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Schmetterlingsgeschichten - Chronik IV - Schmoon Lawa (German Edition)

Schmetterlingsgeschichten - Chronik IV - Schmoon Lawa (German Edition)

Titel: Schmetterlingsgeschichten - Chronik IV - Schmoon Lawa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Ruth
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Reihen eine Stimme.
     
Vor ihm standen Gesichter, die er namentlich gar nicht alle kannte, aber er
hatte sie schon oft gesehen. Beim Bäcker, im Supermarkt, oder bei einem Schützenfest.
     
»Schön…«, krabbelte es seine Kehle hoch. »…dass…ihr hier seid.« Der erste Mann
in der Reihe hatte eine Hakennase, braune Augen und braunes Haar. Jens kannte
ihn vom Fußballplatz. Er musste ein Spieler von Tura gewesen sein…oder so. Der
Mann wusste selber, dass sie sich von früher auch nur vom Sehen her kannten,
aber das war in dem Moment egal. Das hier schweißte alle zusammen.
     
»Für Meerbusch!!«, kam es aus ihm raus, das freudige Gefühl schnürte ihm fast
den Hals zusammen. Er hatte einen Kloß im Hals. Dann drückte er schnell die Fahne
seinem Nebenmann in die Hand, machte einen Schritt nach vorne und umarmte Jens
so kräftig, dass ihm fast die Luft wegblieb. Und da platzte es aus ihm raus.
Unter Wasserfällen von Tränen wimmerte er: »Sie haben meine Kinder und meine
Frau getötet. Lass dies nicht ungesühnt bleiben!! Hörst du?  
      Lass
dies nicht ungesühnt bleiben!! Meine Frau war erst 26 und meine Kinder ein und
drei Jahre alt!! Hörst du??? Hilf uns…«, klammerte sich der Mann um Jens und…der
blieb stehen.
      Ein
Moment der absoluten Stille trat ein. Nur Johnny murmelte leise, die Äuglein
verdrehend: »Gefühl zeigen ist ja okay… aber in Grenzen bitte. Wir sind ja
nicht in einem Mädchenclub, sondern in der Armee der Blauen Rose! Pffffh.«
      Doch
er blieb ungehört. Der Soldat durfte sich an der Schulter des General-Ritters
stellvertretend für alle Menschen der Erde, des Universums ausheulen und hinterließ
weinend rotzige Spuren der Trauer und der Hoffnung auf Jens Schultern.
      Es
wird alles gut. Nur raus mit dem, was dich bedrückt.
    Die
Szene verzauberte alle.
      Dann
schien irgendetwas die Menge zu elektrisieren.
    Ja,
ihre Ritter, ihre Helden hörten ihnen zu, waren für sie da.
      Sie
waren wie sie.
    »HU-JA…HU-JA...HU-JA…HU-JA«,
murmelten die Männer und Frauen alle gemeinsam wiederholend, immer lauter
werdend, bis das Feld eine einzige Geräuschkulisse war.
     
HU-JA…HU-JA...HU-JA…HU-JA.
    Dann
ließ ihn der Mann los. Jens wischte ihm die Tränen von den Wangen und der
Soldat ging wieder einen Schritt zurück. Er nahm das Banner an der Stange wieder
von seinem Nebenmann und winkte damit in weiten Zügen hin und her.
     
»Für die Heimat!!!«, schrie er jetzt mit all seine Kräften.
    HU-JA…HU-JA...HU-JA…HU-JA.
      Dann
drehte er sich um und feuerte die Armee an.
    HU-JA…HU-JA...HU-JA…HU-JA.
      Als
nächstes trat ein größerer Mann nach vorne. Er trug die weiße Uniform ebenso
stolz wie alle anderen. Der ehemalige Bürgermeister konnte ebenfalls nur mit einem
Krampf im Hals sprechen.
     
»Lasst…uns die…Ärsche…verdreschen!!! Sir Taime!«
    General-Ritter
Jack stieg jetzt selber aus dem Jeep aus und stellte sich neben Jens. Johnny
flog mit, konnte aber angesichts der vielen Gesichter nichts sagen.
    »Johnny
und Jack…«, murmelten bereits einige, hörten mit dem HU-JA aber nicht auf.
Johnny grinste hämisch. Ja, sie kannten ihn.
     
»Sie haben…meine…Familie…verschleppt«, stammelte der Bürgermeister weiter. In
ihm keimte die Hoffnung, dass sich Jens, da er ja Meerbuscher war, vielleicht
seiner Sache annehmen konnte. Allerdings war das nur ein kleiner Funken, der
zwar da war, aber der ehemalige erste Bürger der Stadt wusste, dass es viele
Dinge gab, die wichtiger waren als Einzelschicksale.
      Hier
ging es um die ganze Welt.
    Aber
er würde es sich nie verzeihen können, wenn er es nicht versucht hätte. Zumindest
hatte er es jetzt gesagt…HU-JA…Das war er seiner Frau und seinen beiden Söhnen
schuldig…HU-JA…Jens klopfte ihm auf die Schulter und zwinkerte.
      Dann
drängten sich zwei weitere Männer nach vorne. Sie trugen Feuerwehrhelme über ihren
schwarzen Rosenuniformen und versuchten, Jens wenigstens kurz zu berühren. Sie
wollten nur, dass er sah, dass sie auch dabei waren…nur dass er es
wusste…HU-JA…Der kleine türkische Büdchenbesitzer war auch darunter…HU-JA…
     
»Für die Heimat – Für Meerbusch«, brüllte er hüpfend und winkend in weißer
Tracht - ein wenig zu groß für ihn - vollgepumpt mit Adrenalin…HU- JA…Und dann
wieder zwei Arme und wieder…und wieder…und wieder…HU-JA…
      Generell-Ritter
Jens ging die Linie weiter und verließ den Meerbuscher Personenkreis. Als er
bei den nächsten ankam,

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