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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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ausgedacht?»
    «Einer der Spieler, denk ich», antwortete Lenny und trat zu mir in die Vorhalle. Der Hund saß hechelnd an meiner Seite und sah zu mir hoch. Ich versuchte, es zu ignorieren.
    «Vielleicht war er bekifft oder so. Apropos, ich könnt eine Zigarette vertragen. Kommst du mit raus?» Er sah mich neckend an und ich funkelte wütend zurück. «Damit ich mich vollquarzen lassen kann und gleichzeitig auch noch deine Anwesenheit erleiden muss? Nein, danke.»
    «Schlimmer als der Mief hier drin kann's auch nicht sein», lachte Lennard und rückte mir schon wieder auf die Pelle. Ich spürte, wie mein Puls in die Höhe schnellte und mein Magen sich verkrampfte. Das brachte mich jedes Mal völlig aus dem Konzept.
    «Wieso bist du mit diesem Idioten hier?», raunte er in mein Ohr. Ich versuchte zurückzuweichen, aber hinter mir war direkt die bodentiefe Fensterscheibe. Ich stand schon an das Glas gepresst. Lennard hob einen Arm und stützte sich damit an der Scheibe ab. Er war mir jetzt so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte.
    Gott, ich musste hier irgendwie raus! Ich könnte ihn schubsen, aber dafür war ich vermutlich nicht stark genug. Ich könnte ihm auch wieder eine runterhauen oder ihm einem Tritt zwischen die Beine verpassen, aber ich kannte seinen stinkreichen Vater und den Rechtsanwalt der Andersons hatte ich auch irgendwann mal gesehen. Auf eine weitere Begegnung mit denen war ich wirklich nicht scharf.
    Verzweifelt sah ich zu dem Hund herunter, der laut aufbellte und sich knurrend zwischen uns schob. Braves Hundi!
    Ein Grinsen breitete sich auf Lennards Gesicht aus. «Ich geh rauchen. Wir sehen uns noch.» Mit einem Zwinkern stieß er sich von der Fensterwand ab und ging in Richtung Tür. Garfield bellte noch einmal laut hinter ihm her und dankbar sah ich zu dem Hund herunter. Ich hätte ihm ja gerne hinter den Ohren gekrault als Belohnung, aber ich wusste, dass Lennard mich immer noch beobachtete. Ach, was soll's. Was war denn schon dabei?
    Garfield grunzte genussvoll auf, als ich mit den Fingern durch sein borstiges Fell fuhr.
    «Streichelst du den toten Köter?», fragte Nils ungläubig, als er ebenfalls aus dem Gang trat. Alter, verfolgte mich eigentlich jeder, wenn ich bloß aufs Klo gehen wollte?!
    «Äh… Ja», sagte ich und richtete mich wieder auf. Nils runzelte die Stirn und ich lächelte flüchtig. «Wie läuft das Spiel?»
    «Wir führen. Ist gerade Pause», erklärte er und kurz darauf tauchten ein paar kichernde Mädchen hinter ihm auf, die durch eine Tür in die Toilette verschwanden. Vollständige Sätze waren wohl auch nicht seine übermäßige Stärke.
    «Cool», nickte ich. Garfield fiepte leise, weil ich aufgehört hatte, ihn zu streicheln. Wieso verlangten meine Halluzinationen eigentlich immer so viel Aufmerksamkeit? Die waren schlimmer als jedes Tamagotchi.
    Lennard kam wieder rein und grinste mich blöde an. Nils sah verärgert von ihm zu mir, bis Lenny im Herrenklo verschwunden war.
    «Was läuft da eigentlich zwischen dir und Neo?» Nils beobachtete mich abwartend und ich verdrehte die Augen. «Wir waren früher mal befreundet und er erhofft sich irgendwie Chancen bei mir.» Ich schnitt eine Grimasse, aber Nils schien nicht wirklich besänftigt zu sein. Der war auch anstrengend. «Aber ich steh auf jemand anderen», säuselte ich und lächelte verhalten. Nils Gesicht färbte sich rot und passte jetzt wunderbar zu seinem Haar.
    «Du, ich hab meinem Vater versprochen, um fünf zu Hause zu sein… Wäre das okay, wenn ich jetzt gehe?» Ich sah ihn unsicher an. «Aber ich hätt echt Lust, nochmal was zu machen.»
    Nils war immer noch knallrot und nickte perplex. «Ja, wie wäre es mit morgen?»
    «Morgen ist ganz schlecht», log ich. «Wir fahren nach Hannover, ein paar Sachen aus dem Haus holen und so. Aber wir sehen uns Montag in der Schule, ja? Wir können uns ja in der Pause treffen!»
    «Okay, klar.» Er zuckte beiläufig mit den Schultern. Gott, musste ich denn noch deutlicher werden?! Sobald Lennard Wind davon bekommen würde, dass ich offiziell mit Nils zusammen war, würde er sich hoffentlich von mir fernhalten. Das war alles, was ich wollte. Aber Nils war offenbar schwer von Begriff.
    Ich zog ihn zu mir und küsste ihn flüchtig. Er war so überrascht, dass er nicht einmal darauf reagieren konnte, ehe ich zur Tür verschwand. «Wir sehen uns dann Montag!» Ich schenkte ihm noch ein zuckersüßes Lächeln und sah zu, dass ich aus der Miefbude raus kam

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