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Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)

Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)

Titel: Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Ruth
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paar Meter bis zum Kontrollraum
waren. Als Cassandra vor der Tür angelangte, rammte sie ihren Oberkörper direkt
gegen den Eingang.
      »Diese
Türe ist nicht verschlossen. Nicht für sie«, dachte die mutige Barskiefrau. Und
als hätte ihre Willensstärke einen Einfluss darauf gehabt, war die Türe wirklich
nicht verschlossen. Krachend stolperte sie mit der sich öffnenden Türe in den
großen Kontrollraum. Dieses »Etwas« hatte sie nicht erwischt. Sofort ging
Cassandra auf die Knie und rang nach Luft.
      »Du
bist erst in Sicherheit, wenn du die beiden Knöpfe dahinten gleichzeitig
gedrückt hast«, sagte der alte Schmetterling hinter ihr. Cassandra richtete den
Kopf auf und blickte auf die deutlich sichtbaren Knöpfe. Sie unterschieden sich
sichtlich von allen anderen Bedienelementen im Raum. Cassandra richtete sich
ein letztes Mal auf und bewegte ihren Körper zu den beiden Knöpfen. Vor dem
Schaltpult angelangt, schaute sie Wansul an.
      Dann
nahm sie ihre beiden Hände und legte diese auf die runden Flächen der Knöpfe.
Cassandra legte ihr gesamtes Körpergewicht darauf. Langsam sackten sie in das
Pult ein, bis sie ganz mit der Arbeitsplatte vereint waren. Cassandra und Wansul
konnten ein tiefes, schweres metallenes Stöhnen hören, das den ganzen Komplex
zu erfassen schien.
      Cassandra
dachte für einen kurzen Moment, dass der Boden unter ihr zu vibrieren begann.
Doch genau konnte sie das nicht sagen, da sich ein Schleier vor ihren Augen
bildete und ihr Körper langsam ineinander fiel. Das Letzte, was sie
wahrnahm, war ein lächelnder alter Schmetterling. Die letzten Worte, die sie
verstand, bevor sie das Bewusstsein verlor, waren: »Danke dir! Zwei so große
Knöpfe konnte ich einfach nicht alleine drücken.«
     
    ******

26.
     
     E igentlich mochte er die Fahrstuhlmusik nicht. Früher
zumindest nicht. Doch jetzt hatte sie so etwas Beruhigendes, das ihn von seiner
eigentlichen »neuen« Tätigkeit ablenkte. Im richtigen Leben war er ein
einfacher Klempner. Er musste immer recht früh raus, damit am Monatsende
wenigstens das Nötigste bezahlt werden konnte.
      Seitdem
die meisten Kunden mehr Wert auf Qualität, als auf heimische Produkte legten, gingen
die meisten Waschbecken und Toiletten weniger kaputt. Eigentlich sagte man,
sein Land wäre sehr patriotisch, so dass die Leute das Geld gerne zu Hause
lassen. Doch das war nur oberflächlich und äußerlich. Am Ende schaute
dann doch jeder auf sein Portemonnaie und investierte ein paar Dollar mehr,
hatte dann aber auch mehr und länger was davon…und kaufte bessere Artikel aus
dem Ausland. Gebaut und renoviert wurde in letzter Zeit auch weniger, zumindest
in seinem Teil von New York.
      Es
war jetzt gut einen Monat her, als er in sein neues Büro gezogen war. »Und so
lange habe ich auch nicht mehr in der Scheiße anderer wühlen müssen«, dachte er.
Selber war er von einem der Außenteams gefunden worden. Besser Johnny, sein
Schmetterling, hatte ihn fast direkt in die Arme der kleinen Gruppe geführt. Johnny
war irgendwie wie ein kleines Kind, konnte aber so knalleernst sein, dass er
sich selber erschreckte - fand er zumindest. Doch selber nannte sich der
Schmetterling einfach einen »Rock 'n' Roller«. Hatte vielleicht etwas damit zu
tun, dass er selber einer der größten Elvis-Presley-Fans der Welt war. Er war
einfach der lebende Beweis dafür, dass der Beat des Rock 'n' Roll auch in
körperlicher, irdischer Form dargestellt werden konnte. Und Elvis war nicht
tot. Er hatte ihn nur noch nicht gefunden.   
      In
diesem Moment saß Johnny auf seiner Schulter und wippte mit den Flügeln zur
Fahrstuhlmusik. Irgendwie vervollständigte die Zigarre die Szene, die der
Schmetterling rauchte.
      Reden
brauchten die beiden nicht viel. Sie verstanden sich blind.
    Wie
lange Johnny jetzt genau schon bei ihm war, konnte er gar nicht sagen. Irgendwann
hatte er ihn einfach angesprochen. Doch überrascht war er nicht gewesen. Sein
Körper hatte angefangen durchzudrehen und wirklich alles schien sich für ihn zu
verändern. Dass da auf einmal ein sprechender Schmetterling bei ihm aufgetaucht
war, hatte die ganze Sache einfach nur »abgerundet«.
    »In
Amerika sind wir alle irgendwie einfach irre, und hier in New York erst recht«,
hatte er sich gesagt und die Tatsache akzeptiert, dass er ein erwachter Ritter
war.
      Nachdem
ihn das Team aufgegabelt hatte, hatte er ein Schild »Urlaub auf unbestimmte Zeit«
an sein Geschäft gehängt und war direkt bei

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