Schmetterlingsgeschichten - Chronik IV - Schmoon Lawa (German Edition)
paar Worte mit den Männern wechseln können«, befahl
Jack noch.
In
dem Moment materialisierte sich Johnny und schaute sich interessiert um.
»Macht ihr nen Sonntagsausflug, oder ist hier generell relaxen angesagt?«
Wenn
Sonja nicht in der Nähe und er alleine unter »richtigen« Männern war - bei Jens
war er sich da immer noch nicht so sicher – dann konnte er gut wieder einen vom
Stapel lassen.
»Picknick«, ließ Jack einen ab.
Sie
fuhren gerade an einem frisch angelegten Stück unterhalb des Damms vorbei.
Eigentlich war hier ein kleines Waldgebiet und der ursprüngliche Weg ging
direkt auf dem Damm entlang. Aber das ging ja nicht. Sie konnten sich schlecht
zu solch einem leichten Ziel für ihre Feinde machen. Sie hatten das hier platt
walzen lassen. Eine Straße war nicht extra errichtet worden. Wozu auch?
So
ging es schließlich auch.
Kaum
hatte der Jeep seine Reifenspur in den frischen Untergrund gefahren, da
signalisierte Jens dem Fahrer, er solle einen Schritt langsamer machen.
In ihrer Fahrtrichtung war es die linke Seite, auf der die Armee stand. Jetzt
konnte sie die Truppe von Büderich bis Haus Meer lagernd genau sehen.
Als
erstes kamen Fußtruppen. Die meisten saßen. Dann kam eine Truppe von vielleicht
50 Flightcruisern, die sich bis auf fast einen Meter über dem Boden abgelassen
hatten. Ruhestellung. Einige saßen und warteten. Ein paar heraus baumelnde Füße
zeigten, dass einige der Männer schliefen. Gut so. Sie würden ihre Kräfte noch brauchen.
Dann
kamen rund fünfzehn Tigerpanzer, die offenbar ihren Weg aus irgendeinem Lager
der Bundeswehr hierher gefunden hatten. Nichts Neues. Dann folgten wieder
Truppen. Das hier war der ehemalige Landungsplatz der Union. Nichts zeugte mehr
davon, dass hier die Nila-Besatzungsmacht gewesen war.
Den Untergrund bildete brauner Matsch. Einzelne Bäume standen noch, sofern sie nicht
von den Union-Troopers gefällt worden waren und nun auf dem Boden lagen.
Dann
kam eine Gruppe von Stalinorgeln. Wie die hierher kamen, das wusste bis auf die
Russland-Deutschen niemand. Sie wollten es partout nicht verraten. Sie grinsten
dann nur. Und es ging immer weiter.
Wieder
Einheiten von Kriegern, dann Maschinen. Immer abwechselnd.
Als
die Männer erkannten, wer da an der vordersten Linie vorfuhr, ging ein Raunen
und Staunen durch die Reihen. Jeder, der die beiden sofort identifizierte, stand
auf, rückte seine Uniform gerade und nahm Haltung an.
Murmeln
erfüllte die Luft. Würden sie den Beginn ankündigen? »Keine Bange, wir wollen
nur mal schauen, ob bei euch alles in Ordnung ist«, nahm Jack den Männern schon
mal den Wind der Erwartung aus den Segeln.
Langsam
fuhr der Jeep die Linie ab.
Immer
wieder traten Männer und Frauen nach vorne und reichten ihnen die Hände.
»Wir sind dabei«, »Euer Wort ist unser Befehl« und »Ihr befehlt, wir folgen«
waren nur einige der Sätze, die die beiden Ritter tapfer klopfend
entgegennahmen.
Immer
wieder musste der Fahrer anhalten, sonst wären Jack und Jens noch aus dem Wagen
gezogen worden und auf dem schlammigen Untergrund gelandet.
Nach
ein paar Metern stand dann eine Gruppe vorne, die sich ein Banner gebastelt
hatte: „Für die Heimat – Für Meerbusch“ stand in großen Lettern drauf.
Die
Männer, es waren so knapp zehn, starrten Jens erwartungsvoll an. Er war
schließlich mal ein Lehrer am Meerbusch-Gymnasium gewesen, er sollte sie
eigentlich noch erkennen. Jens gab dem Fahrer einen Schulterklopfer als
Zeichen, er solle anhalten.
Er
schaute in die Reihen.
»Ritter
Jens will was sagen«, ging es ehrfurchtsvoll direkt hinten rum. Langsam, aber
sicher rückten die Krieger immer näher nach vorne, bis sie eng gedrängt vor
Jens standen.
Der Meerbuscher Ritter erkannte tatsächlich ein paar Gesichter wieder, die in
dem Augenblick, als sie merkten, dass es bei ihm »Klick« gemacht hatte, vor
Stolz nur so strahlten.
Hier
waren über 200.000 Rosenritter - und jetzt waren sie etwas Besonderes.
Jens
überkam ein warmes Gefühl der Freude, das direkt aus seinem Herzen zu strahlen
schien. Er hatte nicht mehr damit gerechnet, jemals einen von ihnen
wiederzusehen. Und dann standen sie hier, bereit, in den Tod zu gehen. Unter
anderem auch für ihn. Schlecht konnte er die Tränen unterdrücken, die sich in
seinen Augen anstauten.
»Verdammt, ihr müsst still sein, sonst können wir nichts hören«, fauchte
irgendwo in den hinteren
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