Schmetterlingsgeschichten - Chronik IV - Schmoon Lawa (German Edition)
Geschoss
fliegen sollte. Auf welche Region es angesetzt war. Je lauter, desto weiter
ging es. Bis Holland, Frankreich, bis zum Atlantik halt.
Aber
gelegentlich schossen sie auch leise. Und dann wurde es gefährlich hier. In
einem hohen langsamen Bogen flog ein silber-grauer Ball, der in einer Höhe von
gut hundert Metern still zu stehen schien. Mit einem hörbaren Reißen
unterteilte er sich in der Luft in vielleicht zweihundert kleinere Stücke - und
hierbei wurde er vernichtend gefährlich.
Diese Teilchen sprengten sich in einen Radius von vielleicht hundert Metern
auseinander. Die eine Hälfte der silber-grauen Masse fiel wie flüssige Tropfen
zu Boden. Wenn sie unten aufschlugen, explodierten sie und zerstörten alles in
einem Umkreis von ein paar Metern.
Die
andere Hälfte dieser Tropfen fing noch in der Luft Feuer und steckte alles in
Brand, was ihre Flugbahn kreuzte.
Den
letzten Beschuss auf Büderich hatte es vor drei Tagen gegeben. Er hatte den Ort
voll erwischt. Die Feuer waren gelöscht, aber hier und da stieg noch ein wenig
Rauch in den Himmel.
»Ja. So wie es dort aussieht, ist es überall«, bestätigte Jack die Truppenmoral.
»Ihre ganze Heimat hier ist im Eimer. Ja, sie werden kämpfen. Die Sklaverei ist
zum Kampf die einzige Alternative. Das käme einem Selbstmord gleich.«
Jack
schaute soweit, wie es die natürliche Sichtbarriere Haus Meer zuließ.
Alles
war voll von tapferen Kämpfern, die auf ihren Befehl warteten.
Dann
richtete er seinen Blick zum müde dahin fließenden Rhein.
Der
Damm versperrte ihm die Sicht, aber er wusste, dass es bis zum Ufer kaum
Einschläge gab. Unter den Frauen und Männer wurde gemunkelt, dass Universal
Search die Männer und die Fahrzeuge, die direkt hinter dem Rheindamm waren,
nicht sehen konnte. Die Höhe des Damms gab der ruhenden Armee Deckung.
Was
die beiden erfahrenen Krieger aber für Quatsch hielten. Denn das war nur ein
Gerücht. Sie kannten ja selber den Grund, warum Universal nicht gezielter auf
sie schießen konnte: Die Verteidigungsarmee der Ritter hatte hier Störsender
installieren lassen, damit ihre Feinde sich kein Bild von der Lage machen konnten.
Sie reichten sogar bis zum Ortskern, dadurch wussten sie, dass ihr Gegner den
nervigen Streubombenbeschuss blind feuerte. Und einzelne Aufklärer oder Späher hatten
die Krieger des galaktischen Abbauunternehmens wohl nicht mehr.
Waren vor ein paar Wochen noch unzählige Drohnen über ihre Köpfe gerauscht, kam
seit einigen Tagen kein einziges fliegendes Spionagegerät mehr.
Die
Ritter hatten natürlich viele abgeschossen, aber hatten sie vielleicht sogar
alle von denen vernichtet?
Die
anderen Städte Koblenz, Bonn, Straßburg berichteten dasselbe.
Jack und Jens hatten die gleichen Gedanken.
»Was
meinst du, ist bei denen da drüben los?«, fragte Jens.
Jack
überlegte. Keine Aufklärung des Feindes mehr auf ihrem Gebiet. Hatten die
Rosenritter vielleicht ihren ganzen Bestand heruntergeholt? Das konnten sie
sich eigentlich gar nicht vorstellten. Denn so eine Armee, die durch das Universum
flog und auf mehreren Planeten kämpfte, hatte doch einen exzellenten Nachschub.
Oder
gab es da aus irgendeinem Grund Probleme?
War eine Produktionsanlage ausgefallen, oder gab es da einen finanziellen
Engpass, so dass ihre Produzenten erst wieder lieferten, wenn sie die Gelder
für ihre Waren erhielten?
»Du weißt genauso viel wie ich. Sag du es mir«, forderte Jack Jens auf und
machte ein Nicken zur anderen Rheinseite.
Wenn
die beiden das genauer betrachteten, dann feuerte Universal Search wirklich weniger.
Die beiden Männer wollten diese Vermutung aber immer im Hinterkopf halten,
nicht, dass so etwas zu einer Fehleinschätzung führte. Allerdings beabsichtigte
Universal Search gar nicht, hier einen gezielten Angriff zu starten. Das
wussten sie ja selber.
Universal
wurde zurzeit von allen Seiten ihres Erden-Reiches mit Stichen gepiekt. Und in Asien
stieß sogar eine Lanze immer wieder zu. Sogar mit Erfolgen. Aber warum
schwächelte ihr Gegner so?
Eine
Frage, die ihr neuer, etwas introvertierter Freund Sullivan Blue ihnen
beantworten konnte. Jack wollte ihn da nachher befragen.
»Ich hab« keinen blassen Schimmer«, sagte Jens, stocherte mit dem rechten Fuß
im Boden rum und sehnte sich spontan nach einem Kaffee.
»Wann können wir losschlagen?«
»Gleich,
morgen, oder übermorgen? Hängt nicht von uns ab.«
Jens
wusste, wie es
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