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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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mir bewegt, das nichts mit all meinem Hass und meiner Wut auf ihn zu tun hatte. Und ich würde alles tun, um diesen Teil wieder zu ersticken.
    «Vielleicht sollte ich ihn zurückrufen», schlug ich also vor und biss von dem Brötchen ab.
    «Ja, das wäre wohl höflich», nickte mein Vater und durchbohrte mich mit seinem Blick. Ich lächelte unschuldig zurück und aß in aller Seelenruhe weiter.
    Nils freute sich richtig, dass ich anrief. Ich nutzte also die Gelegenheit und fragte, ob er heute Nachmittag irgendwas machen wollte.
    «Wirklich?!», rief er überrascht. Na ja, nach dem Abend gestern hätte ich das an seiner Stelle wohl auch nicht erwartet.
    «Also nur, wenn du Lust hast.»
    «Logo! Wollen wir zur Sporthalle? Da spielt heute unsere Schulmannschaft, mein Bruder ist der Captain!»
    «Klar, wieso nicht?», antwortete ich. Nicht, dass ich wirklich an Fußball interessiert wäre. Ganz zu schweigen vom Fußball stümperhafter Amateurvereine wie unserem Schulteam.
    «Cool! Äh… Soll ich… dich abholen?!» Gott, das war doch hoffentlich nicht sein erstes Date, oder? «Das wäre super», antwortete ich und rieb mir über die Stirn.
    «Dann komm ich kurz vor drei! Ich freu mich!»
    «Jo.» Ich legte auf, als Rüdiger aus dem Wohnzimmer in den Flur kam und mich skeptisch beäugte. «Meinst du wirklich, dass es richtig ist, dich mit diesem Jungen zu treffen?»
    «Äh, ja», sagte ich. «Wieso sollte ich nicht? Paps, ich hatte schon Dates, ich bin keine Zwölf mehr!» Um genau zu sein, hatte ich zwei Dates gehabt, ein Blind Date katastrophalen Ausmaßes und ein Date mit einem Typen, der acht Jahre älter gewesen war als ich. Wir waren trotzdem einige Monate zusammen gewesen. Bis er was mit einer verheirateten Frau mit drei Kindern anfing, weil ich ihm zu unreif war. Genau.
    «Nein, ich meine wegen Lennard!», rief er doch allen Ernstes.
    «Das kann dem doch scheiß egal sein», antwortete ich patzig. «Außerdem geht dich das ja nun wirklich nichts an.» Damit lief ich die Treppe hoch und in mein Zimmer.
    Ich hatte keine Ahnung, was man bei einem Date in der Sporthalle anziehen sollte, also entschied ich mich für schwarze Jeans und ein hellgrünes Shirt.
    Nils hielt sein Versprechen und klingelte kurz vor drei bei uns an der Haustür. Ich wunderte mich schon gar nicht mehr, dass er wusste, wo ich wohnte. Das wusste in diesem Dreckskaff eh jeder.
    «Bis nachher, Paps! Ich meld mich, falls es später wird», rief ich, ehe Rüdiger noch etwas erwidern konnte, und zog die Haustür hinter mir zu. Verdutzt blickte ich Lennard an, in den ich gerade quasi reingerannt war.
    «Du hast's heute aber eilig», grinste er dümmlich.
    «Ich bin verabredet», antwortete ich kühl und ignorierte das Herzrasen in meiner Brust.
    «Kommt Dora vorbei?», fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich schubste ihn von mir weg. «Nein, ich geh mit Nils zum Fußballspiel seines Bruders.»
    Lennard sah mich einen Moment lang verdutzt an, dann brach er in schallendes Gelächter aus. «Das wird ja ein superromantisches Date, so auf den Sitzen der gammeligen Tribüne. Hm, mit Dosenbier und dem ganzen herben Charme eines Sportereignisses!»
    «Woher willst du denn bitte wissen, dass ich in den letzten fünf Jahren nicht totaler Fan von so etwas geworden bin?!» Ich kreuzte die Arme vor der Brust und Lennard grinste breit. «Allein die Tatsache, dass du denkst, es wäre ein Fußballspiel, spricht für sich, meine Hübsche. Georg ist Kapitän des Basketballteams.»
    «Und wenn schon!» Ich sah ihn verärgert an. «Es wird bestimmt lustig.»
    «Auf jeden Fall, ich werde mir das auch nicht entgehen lassen.» Er sah mich amüsiert an, als endlich Nils vorm Haus auftauchte und von seinem Rad stieg.
    «Ach richtig, der Kleine hat ja noch keinen Führerschein. Ich lass euch dann mal alleine.» Lennard zwinkerte mir zu und sprang angeberisch über den Gartenzaun, ehe er Nils kurz grüßte und davonging. Vollidiot. Dämlicher, angeberischer, verlogener, hinterhältiger, stinkender Vollidiot!
    «Hey!» Nils sah verunsichert aus. Vielen Dank auch, Lenny! «Was wollte Neo denn hier?»
    «Ach, der hatte sich ein Buch von mir ausgeliehen.» Ich winkte ab. «Können wir dann los?»
    «Klar!» Er sah ein bisschen beruhigter aus, aber ein Rest Skepsis blieb. Den ganzen Weg bis zur Sporthalle über musterte er mich abschätzend, was mir auf die Nerven ging.
    Nachdem er unsere Räder angekettet hatte, griff ich also vorsichtshalber nach seiner Hand und lächelte

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