Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)
hören, das verriet, ob sich
ein Engländer hier in der Gegend herumtrieb.
»Und ich stell mir immer vor, wie eine Frau mit einem Baby im Arm ausschaut.
Ich meine, würde sie eine gute und liebevolle Mutter abgeben? Oder hätte sie
nur ihre eigenen Interessen im Kopf.«
»Aber das geht doch beides«, überraschte Jeanne. Unbemerkt wanderte ihre eine
Hand auf den Oberschenkel von Jacques.
»Wie meinst du das?«
»Na,
eine Frau kann doch vernünftig Kinder großziehen und ihren Interessen
nachgehen.«
»Ja, ich kannte Frauen, denen war das zuzutrauen. Aber die werden nicht mehr
gebacken.«
Virgil
merkte, wie die Hand des Mädchens an seinem Oberschenkel in Richtung seines
Hosenbundes wanderte.
»Ich habe noch nie richtig einen Mann geküsst«, platzte es aus ihr hervor. Als
ob Virgil diese Aussage überhört hätte, fuhr er fort.
»Ich will einer Frau Mägde geben können, damit sie nicht arbeiten muss. Damit
sie voll für die Kinder da sein kann.«
»Aber nur die Kinder, das ist doch etwas wenig im Leben.«
Virgil
schaute Jeanne jetzt an. So hatte er noch nie gedacht. Vielleicht wollte eine Frau
ja auch Arbeit, damit sie nicht nur eine Mutter ist.
Das
Mädchen hatte solch eine Reife in ihren Worten. Keine Frau hatte es jemals
gewagt, so mit ihm zu reden. Untereinander konnten sie sagen, was sie wollten,
aber in Gegenwart eines Mannes mussten sie immer hinterher stehen. Sein Wort
zählte, und seine Entscheidungen waren die richtigen. Einspruch wurde nicht
geduldet, wie auch, es gab ja noch nicht mal einen. Aber das Mädchen hier hatte
so was Rebellisches. Sie war anders. Und das, was sie vorhatte, würde ihr auch
gelingen. Er glaubte wirklich daran, dass sie ihren Teil dazu beitragen würde,
die Engländer in diesem 100-jährigen Krieg zu vertreiben und wieder auf die
Insel zurückzuschicken. Eigentlich wollte er das gar nicht, was er hier gerade
tat. Sein Herz hatte nämlich gerade zu rasen begonnen.
»Hilfe«, schrie er in Gedanken, aber er konnte nicht mehr von ihrem Gesicht
ablassen. Mist, was passiert da gerade mit seinem Körper?
Eine
unsichtbare Macht schien gerade alles in ihm übernommen zu haben. Und als hätte
Jeanne die Erfahrung einer 40-jährigen Frau, konnte er in ihrem Gesicht lesen,
wie sie erkannt hatte, dass sie ihn gerade einnahm. Ihre Hand fuhr an seiner
Hose nach oben und schob sich unter das Hemd. Warm berührte sie seinen Bauch
mit ihren sanften Händen und fuhr dabei zu seinen Brusthaaren hoch. Virgil fing
an, zu zittern, wodurch ihr ein siegreiches Lächeln über das Gesicht fuhr, und
sie langsam ihre Lippen auf seine drückte. Er konnte gar nicht anders, als sie
zu küssen. Sie schmeckte wundervoll. Sie hatte ihn erobert. Eingenommen. Von
ihm aus wäre niemals was passiert, aber sie hatte ihn sich einfach genommen,
und sie wusste, er würde immer bei ihr bleiben…. Wusste sie, wie leicht es war?
Professor
Kuhte schwitzte.
»Huch,
hat mich das gerade gefesselt.« Empört schaute er auf. »Johanna, du altes
Luder«, grummelte er verstohlen, voller Schadenfreude über Jack. Eigentlich
wollte er doch nach Hinweisen über das Verteidigungssystem suchen?! Na ja, das
würde er noch zu Ende lesen. Allerdings wusste er nicht, ob Evelynn das Buch sehen
sollte. Hmm. Nein, besser nicht. Er dafür aber. Hehe.
******
44.
» I hr…
ihr seht voll nicht aus, als könntet ihr solche Schiffe bauen«, sagte Sebastian
zu der stolzen Familie. Der Vater öffnete schon seinen Mund, aber die Kinder
plapperten sofort wie ein stürmendes Meer auf Sebastian ein.
Welle
nach Welle prasselten Informationen, Unverständnis darüber, wie er auf die Idee
kam, sie könnten keine Schiffe bauen, und natürlich absolute Freude über ihr
neustes Meisterwerk auf Sebastian ein.
Die
Menge im Hintergrund auf diesem riesigen Marktplatz bejubelte noch eine Weile
den Piloten, der sich dankbar mit ein paar Kunststücken und einer
abschließenden Rolle verabschiedete und dabei den Tarnmodus wieder
einschaltete.
Weiterer
Jubel brach aus.
Doch
keine Minute später widmeten sich alle hier wieder ihrem regen Treiben.
»Ich denke, ich sollte dich zu den Werften bringen, dann kannst du ja sehen,
was wir ‚kleinen Menschen’ alles so können«, sagte der Vater, während er sich
umdrehte und seine auf Sebastian einquatschende Kinderbande anführte. Dafür
mussten sie noch eine Zeitlang am Rand des Platzes entlang gehen.
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