Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)

Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)

Titel: Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Ruth
Vom Netzwerk:
her«, sagte der Lordprotektor und zeigte dabei auf zwei Sessel.
      Sullivan
verstand nicht. Die Herren Vertreter waren nicht mehr weit entfernt und
Lordprotektor Shrump wollte ihn sprechen? Ihm wurde ein wenig unheimlich. Noch
nie hatte er ihn zu einem persönlichen Gespräch auf seinen Sessel gebeten. Dort
nahmen immer nur ranghohe Persönlichkeiten Platz: Diplomaten, Nilas, Regierungschefs.
  
      Und
so manch einer hatte hier nur Platz genommen, um nachher exekutiert zu werden.
      Schnell
schritt Sullivan voran, stellte sich neben den Sessel und wartete, bis der
Lordprotektor sich hingesetzt hatte. Der Ring glänzte an der Hand des
Lordprotektors.
      »Wie
waren deine Noten auf Strungstar?«
    Was
sollte denn jetzt diese Frage? Jeder wusste, dass man Strungstar nur mit einer
glatten zwei oder besser verlassen dufte.
      »Ähm,
wie meinen? Euer Excellenz?« Sullivan verstand nicht.
    »Ach,
schon gut«, grinste Shrump.
      Sullivan
musste sich nur noch mehr wundern, so gelassen hatte er den Lordprotektor noch
nie gesehen. Was hatte er vor?
      Hoffentlich
nicht schon wieder etwas mit diesem widerlichen Transport. Er hätte dem
Lordprotektor niemals sagen können, dass er das erschreckend fand. Es hatte so
gar nichts mit dem zu tun, wofür die Union in seinen Augen stand. Er konnte
nicht glauben, dass das der Befehl des Vorsitzenden der Union gewesen sein
soll. Aber seitdem er das gesehen hatte, verdrängte er dieses Bild und hoffte,
dass er das nie wieder würde erblicken müssen. Sie brachten schließlich
Frieden, und nicht das, was er mit hatte anschauen müssen.
      »Ich
denke, es wird Zeit für dich, dass du dir ein bisschen deine Sporen verdienst.
Was hältst du davon?«, fragte Shrump ganz gelassen.
      Er
saß vor ihm ohne jeden großspurigen Klimbimsbums, einfach nur in Uniform.
      Sullivan
selber war fast genauso groß wie der Lordprotektor und stand ihm in seiner
Muskulatur in nichts nach. Auch für Nilas gab es einen festgeschriebenen
Körperstandard. Sie sollten schließlich das Beste der Union repräsentieren.
    »Ich
weiß jetzt nicht genau, wie sie das meinen, euer Lordschaft.«
      »Ich
brauche einen Mann, der für uns Nilas steht, wie kein anderer. Einen Mann, auf
den ich mich hundert Prozent verlassen kann. Einen Mann, der für mich fast so
ist wie ein Bruder. Einen Mann, der weiß, wie ich denke, und wie ich in
bestimmten Situationen handele. Der aber auch fähig ist, alleine mit einer
Situation umzugehen. Eigenständig, aber doch treu.«
      »Warum
erzählen sie mir das? Ich bin nur eure Ordonanz.«
    »Weil
ich glaube, dass ich in dir diese Person gefunden habe, der ich es erlauben
werde, einen Extra-Auftrag auszuführen. Ich kenne dich besser, als jeder andere
und daher weiß ich, dass ich mich auf dich verlassen kann. Ich bin bereit, dich
mit einigen Rechten auszustatten, und du bist nur mir alleine Rechenschaft
schuldig. Was hältst du davon?«
      Sullivan
wusste nicht, wie ihm geschah. Er wurde gerade in diesem Moment befördert, weg
von einem bescheuerten Kellnerjob, hin zu einem eigenen Kommando.
      Und
dann anscheinend noch direkt mit einem Spezialauftrag.
    »Es
wäre mir durchaus eine hohe Ehre!«
      »Das
habe ich mir gedacht.«
     
    ******

28.
     
     D as mussten ja Hunderte, nein, Tausende, nein, Hunderttausende
von Büchern sein, die Professor Kuhte auf der Türe liegend von der Empore aus
sah. Nervosität ließ seinen Körper zucken und kribbeln.  
      Sein
linkes Augenlid wippte auf und ab. Ein Fremder, der zufällig vorbeikäme, könnte
denken, dass Professor Kuhte dem Wahnsinn recht nah stand. Mit einem Zischen
sog er aufkommenden Speichel wieder zurück, wie ein Tier auf der Jagd, das
seine Beute sah. Hier waren Dutzende von Regalen, die in langen Reihen in der
Dunkelheit verschwanden. Auch in die Wände waren Plätze für Bücher eingerichtet
worden. Die Empore, auf der er gelandet war, war nicht hoch. Es führte nur eine
kurze Treppe hinunter. Der Professor stand auf, klopfte sich den Staub von
seinen Sachen und ging schnell los.   
      Die
Treppe war aus massivem Holz und machte einen gut erhaltenen Eindruck. Sorglos
hastete er die Stufen hinunter. Als er an der ersten Kopfseite eines Regals
angelangt war, berührte er vorsichtig den Rücken des ersten Buches. Ruckartig
drehte er sich jedoch wieder um und schaute hoch zur Empore, zur Tür. Da war
niemand. Er war wirklich alleine. Nicht auszumachen, was die Flüchtlinge hier
mit diesem Schatz anrichten würden.

Weitere Kostenlose Bücher