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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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Grimasse und nahm sich die Brille ab, um sich die Augen zu reiben. «Gott, davon bekommt man vor allem Kopfschmerzen.»
    «Darf ich mal?», fragte ich und griff nach dem Gestell. Durch die Gläser sah man kaum mehr als verschwommene Farbflecke. Lenny lachte los. «Du siehst aus wie so eine verrückte Wahrsagerin, bei der ich mal war!»
    «Ich prophezeie dir eine düstere Zukunft und ein trostloses Leben als Ausgestoßener in völliger Isolation», grinste ich und setzte die Brille wieder ab, ehe mir schwindelig davon wurde.
    «Das klingt verführerisch», nickte Lennard. «Ich kann's kaum erwarten.»
    Grinsend lehnte ich mich zurück und genoss die Blicke der vorbeikommenden Schüler und derer, die dauerhaft am Starren waren.
    Ehrlich gesagt, hatte ich seit meiner Ankunft hier noch nicht so einen Spaß gehabt, wie an diesem Tag und ich war fast ein bisschen enttäuscht, als ich nach der sechsten Stunde nach Hause musste.
    Lennard holte mich vom Klassenraum ab, wie er es zur zweiten Pause auch getan hatte, und begleitete mich nach draußen auf den Schulhof. «Wäre das okay, wenn ich mit zu dir komme? Ich muss echt dringend mit dir reden.» Schon wieder. Wenn er mir eine Liebeserklärung halten würde, würde ich kotzen. Direkt auf seine Füße.
    «Meinetwegen», seufzte ich, als mein Blick an drei Gestalten am Ende des Hofes hängen blieb, die die Schüler beobachteten, die gerade Schulschluss hatten und aus dem Gebäude kamen. Ich würde direkt an ihnen vorbeikommen, wenn ich nach Hause wollte. Es gab nur diesen einen Zugang zur Schule.
    «Was ist los?», fragte Lenny irritiert, als er meinen Blick bemerkte.
    «Ach, nichts.» Ich winkte ab, aber er hatte die Kerle bereits ebenfalls bemerkt und seine Miene verhärtete sich. «Komm, hier entlang», sagte er und zog mich wortlos mit nach rechts. Wir liefen ums Schulgebäude herum und über den Sportplatz. Die ganze Zeit zeterte ich und verlangte Erklärungen, aber Lennard schwieg, während wir über den Zaun kletterten und von hinten rum zum Parkplatz kamen. Die drei Typen waren mittlerweile verschwunden und wir konnten so in sein Auto steigen.
    «Die sind gefährlich», erklärte er, als er losfuhr und unnötig viel Gas gab. Wir fuhren rasend schnell durch die kurzen Straßen.
    «Was sind das für Kerle?», fragte ich irritiert, als er in unsere Straße einbog. «Ich hab die noch nie gesehen, aber die waren sogar bei mir zu Hause!»
    «Die sind… so eine Art von Gang Mitgliedern. Halte dich einfach von denen fern, ja?» Er bremste abrupt ab, beugte sich über mich und öffnete die Tür auf meiner Seite.
    «Eine Gang?! In Hoya?», fragte ich spöttisch. Lennard biss sich auf die Lippe und schnallte mich ab. Es war eindeutig, dass er mich aus dem Wagen haben wollte. Aber so einfach würde ich es ihm nicht machen.
    «Vielleicht eher eine Sekte… Was weiß ich. Die Typen sind ziemlich durchgedreht und radikal. Würdest du jetzt bitte aussteigen? Ich hab Besseres zu tun, als den ganzen Tag hier rumzusitzen.»
    «Ach ja, auf mal», fauchte ich, schnappte mir meine Tasche und stieg aus. «Du kannst mein Fahrrad abholen, das steht nämlich noch am Ständer an der Schule!»
    Lennard antwortete nicht, sondern zog einfach die Tür hinter mir zu und fuhr los. Ich konnte den Kerl wirklich nicht ausstehen. Meistens jedenfalls.
     

Kapitel 13
    «Mama, nicht Georg!», rief ich entsetzt, als sie den Teddy achtlos ins Feuer warf und ich zusehen musste, wie er in Flammen aufging. Georg schrie und weinte und ich mit ihm.
    «Liebes, du wirst es mir danken», sagte sie und drückte mich an sich. «Du musst loslassen, hörst du?» Ein weiterer meiner Freunde landete im Kamin und ich fiel weinend auf den Boden. Die Hilferufe und Schreie drangen durch meinen ganzen Körper und hinterließen eine eisige Kälte.
    «Schatz, geh doch nach oben», sagte meine Mutter sanft und zog mich hoch. «Ich schaffe das auch alleine.»
    «Mama, bitte», flüsterte ich und sah sie verloren an. «Du tust ihnen weh! Sie sterben alle!»
    «Sie sterben nicht, Louise», sagte sie ruhig. «Es sind keine Lebewesen, hörst du? Sie spüren keine Schmerzen und sie können auch nicht sterben.»
    Ich fühlte mich hilflos und meine Kraft ging mir aus. Ich hatte keine Kraft mehr zum Weinen oder zum Schreien. Ich blieb einfach nur noch ruhig liegen und starrte apathisch in die Flammen.

    Rüdiger war noch nicht zu Hause, weil ich viel zu früh dran war. Normalerweise quatschte ich nach der Schule noch mindestens eine

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