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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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und zu den Fahrradständern lief.
    «Und? Wie war's?!» Lennard kam hinter mir her, mit Garfield im Schlepptau. Das wurde ja immer besser.
    «Was?», fragte ich beiläufig und schloss mein Rad auf.
    «Na, den Froschmund zu küssen!»
    «Sag mal, geht's noch?!», fauchte ich und riss mein Fahrrad brutal aus dem Ständer. «Spionierst du mir eigentlich überall nach?»
    «Ich wette, er hat ganz schön gesabbert», grinste Lenny Lennard dümmlich. «Jedenfalls meinte Alissa das, nachdem sie mit ihm schlussgemacht hatte.»
    «Die war mit dem zusammen?», fragte ich ungläubig.
    «Zwei Monate, vor zwei Jahren», nickte Lennard. «Aber auch nur, weil sie ihren Exfreund eifersüchtig machen wollte.»
    «Und? Hat's funktioniert?» Ich band meine Kette um die Sattelstange.
    «Nein, ich war ihr ewiges Rumnörgeln irgendwie leid.»
    Mir rutschte das Schloss aus der Hand und völlig entgeistert starrte ich ihn an. «Du warst mit DER zusammen?!» Ich konnte es nicht fassen. Ausgerechnet Alissa. Nach allem, was sie mir angetan hatte… Und er wusste es auch noch! Andererseits war er ihr wohl doch ähnlicher, als ich einmal gedacht hatte.
    «Sie ist ganz hübsch geworden», erklärte Lennard verteidigend. «Aber sobald sie den Mund aufgemacht hat, kam nur Scheiße bei raus. Deswegen hab ich's ja auch aufgegeben.»
    «Wahnsinn, du bist so ein Arschloch», fauchte ich, schwang mich aufs Rad und trat in die Pedale. Garfield kam mir laut bellend hinterhergerannt. Ich ignorierte ihn und hoffte, dass ich ihn irgendwie abhängen konnte, als hinter mir ein Aufprall und anschließend ein markerschütterndes Jaulen erklangen. Ich bremste abrupt ab und sprang panisch vom Rad.
    Garfield lag reglos vor einem Auto, dessen Tür jetzt aufgerissen wurde.
    «Scheiße, hab ich was überfahren?!», rief der entsetzte Fahrer und kam um das Auto herum. «Garfield!» Ich warf mich vor dem winselnden Hund auf den Boden und strich ihm sanft über den Kopf. Mir stiegen Tränen in die Augen, während der Mops immer leiser atmete und schließlich ganz still war.
    «Gott, wieso stellt jemand so was mitten auf die Straße!? Soll das ein Scherz sein?!», fauchte der Fahrer, der nur einen ausgestopften Hund sah. Verdutzt blickte er zu mir, als ich aufstand und mir über das Gesicht fuhr.
    «Weint sie wegen dieses dämlichen Viehs?» Ungläubig sah er zu Lennard herüber, der dazugekommen war.
    «Sieht so aus», antwortete er und musterte mich besorgt. «Soll ich dich nach Hause fahren?»
    «Auf keinen verfickten Fall», schnauzte ich ihn an, schubste ihn beiseite und marschierte zu meinem hingeschmissenen Rad zurück. Ich fühlte mich furchtbar wegen des Hundes. Auch wenn ich wusste, dass das absolut bescheuert und einfach nur dämlich war. Er war schon tot, versuchte ich mir immer wieder klar zu machen. Aber für mich war er ziemlich lebendig gewesen. Und richtig süß. Auch wenn ich Möpse eigentlich nicht mochte.
    Diese verdammte scheiß Geisteskrankheit machte mich echt fertig.
     

Kapitel 9
    «Nicht, das ist gefährlich!», rief ich entsetzt und sah dabei zu, wie Lennard mit seinem Feuerzeug herumfuchtelte, als hätte er nie etwas anderes in der Hand gehalten. «Ich pass doch auf, dir wird nichts passieren.» Grinsend ließ er die Flamme emporschnellen und klappte es blitzschnell wieder zu.
    «Ich mach mir keine Sorgen um mich, sondern um dich!», erwiderte ich und sah ihn groß an. Er war ganz fasziniert von den roten Flammen, aber mir machten sie Angst.
    «Ich bin vorsichtig mit dem Feuer, versprochen!»

    Der Idiot hatte Recht, was die Küsse von Nils anging. Sie waren wahrhaftig ziemlich feucht und ich hatte jedes Mal danach das dringende Bedürfnis, mir das Gesicht zu waschen, was ich aber nicht tun konnte, da wir meistens auf dem Pausenhof standen.
    Natürlich wurden wir von allen angeglotzt und Dora war ein bisschen beleidigt, weil ich sie nicht angerufen hatte, nachdem ich mit Nils zusammengekommen war. Als wäre es das Ereignis des Jahres gewesen.
    Doch offenbar ging mein Plan auf. Seit dem Unfall von Garfield hatte ich nicht mehr mit Lenny sprechen müssen. Er sah nur ab und zu in den Pausen zu mir rüber, bis sich Nils wieder zu mir beugte und sich Lennard angewidert abwandte.
    Nils schien ziemlich versessen aufs Küssen zu sein, was irgendwie nervig wegen des Sabberns war, gleichzeitig jedoch seine Vorteile hatte, weil er dann immerhin auch nicht reden konnte. Denn ehrlich gesagt, war er nicht allzu helle und offenbar war er völlig vernarrt in

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