Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)
sich unter dem Weiß
verbarg.
Als
Sebastian unten ankam, wollte er mit beiden Füßen landen, es sollte ja
wenigstens etwas cool wirken, doch dabei trat er auf einen kleinen losen Stein,
so dass sein Fuß abrutschte und er ein lautes »Knack« hörte.
Sebastian
hatte so etwas noch nie erlebt, doch leider wussten sein Verstand und sein
Körper nur zu gut, was gerade passiert war. Sebastians Fußgelenk schmerzte wie
Hölle. Er konnte das Bein nicht mehr belasten. In Sekundenschnelle schwoll sein
linkes Fußgelenk auf Tennisballgröße an. Sebastian hatte sich was gebrochen.
Scheiße.
Fluchen
oder rumflennen wie ein kleines Mädchen, war aber nicht drin. Nicht für Sebastian.
Jungs weinen nicht!
Ein
Gefühl aus Verzweiflung, Panik und einem absoluten Adrenalinüberstoß durchflutete
seinen Körper.
Gerade
erst da oben hatte er gesehen, wie groß die Einsamkeit, dieses Gebirge war.
Die, bis auf die Menschen, die in dem Berg verschwunden waren, kein Leben zuließ.
Zumindest nicht um diese Jahreszeit. Hier musste alles sterben, was länger als
ein paar Stunden im Freien war. Zusätzlich war er für die Kälte schlecht
bekleidet. Das wusste er.
Hier
war kein Anzeichen von Leben. Kein Grün oder eine andere Farbe als das Weiß des
Schnees und das gelegentliche, nackte Grau des Berges. Es waren noch nicht
einmal braune Flecken, die andeuteten, dass hier ein wenig Erde über dem Stein
war. Sebastian schaute sich um. Nein, hier hatte er keine Chance.
Er
musste in den Berg.
******
14.
» B ella
Belissima!!«, schallten die verzweifelten Rufe über den kurzen Abschnitt des Ganges,
in denen die Familie Pagliatore untergebracht war.
Seit
dem Besuch von Sarah O’Boile im Hause der Pagliatore in Rom, hatte der Doktor
keine ruhige Minute mehr gehabt. Er musste nur eine andere Frau in Gegenwart
seiner eigenen anschauen, und schon flogen wieder Teller. Wie auch jetzt
gerade.
Dr.
Pagliatore hatte sich freiwillig zum Dienst an einem »noch« inaktiven
Geschützturm einteilen lassen, mit der Bitte, dass es irgendwo in Italien sein
könnte.
Man
hatte ihm aber leider gesagt, dass hier, wo sich dieser unterirdische
Gebäudekomplex befand, das östliche China war. Und man könne seiner Bitte nur
nachkommen, wenn sich jemand anderes finde, der mit ihm tauschen würde.
Ansonsten müsste er hier eines der Drei-Mann-Geschütze mit bedienen. Anders als
auf Sadasch gab es hier auf der Erde, als eine Art letzte Absicherung, falls
die Elektronik ausfallen sollte, zusätzlich zu den automatischen Flugabwehrgeschützen,
auch manuelle. Konzipiert, um mit Menschenhand eindringende Flugobjekte vom
Himmel zu pusten.
Natürlich
konnte die Bedienung dieser Türme nur nach einem Training an den Simulatoren
funktionieren, die glücklicherweise liefen.
Nicht
wie die eigentliche Anlage, die darauf wartete, von Sebastian aktiviert zu
werden.
Es
ging ein Gerücht umher, dass es da noch einen anderen Weg gab, um dieses
Bollwerk richtig in Gang zu bekommen, aber man forschte noch. Und solange man
nichts Genaues wusste, musste man darauf hoffen, dass Sebastian Feuerstiel bald
kam.
Er
selber hatte den Jungen aus Deutschland auch noch nicht gesehen. Wahrscheinlich
war er ein Riese. Kräftig gebaut und blond. So wie er sich einen Nordmann
vorstellte. Nicht so einen komischen Wuchs, wie Professor Kuhte.
Zumindest
hatte er selber eine Aufgabe hier unten bekommen. Ansonsten hätte er den ganzen
Tag bei seiner Frau verbringen müssen, die ihm unentwegt Macho-Allüren vorwarf
und ihn einen notgeilen Bock nannte.
Er
wusste schon gar nicht mehr, was ihn an ihrem Charakter damals so fasziniert
hatte. Davon war zumindest nichts mehr da.
Und
unförmig war sie auch geworden. Es war schon eine halbe Ewigkeit her, dass sie
sich nachts nahe gekommen waren. So war es selbstverständlich für ihn als
ordentlicher Italiener, dass er sich nach anderen Frauen umschaute. Sollte sie
ihn doch besser behandeln. Ein Mann war ja nicht gezwungen, bei seiner Frau zu
bleiben.
Also
ging er wieder zu dem Simulatorenraum, in dem glücklicherweise eine junge
hübsche Russin ihren Dienst an dem Simulationscomputer tat.
»Ciao
Olga«, begrüßte er sie schließlich und gab ihr selbstverständlich einen
saftigen und zärtlichen Kuss links und rechts auf die Wange, der mit einer
Gestik gegeben wurde, der jeder Frau die Interpretation offen ließ, ob er jetzt
höflich gegeben worden war… oder eine versteckte Absicht
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