Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
wieder zu verlassen. In der Mitte der beiden Sicherheitstüren blieben
sie stehen, mit einem Luftzischen erzeugte eine Maschine ein Vakuum wie draußen
im Weltall. Alles, was sich in der Luft hätte befinden können, war nun
herausgesaugt worden. Es dauerte eine Minute, dann blies das System wieder
normale Atemluft hinein. Danach sprühte ein Kopf, der aus der Seitenwand
ausgefahren kam, die Männer ab. Die zweite Türe der Schleuse öffnete sich. Dr.
Sandokan Elbono schenkte ihnen lediglich ein Nicken. Ein weiterer Chemiker in
einem gelben Schutzanzug kam auf dem Gang hinzu, nahm ihnen die Box mit den
Blutproben ab und drückte ihnen eine leere in die Hand. Ohne miteinander zu
sprechen, machten sich die beiden Männer auf den Weg und betraten die Zelle des
nächsten. Es war ein jüngerer Nila, der recht nervös wirkte. So still der erste
Untersuchte gewesen war, so redefreudig war dieser. Kaum hatten die Männer die
Schleuse passiert, prasselten seine aufgeregten Wörter auf sie ein. Sie hatten
Mühe, ihn zu beruhigen. Eigentlich wollte sich Dr. Sandokan Elbono nur die
erste Untersuchung anschauen, aber das Verhalten des Mannes brachte ihn dazu,
noch etwas zu bleiben.
War
das der San-Tech-Chef?
So
nur in Lendenschutz sahen sie alle gleich aus. Aus reiner Neugierde machte
Elbono ein paar Schritte zur Seite, während er sah, dass der Arzt und der
Biochemiker ebefalls auf den Mann einsprachen und versuchten, seine Arme
festzuhalten – mit denen gestikulierte er in der Luft herum, eine Untersuchung
und eine Blutabnahme waren so gar nicht möglich. Dr. Sandokan Elbono wandte
seinen Blick ab. Er schaute kurz in die nächste Zelle hinein.
Nein,
das hier war der San-Tech-Chef. Daran erinnerte er sich nun, als er sein
Gesicht sah.
Der
Mann war wiederum ganz ruhig und saß wartend auf einer kleinen Bank. Er schaute
nach unten auf den Boden und war die Ruhe in Person. Sofort wandte sich der
Doktor wieder der Zelle zu, in der das Med-Team gerade war – und staunte nicht
schlecht.
Der
Isolierte schien das, was sich dort mit ihm abspielte, noch nicht verstanden zu
haben. Er war zwar nun etwas ruhiger, aber der Wissenschaftler konnte sehen,
wie der Biochemiker bereits unauffällig ein, zwei Schritte nach hinten ging.
Den Scanner hatte er auch nicht mehr in der Hand. Der Patient hatte die Arme
nach oben gehoben und der Arzt musterte auffällige Rötungen, die auch für jeden
Laien nicht normal waren. Der Biochemiker griff langsam mit einer Hand an seine
Seite. Der Patient schaute nun ein wenig misstrauisch hin, wurde aber
anscheinend durch eine Frage des Arztes wieder abgelenkt und blickte den Mann,
der ihn untersuchte, an. Als Antwort schüttelte er sichtlich überrascht den
Kopf…dann sprang der Arzt einen schnellen Schritt zurück. Das war der Augenblick,
in dem der Biochemiker eine Waffe zog… und den Patienten mit einem Kopfschuss
hinrichtete.
Ohne
auch nur eine Gefühlsregung zu zeigen, drehte sich Dr. Sandokan Elbono um und
machte sich auf den Weg.
Er
musste langsam wieder in sein Büro und die Daten durchgehen, die seit den
Ereignissen nun alle auf seinem Schreibtisch gelandet waren. Er bekam nicht
mit, wie der Leichnam des Mannes auf den Boden schlug. Er bekam nicht mit, wie
der Arzt und der Biochemiker mit dem Scanner herausfanden, dass es sich bei den
verdächtigen Stellen lediglich um Hautreizungen handelte, die von einer
Allergie stammten. Auch bekam er nicht mit, wie das feurige Rot in den Augen
des San-Tech-Chefs glühte und loderte. Niemand konnte es sehen – er wartete
einfach weiter. Er wusste, dass er nun als nächstes untersucht werden würde.
Von
Lebewesen, die in der Kette der Macht höher standen als er…
******
22.
» D ie
Magie… steckt in DIR!«, hatte er gesagt.
Seinen
Namen brauchte er nicht zu nennen, den kannte jeder – jedes Kind, jeder Greis.
»Die
Magie… steckt in DIR!«, ließ es Stephanus nicht mehr los. Immer mehr, tiefer
und weiter hatte sich dieser Satz in sein Bewusstsein gefressen und
beschäftigte ihn.
Was
meinte der alte Mann damit?
Stephanus
schaute nach vorne, nur noch zwei Schmetterlinge. Eilig nahm er ihre Berichte
auf und schrieb sie nieder. Er wusste, wo er vielleicht einen Anhaltspunkt
finden konnte. Die Tätigkeiten der verwirrten Blaurobe auf der Erde waren schon
sehr lange zum Ruhen gekommen. Und eigentlich hätte es auch keine Beweise auf
der Erde über seine Existenz geben sollen. Doch zu Zeiten des englischen Königs
Artus
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