunterkamen.
»Oh,
wer bist du denn?«, fragte Sebastians Mutter sofort. »Das ist Garth. Mein neuer
Freund.« »Ah, schön dich zu sehen. Von wo kommst du?« Garth wollte gerade den
Mund aufmachen, aber Sebastian antwortete schnell: »Er ist neu bei uns auf der
Schule. Er ist gerade hierher gezogen.« Garth blickte Sebastian fragend an, als
Sebastians Vater das Wort übernahm. »Also, stellt euch vor, wir können heute
Nachmittag nach Köln fahren. Zu dem Sender WWN im Mediapark. Wir sind
eingeladen! Wenn das natürlich für dich in Ordnung ist, Liebling?«, sagte er an
seine Frau gerichtet, die ein bisschen überrumpelt wirkte.
»Ja,
äh, na gut. Das kommt allerdings ein bisschen plötzlich. Warum denn? Haben wir
was gewonnen?« »Ja, so ähnlich. Schaut euch mal diese Videoaufnahme an und sagt
mir, was daran nicht stimmt«, sagte er und hielt ihnen sein Handy hin. Er
spielte den kurzen Film ab und Sebastian erkannte sofort: »Tja, Papa, da ist
dein
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