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Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)

Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)

Titel: Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Ruth
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zu haben. Aber
Gott war auf ihrer Seite - das wusste sie genau. Denn warum sonst sollte sie
nun einem Konvoi vorstehen, wenn sie nur ein armes Bauernmädchen war, das
gerade einmal seinen eigenen Namen schreiben konnte? Nein. Gott war bei ihr…
und bei ihren Visionen. Er hatte sie bis hierher auf dieses Pferd geführt. Es
gibt keine Zufälle.
      Virgil,
ääh, Jacques, hatte sie am französischen Hof kennengelernt. Er hatte sich um
die Pferde gekümmert. Er war nur einer unter hunderten Stallburschen. So hatte
sie zumindest den Eindruck gehabt.   
      Aber
in seinen Augen, da flackerte etwas, das ihr sofort sagte, dass er anders war
als die anderen Männer. Alleine wie sanft er immer mit den Pferden sprach, wenn
er alleine war. Und was ihn auch noch besonders sympathisch machte, dass um ihn
herum immer so ein kleiner Schmetterling flog. Er war einfach immer bei ihm.
      Als
er alleine in der Box mit den Pferden stand, hatte sie sich an ihn
herangeschlichen. Am Anfang konnte sie nicht genau sagen, ob Jacques nun zu dem
Pferd oder mit dem Schmetterling sprach. Dann hatte sie aber der Schmetterling
entdeckt und war weggeflogen. Jacques hatte dann mit dem Pferd alleine
weitergesprochen. Nicht lange hatte es gedauert, da waren die beiden Freunde
geworden, und als sie den Auftrag bekam, setzte sie auch durch, dass der
Engländer zu ihrer Gruppe gehören musste. Wie sich allerdings herausstellte,
war der Mann allerdings kein Stallbursche, sondern adliger Söldner.   
      Zumindest
war er ein bezahlter Kämpfer. Ob er adelig war, den Beweis hatte er noch nicht
erbracht. Er trug aber einen Waffenrock mit einem Wappen: einer blauen Rose.
Und ein Schwert wie seins hatte sie noch nie gesehen. Auch die beiden
französischen Edelmänner in ihrer Begleitung hatten bereits über die Klinge
gestaunt, und als hätten sie nicht anders gekonnt, hatten sie ihm bereits ein
Angebot unterbreitet. Jeanne war bei der Summe richtig ins Stocken geraten. Bei
dem Geld, das sie ihm geboten hatten, konnte man direkt zwei ganze Höfe mit
riesigen fruchtbaren Böden kaufen, die nicht gepachtet, sondern Eigentum
wurden. Jeanne wusste, dass das ein Angebot war, für das viele Menschen töten würden.
Aber Virgil, äääh, Jacques hatte dankend abgelehnt. Obwohl er ein Söldner war,
ging es ihm nicht um Geld. Und dabei ging es den meisten Menschen nur um Geld.
Wollte der Mann keine Familie gründen und sich niederlassen?   
      Damit
hätte er für Generationen ausgesorgt. Der Mann war wunderschön und von Kopf bis
Fuß ein einzigartiges, wundersames Geheimnis. Mit ihm an ihrer Seite wusste
sie, dass sie Großes vollbringen konnte. Mit ihm… und Gott natürlich. Sie
schämte sich, dass sie einen Mann gerade höher als Gott gestellt hatte und
sprach ein leises Bußgebet.
    »Jeanne,
wir sollten uns für die Nacht rüsten«, sagte jetzt eine Stimme von hinten. Die
Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden und die ersten Sterne
kündigten an, dass die Dunkelheit bald vollends hereinbrechen würde.
     
»Ja, lasst uns anhalten. Aber kein Feuer. Ihr könnt in zehn Tagen in Orleans
wieder warme Speisen zu euch nehmen.«
      Die
Männer folgten ihrem Befehl und nahmen geschützt von Bäumen ihr Nachtlager ein.
     
»Ich halte mit Jacques die erste Wache«, sagte sie laut zu den Männern und
fügte leiser an: »Wenn dir das recht ist?«
      Mit
sanfter Stimme stimmte er ihr zu. Nur ein paar Meter von ihnen entfernt ragte
ein Felsen aus dem Boden, der Platz für zwei Personen bot. Allerdings mussten
sie sich eng aneinandersetzen, damit sie nicht runterrutschten. Verspielt
sprang sie nach oben und tätschelte mit ihrer Hand auf die freie Stelle neben
sich - als hätte Virgil eine andere Wahl?! Also folgte er ein wenig
schwerfälliger als diese junge Gazelle und nahm ganz eng an ihrem Körper Platz.
Bald schon konnten sie das Schnarchen der Männer hören. Es war ein harter Ritt
gewesen, für alle, und sie konnten sich sicher sein, dass sie wirklich die einzigen
waren, die nicht schliefen. Ihre Körper sehnten sich ebenfalls nach einer
ordentlichen Portion Schlaf. 
     
»Willst du eigentlich keine Familie gründen?«, fragte sie keck heraus. Die
beiden hatten von Anfang an ohne Umschweife miteinander gesprochen.
     
»Ich weiß nicht. Vielleicht irgendwann. Dazu braucht man aber eine vernünftige
Frau. Nicht irgendeine. Eine, die Mumm und Köpfchen hat, aber nicht unverschämt
ist.«
      Beide
schauten zum Sternenhimmel. Kein Geräusch war zu

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