Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)
beinhaltete.
Es
war die Reaktion der Frau, die ihn anschließend reagieren ließ. Und bei Olga
gab es jeden Grund, anschließend zu reagieren.
Sie
war Single und machte keinen Hehl daraus, dass sie immer wieder auf der Suche
nach einem neuen Bettgefährten war. Sie konnte schon den Eindruck einer schwarzen
Witwe machen. Erst amüsiert sie sich mit den Männern… und dann verspeist sie
sie.
Für
Dr. Luigi Pagliatore war es eine willkommene Abwechselung zu seinem
Hausdrachen, der tagsüber Feuer spie und nachts nur kalten Rauch von sich gab.
»Doktor«,
sagte Olga mit rauer, kantiger Stimmer. Sie war fast genauso groß wie er,
vielleicht etwas größer als 1,90 Meter, hatte einen gut gebauten Körper und
zwei stattliche Brüste, die fest wie Melonen zu sein schienen.
»Wenn
du gleich vier Maschinen vom Himmel holst, dann lade ich dich heute Abend zum
Essen ein und danach trinken wir Wodka, bis wir umfallen.«
In
dem Moment rutschte Dr. Pagliatores komplettes Blut vom Hirn in die Hose.
Paradiesische
nackte blonde Feen tanzten mit Harfen in den zarten Händen auf galoppierenden
Stuten zu einem Trompetenfeuerwerk, das zum Angriff blies.
Er
war kreidebleich und brachte kein vernünftiges Wort mehr raus. Stammelnd und
stolpernd schwebte er sphärisch losgelöst von der Wirklichkeit zu dem
Simulator.
Kaum
war die Türe hinter ihm verriegelt, da drückte Olga schon auf den Startknopf…
und los ging es.
Ganze
vier Sekunden.
Dann
blinkte eine rote Lampe über dem Simulator auf.
Dr.
Luigis Pagliatores Geschützturm war von einem Angreifer zerstört worden und er
und seine beiden Mitinsassen waren tot.
Die
Tür ging wieder auf.
Verlegen
schaute der Historiker aus Rom drein.
»Nochmal«,
sagte er leicht beschämt, aber sein männlicher, italienischer Stolz
übertrumpfte noch die Situation.
Olga
nickte und drückte wieder auf die Verriegelungstaste. Kurz bevor die Türe ganz
verschlossen war, sagte Olga: »Ist jetzt aber nichts mehr mit heut Abend.«
Der
andere Ritter, der hinter Olga saß, machte derweilen einen kleinen Aktenvermerk,
dass Dr. Luigi Pagliatore besser an einem ruhigeren Ort eingesetzt werden
sollte. Unter Ablenkung war er nicht in der Lage, seine Konzentration zu
wahren.
******
15.
P rofessor Kuhte wusste mal wieder nichts hier unten
anzufangen.
Er
fühlte sich irgendwie eingesperrt, aber zurück konnte er ja nicht.
Seine
Freundin und Kollegin Ursula hingegen hatte die Situation beim Schopf gepackt
und ließ sich jetzt zu einer Kampfpilotin ausbilden.
Es
hatte einige Zeit gedauert, bis er begriffen hatte, dass sie schon ihr ganzes
Leben für die Ritter gearbeitet hatte. Oder besser: für diesen alten
Schmetterling, den sie Wansul nannten. Doch dadurch fühlte er sich nur noch
mehr alleine. Er wollte ja helfen, aber wie?
Sein
Körper war definitiv zu alt zum Kämpfen.
Er
hatte bereits angefangen, die unterirdische Basis zu erkunden. Die Gegenden, in
denen bis jetzt noch niemand nach dem Erwachen gewesen war. Dabei war er auch
auf Bereiche gestoßen, von denen er gedacht hatte, sie wären von den
Menschenmassen, die hier unten täglich eintrudelten, schon längst in Beschlag
genommen worden. Zu seiner Überraschung war das aber nicht der Fall gewesen,
und so hatte er einfach irgendeinen Ritter, den er anhand einer Uniform oder
einem nebenher fliegenden Schmetterling erkannte, darauf hingewiesen.
Wenn
er dann am nächsten Tag wieder an der Stelle vorbeikam, bezogen meist schon die
ersten Flüchtlinge das »Neuland«. Langsam hatte er Spaß daran gefunden, und er
machte es immer noch. Aber mit der Zeit war ihm diese Aufgabe zu unbedeutend
vorgekommen. Er suchte nach dem Besonderen.
Heute
hatte der Professor einfach eine blaue Jeans, Turnschuhe und ein weißes T-Shirt
an. Er überlegte, ob er seine Cord-Jacke anziehen sollte oder nicht. Hier unten
war es wohl temperiert. Keiner musste Angst haben, dass er hier unten erfrieren
konnte. Allerdings fühlte er sich so ohne Jacke einfach ein wenig zu jung.
Nicht seinem Alter entsprechend gekleidet. Also griff er nach dem
Kleidungsstück, seufzte einmal, und machte sich wieder auf. Auf zu einer neuen
Suche an einem neuen Tag.
Von
seinem Quartier aus war es nicht weit bis zum Einstieg des nächsten Launches.
Aber wie oft er sich hier unten schon verlaufen hatte, das wollte er lieber
niemandem erzählen. Das war ihm zu peinlich und es würde an seinem Ruf
knabbern. Da
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