Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
Aussage mit den Zähnen. Sie wussten mehr über den Mann als die Ritter. Und auch die restlichen Ritter trauten dem Braten nicht.
»Und hat er dich, euch niedergeschlagen?«
Der Mann packte wieder an seine Beule.
»Nein, das…ich weiß nicht, wer das war…«
Kaum hatte er das ausgesprochen, da verteilten sich die Ritter um das gesamte Haus und bildeten einen Sicherheitsring. Niemand würde rein- und rauskommen, ohne dass sie es mitbekamen.
»War er denn nicht alleine?«, wollte Sonja noch wissen.
Da meldete sich der andere Ritter, der auch auf dem Boden gelegen hatte. Ein Schrei drang derweilen so laut aus dem Haus, dass alle Männer zusammenzucken mussten. Frau Feuerstiel wurde anscheinend von einer weiteren, leuchtenden Wehe heimgesucht – anscheinend so brutal, dass kleine Schmetterlinge wirklich um ihr Leben fürchteten, und einige Schmetterlingsmädchen sofort beschlossen, sie würden niiiiiiemals Kinder kriegen wollen.
»Ich… doch, ich konnte mehrere Stiefelgeräusche hören und ein paar sehen. Auffällig, sie waren gelb! Ja, es waren mehrere!«
Sonja musste schlucken. Was hatten sie hier gewollt?
»Und sonst?«
»Nein, nichts… das ist alles, an was wir uns erinnern können.«
Sonja schaute zu dem Leiter der Wachritter auf. Er fand die Sache ebenfalls alles andere als beruhigend.
Es roch nach Verrat – das konnte Sonja sofort in seinen Augen sehen.
»Aaaaah«, kam es wieder aus dem Haus.
Sonja flitzte los und warf einen Blick durch die Eingangstüre hinein. Hier schien wirklich noch alles so zu sein, wie sie es damals verlassen hatten. Links neben dem Eingang befand sich die Treppe nach oben, weiter geradeaus ging es ins Wohnzimmer. Von dort kam der Schrei. Sie flog schnell hinein und konnte durch die Balkontüre sehen, wie auf der Gartenseite Ritter patrouillierten. Katze Mona inspizierte gerade alles haargenau. Das war ihr Revier hier, hier war sie der Boss. Sonja schaute sich weiter um. Bei einem Blick ins Wohnzimmer konnte sie es dann sehen: Barbara Leidenvoll hatte Monika auf dem Sofa platziert. Sie hatten es nicht mehr bis nach oben geschafft. Zwei Schmetterlinge flogen mit Wasserbechern aus der Küche zum Sofa. Sowohl Frau Feuerstiel als auch Frau Leidenvoll kippten sie in einem Zug nach unten.
»Wasser kochen, ihr müsst Wasser abkochen«, riefen die beiden Menschenfrauen den Schmetterlingen hinterher. Die beiden schossen sofort an den Herd, und das Scheppern der Töpfe verriet, dass sie machten, was die Frauen wollten.
Sonja wollte das Wohnzimmer gerade verlassen, warf noch einen letzten Blick auf den goldleuchtenden Bauch von Frau Feuerstiel, der nur so zu pulsieren schien, da rammten sie zwei weitere Schmetterlinge gegen die Wand. Platz da! Sie waren mit Handtüchern aus dem Obergeschoss beladen und brachten sie flugs zu ihrer Patientin.
»Soll ich Sarah Bescheid sagen?«, fiel es Sonja gerade noch ein.
Da meldete sich Rambo, der in einer Ecke des Wohnzimmers mit riesigen Augen Wache schob. Einen männlicheren Schutzort gab es ja wohl mal aus Sicht des besten Bodyguard-Schmetterlings nirgends! Er bewachte ein Baby, das noch nicht auf diesem Planeten war!!!
»Das hab ich schon erledigt«, meldete er sich und deutete Sonja nun ganz dezent an, dass es Zeit wäre, den Geburtsraum einer neuen Superheldin zu verlassen. Sonja hatte keine Chance mehr, auch nur irgendwas zu sagen. Unbewusst war Rambo so geflogen, dass er sie bereits zurück in den Flur und dann vor die Haustüre gedrängt hatte. Sonja schaute ihn an… dann schrie Frau Feuerstiel wieder auf. Frau Feuerstiel leuchtete mit jeder weiteren Wehe noch mehr. Gerade wollte Sonja wieder zu dem leitenden Ritter, da bemerkte sie, wie ein Großteil der Schmetterlinge wie gebannt auf die Straße blickte.
Was war denn nun schon wieder los?
Auch einige Ritter, die auf der Straße Wache schoben, hatten ihre Blicke in dieselbe Richtung gelenkt. Sonja flog schnell auf die Straße… und dann konnte sie hinten an der Kreuzung, die in dieses Wohngebiet in Strümp führte, einen Mann in einer blauen kostbaren Kutte und einen alten Schmetterling sehen.
»Pssssst«, lenkte Sonja nun schon wieder jemand anderes ab.
Zwei Schmetterlinge hockten auf der anderen Straßenseite und zeigten mit ihren Fingerchen nach oben in das Geäst. Und da traute Sonja ihren Augen schon wieder nicht!
Dort schwebten… drei kleine Sterne… und schienen die ganze Szene als heimliche Beobachter zu
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