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Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)

Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)

Titel: Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Ruth
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irrte er lieber einen Tag umher, als dass er sich Hilfe holte.
      Ein
wenig Stolz hatte er ja noch, und ein Dickkopf war er auch. Über diese
Charaktereigenschaft war er sich sehr wohl bewusst. Aber damit konnte er leben.
      Gut,
vielleicht war das einer der Gründe, warum er nie geheiratet und eine Familie
gegründet hatte. Aber das war nun auch gegen Ende seines Lebens nicht mehr ganz
so schlimm. Oder doch?
      Er
schüttelte den Kopf. Lieber keine Gedanken drüber machen.
    Jetzt
war es sowieso zu spät.
      Als
er in den Launch eingestiegen war, überlegte er kurz, was er diesmal als
Zielort eingeben sollte. Seine vorherigen Begriffe, die er aussuchte, waren
nach dem Zufallsprinzip gewählt worden. So hatte er die meisten Treffer
gelandet. Die Orte, die noch keiner vor ihm entdeckt hatte. Warum heute nicht
mal »Antarktis«? Also tippte er die Buchstaben ein, und schon schoss das Gerät
mit ihm los.
      Als
sich der Launch verlangsamte, hatte er irgendwie erwartet, dass es kälter
werden musste. Allein wegen der kalten Welt über ihm.
      Aber
das war nicht der Fall. Nein, er hatte sogar eher das Gefühl, dass es hier
wärmer war. Schnell schob er diese Einschätzung aber als Einbildung ab. Die
Temperatur hatte sich nicht wirklich verändert. Mit knackenden Knochen verließ
der Professor den Launch. Sein Körper war für dieses enge Gerät nicht gebaut.
Doch bereits in dem Moment, wo er den Gang betrat, wusste er, dass er einen
Treffer gelandet hatte.
      Es
war wundervoll ruhig hier.
    Kein
Mensch, kein Ritter, kein Schmetterling. Er hatte wieder einen noch nicht
erschlossenen Bereich im unterirdischen System gefunden.
      Wie
einfach die Dinge manches Mal waren. Aber logisch war es auch. Denn wer wollte
schon freiwillig zur Antarktis?
      Darauf
würde man nicht unbedingt als erstes kommen, wenn man neue Quartiere suchte.
Nur in welche Richtung sollte er jetzt gehen? Links oder rechts?
      Wie
er es in solchen Situationen schon immer gemacht hatte, griff er
geistesabwesend in seine Tasche und zog eine Fünf-Cent-Münze.   
      Kleeblatt
für rechts. Weltkugel für links.
    Während
er die Münze in die Luft schnipste, musste er grinsen. Er war ein Professor an
einer staatlichen Universität und hatte gerade einmal fünf Cent in der Tasche.
      Die
öffentliche Förderung…. Aber das war wahrscheinlich nun auch bereits
Geschichte.
      Mit
einem stummen Klimpern landete das Geldstück auf dem Boden. Kleeblatt. Also
rechts lang.
      Die
Luft roch hier wie in allen anderen Teilen, die er neu betreten hatte. Ein
wenig älter, aber nicht modrig. Die Filteranlage lief schon seit tausenden
Jahren einwandfrei. Das Licht vor ihm schien hier in eine Art Sparmodus
geschaltet worden zu sein. So war es in den anderen Bereichen auch gewesen.
Ungefähr zwanzig Meter nach vorne reichte die Beleuchtung. Mit jedem Schritt,
den er tat, schalteten sich neue Lampen ein. Hinter ihm war das Spiel
andersherum. Mit jedem Schritt, den er tat, schalteten sich die Lampen wieder
aus. So bewegte sich der Professor in einem rund vierzig Meter beleuchteten
Teilstück vorwärts. Glücklicherweise waren die meisten Türsperren entriegelt worden,
so dass er eigentlich immer hineinschauen konnte.   
      Was
er hinter den ersten Eingängen fand, erfreute ihn nur noch halbwegs.
      Es
waren einfach nur weitere Quartiere. Also würde er auch diesen Bereich einem
Ritter nennen, damit weitere Flüchtlinge hier runter konnten.
    Gelegentlich
fand er jedoch auch eine abgeschlossene Türe. Meist war allerdings nur das
Türschloss defekt gewesen. Doch für diese Türen hatte er seinen ganz eigenen
Schlüssel entworfen. Vor der Invasion wäre dies unmöglich für ihn gewesen. Eine
verschlossene Türe war nicht ohne Grund eine verschlossen Türe, und deswegen
hatte man sie nicht zu öffnen. Nur derjenige, der den passenden Schlüssel
hatte, hatte auch die Berechtigung.
      Aber
die Zeiten hatten sich geändert, und somit hatten sich auch die »Schlüssel«
geändert. Sein Schlüssel war reine Brachialgewalt geworden. Dabei musste er
verschmitzt grinsen.
      Er
nahm, so gut er konnte, Anlauf und knallte sein ganzes Körpergewicht gegen den
Eingang. Nach zwei oder drei Anläufen gab das Schloss dann nach.
      Früher
hätte er sich diese Methode nie zugetraut. Doch sie klappte.
    Als
er nun an dieser unscheinbar wirkenden Pforte stand, die sich nicht öffnen
ließ, freute er sich glatt. Er durfte wieder einen Eingang öffnen. Insgeheim
wünschte er sich,

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