Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)
ihnen geblieben. Der Haufen, der
sich ein Team nannte, war so etwas von unbeholfen gewesen, dass er fast hätte
lachen müssen. Mit 23 Jahren hatte er seine Ausbildung abgeschlossen und hatte
sich direkt selbstständig gemacht. Vorher hatte er noch einige Jahre beim
Militär gedient, doch er war nicht geblieben, da er die Politik der Vereinigten
Staaten von Amerika nicht mehr verstand. Seitdem er selbstständig war und sich
um alles selber kümmern musste, hatte er viel dazugelernt. Organisationstalent
und Beharrlichkeit waren dabei die Fähigkeiten, die ihm zumindest seine
Existenz gesichert hatten. Es gab einfach zu viele Klempner in New York - aber
jeder wollte ja irgendwie leben. So war es für ihn gar nicht schwer gewesen,
sich der neuen Situation anzupassen. Geld hatte er jetzt zumindest genug.
Nicht,
dass er es selber für sich ausgeben wollte, nein, daran verschwand er keinen
Gedanken, aber er musste sich einfach keine Sorgen mehr machen und hatte sich
sogar ein neues Auto kaufen können. Im Grunde waren alle Gelder, die er ausgab,
Spesen. Wenn er meinte, anfallende Kosten wären gerechtfertigt, konnte er das
Geld bekommen. Aus seiner Hand waren jetzt schon viele Spenden an die
Ärmsten
der Ärmsten gegangen.
Es
war ein Bedürfnis, das aus seinem Innersten kam.
Jeder
Ritter war, was das Geld anging, selbstverantwortlich und keiner fragte nach.
So hatte er sich den Hearst Tower in New York City ausgesucht und dort ein
großes Büro angemietet. Die Miete war phänomenal, aber das war irgendwie unwichtig.
Er hatte die Organisation der Gruppe auf dem Kontinent Amerika übernommen…und
das Außenteam war ihm sehr dankbar gewesen.
Auch
hier hatten sie eine Beamstation eingerichtet und es sich ordentlich hergerichtet.
Dabei hatte er natürlich nicht gespart. Hier stand mit Abstand das teuerste
Büroequipment von Amerika. Das meiste aus staatlichem Geheimdienstbesitz. Aus
Europa und Asien natürlich. Erst gestern hatte er Qui Chung Lan gesprochen, seinen
Amtskollegen für Asien mit Sitz in China. Es waren bereits über 600
»Meldungen«, wie sie es nannten, in China, Russland und den anderen Ländern
eingegangen…und es wurden täglich mehr.
Diese
»Meldungen« waren erwachte Ritter, die es bereits geschafft hatten, mit ihnen
Kontakt aufzunehmen und zu ihnen zu kommen. Aber darin bestand auch eine der
großen Aufgaben. Sie alle hatten ein »altes Leben«, das mit dem »neuen«
verbunden werden musste.
Nicht
bei jedem war es so einfach wie bei ihm. Viele hatten Familie. Sie waren Väter,
Mütter, Kinder. In Afrika gab es sogar einen speziellen Sonderfall. Dort war
eine komplette sechsköpfige Familie mitten in Äthiopien zu Rittern geworden.
Sie hatten direkt die Verantwortung für diesen Kontinent übertragen bekommen.
Er musste lächeln. Mitten in einer dürren Wüste stand jetzt eine kleine Zeltstadt,
die als Entwicklungshilfe getarnt war, und war ebenfalls mit dem Besten vom
Besten ausgestattet worden. Und ganz wie es der Ehrenkodex der Ritter
vorschrieb, hatten sie begonnen, Unmengen an Nahrungsmitteln dorthin zu
liefern.
Diese
Familie managte jetzt wirkliche humanitäre Hilfe mit der Wiederkehr der Ritter.
Er
kam selber gerade aus seiner Mittagspause. Er überlegte, während er den Fahrstuhl
verließ. Johnny blieb auf seiner Schulter sitzen und summte die Melodie aus dem
Fahrstuhl noch ein wenig mit. Er war ja ein Rock 'n' Roller. Wie viele waren
sie eigentlich bereits?
Sie
mussten jetzt so ungefähr 2.000 Mann stark sein - allerdings dachte er bei
seinen ganzen Aufgaben gar nicht so sehr daran. Schnell hatten sie sich
überlegt, wie sie mit den Rittern vorgehen mussten und wie man sie an ihre neue
Aufgabe heranführen sollte. Da nicht alle eine militärische Ausbildung erhalten
hatten, hatten sie sich zusammen mit Sarah O'Boile überlegt, dass es am
sinnigsten wäre, ihnen ein wenig Drill und Praxis zu vermitteln, um ihr altes
Wissen mit den neuesten Kampftaktiken zu verbinden.
Sie
hatten ja alle schon in Schlachten gekämpft… nur zu einer anderen Zeit.
In
einem kurzen Zeitraum hatte er sich mit Sarah ein einmonatiges Intensivprogramm
ausgedacht, das Kampftaktiken, Strukturen und Selbstdisziplin vermitteln
sollte. Außerdem war es dazu gedacht, aus den ersten Teilnehmern Ausbilder zu
machen, die wiederum andere unterrichten konnten.
Ihr
neues Rittersystem musste ja erst aufgebaut werden. Ritter übten und lernten
nun mal ein Leben lang, und sie
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