Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)
Umarmung mitspielte.
»Dann
schreib 15.000«, befahl er freudig, nahm eine weitere Figur und stellte sie auf
die Karte.
Als
der alte Mann die letzte Figur aufgestellt hatte, blickte er wieder nach oben.
In dem Moment fiel der Groschen bei der Abgeordneten Fu Ling Shu. Sie hatte den
Mann ja selber in den Ruhestand geschickt. Wie konnte sie das nur vergessen
haben.
Ihr
Gesicht wurde weiß. So ein Fehler!! Einfach vergessen! Nein! Ihr war klar, dass
sie abdanken musste. Man vergisst doch keine Helden!! Man vergisst doch nicht
eine schlafende Armee!
Sie
hatte ihre Aufmerksamkeit immer nur auf die aktuellen Militärs gerichtet. Aber
nicht auf die Millionen von Menschen, die ihren Eid bereits geschworen hatten -
und dabei hatten sie nur auf den Re-Aktivierungsbefehl gewartet.
Nur
als Ganzes waren diese Männer stark.
Vor
ihnen standen der ehemalige Generalstabschef General Butch McCormick,
Flottenadmiral Chess von Hugenei, Vize-Admiral Jessrow Troustan, General
Konstantin Montgomery und General Cäsar Augustus.
Fu
Ling Shu musste sich am Tisch festhalten. »Niemand hat die Reservisten
aktiviert!«, ging es ihr immer wieder durch den Kopf.
In
dem politischen Hickhack hatte niemand an sie gedacht. Sie waren zu unwichtig,
wenn man eine Berufsarmee hatte. So einfach war es.
Mit
einem dumpfen Schlag knallte sie auf den Boden, bevor sie irgendeiner der
Männer auffangen konnte.
Schnell
sprang Cassandra zu ihr hin.
Als
wäre das gerade nicht passiert, fragte jetzt der ehemalige General Butch
McCormick wie ein kleines Kind: »Könnten wir eure Uniformen bekommen? Unsere
Armee hat ja bereits verloren. Und ein Neuanfang mit euren Farben, der blauen
Rose, wäre passend. Unser Farbenmischmasch ist nicht so gut für die Moral. Wir
sind Eins - Eins unter dem Namen der Rose!«
******
33.
S ein Kopf trommelte wie tausend Schmiedehämmer. Oh
Mann. Und übel war ihm auch.
»Oh
Gott, erschieß mich bitte, wenn du mich auch nur annähernd magst. Ich
verspreche dir auch, dass ich nie wieder nur einen einzigen Schluck von diesem
Wein anrühren werde.«
Sebastian
traute sich nicht, seine Augen zu öffnen. Allein der helle Schein, der durch
seine geschlossenen Augenlider drang, fühlte sich an wie Hunderte von kleinen
Nadelstichen, die ihm direkt ins Hirn pieksten.
Jetzt
spürte er, dass er auf einem Stuhl sitzen musste und dass er mit dem Kopf auf
seinen Armen lag. Die Wärme des Raums war eigentlich angenehm. Des Raums?
Plötzlich
hörte er dumpfe schwere Schritte, die sich um ihn herum bewegten.
Dann
hörte er so was wie das Geklimper von Geschirr. Sebastian hörte, wie eine
Klappe geöffnet wurde. In seine Nase stieg Bratengeruch, wie ihn nur seine
Mutter zu Weihnachten hinbekam.
Sofort
meldete sich sein Magen und sein Mund füllte sich mit Speichel. Hunger!
Sebastian
zögerte den Moment des Augen-Öffnens noch heraus.
Anscheinend
ging es ihm ja mit geschlossenen Augen nicht schlecht. Vielleicht würde sich
das aber ändern, wenn er die Augen öffnete.
Wollte
er das?
»Kann
mir einer von euch bei den Tramptons einen Topf Salz holen?
Ich
habe jetzt das Letzte verbraucht«, fragte eine weibliche, aber tiefe Stimme,
die zu den dumpfen Schritten gehören musste.
Doch
auf die Frage gab es keine Antwort.
»Was
meint ihr, geht er auf den Händen oder auf den Füßen«, wollte eine kindliche
Stimme wissen. Vielleicht von einem Jungen.
»Seine
Hände sind viel zu klein und zu sanft, er geht bestimmt auf den Füßen«, sagte
eine Mädchenstimme nachdenklich.
»Was
tippt ihr, wie alt er ist?«
»Ich
schätz mal so 70. Für jünger ist er zu groß.«
»Ich
freu mich, wenn ich endlich 70 bin«, sagte eine wirklich junge Stimme.
»Da
musst du aber noch schlappe 50 Jahre warten und den Kindergarten verlassen
haben«, kam es direkt von einer älteren Stimme zurück.
»Das
habe ich doch schon bald. Nur noch fünf Jahre, und ich kann auch auf die
Schule«, antwortete die junge Stimme stolz.
»Ist
es ein Junge oder ein Mädchen? Was meint ihr?«, fragte jetzt eine Stimme, zwar
weiter weg, aber immer noch nahe.
»Schlecht
zu sagen, er hat keinen Bart. Das macht die Sache schwierig. Ich sag, er ist
ein Junge.«
»Ich
sag, es ist ein Mädchen. Wäre allerdings besser, wenn sie schon Brüste hätte.
Dann könnten wir uns sicher sein. Aber so…«
»Soll ich mal unten bei ihm nachschauen? Dann können wir alle mal
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